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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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besaß eine echte Entschuldigung – aber eine, die ich bei einer öffentlichen Gerichtsverhandlung nicht vorbringen konnte. Bei den Aufgaben, die ich in Britannien durchgeführt hatte, ging es genau darum, dass Vespasian sie geheim halten wollte.
    Ich konnte wohl kaum den Kaiser vorladen, um sich für mich zu verbürgen. Eine Alternative gab es – Anacrites. Wenn er schwor, dass ich in kaiserlichem Auftrag unterwegs gewesen war, musste niemand den Grund dafür erfahren. Selbst der Prätor würde davor zurückschrecken, den Oberspion zu verhören. Aber wenn Anacrites meine einzige Rettung war, würde ich mich lieber verurteilen lassen.
    Helena versuchte mich zu beruhigen. »Procreus und sein Drahtzieher Silius wissen ganz genau, dass du unschuldig bist. Diese Beschuldigung zu erheben ist nur ein übler Trick. Du kannst es nicht wagen, eine Anklage wegen Gottlosigkeit zu ignorieren, schon gar nicht in einer Stellung, die ein persönliches Geschenk des Kaisers war.«
    »Allerdings. Morgen werde ich in den Fluren auf und ab laufen und darauf warten, einen Termin beim Prätor zu bekommen. Irgendwas sagt mir, dass er keine Eile haben wird, mir gefällig zu sein. Ich weiß genau, wie sie vorgehen werden. Procreus wird nicht auftauchen, und solange er seine Beweise nicht vorlegt, hänge ich in der Luft.«
    »Na ja, Marcus, wenn er überhaupt nicht auftaucht, gibt es auch keine Anklage … Du musst den Prätor davon überzeugen, dass es nichts gibt, wogegen du dich verteidigen müsstest – und eine Abweisung der Anklage fordern.«
    »Die bekomme ich nicht! Aber du verstehst, mein Liebling, dass ich die Sache in Ordnung bringen muss, bevor ich mich im Gericht wieder sehen lassen kann. Wir können nicht zulassen, dass Paccius Africanus die Geschworenen darauf hinweist, einer von Calpurnias Anklägern sei angezeigt worden, die Götter beleidigt zu haben.«
    Der heutige Tag war verschwendet. Ich hatte gerade die beste Rede meines Lebens gehalten – und sofort hatten mich die Profis von der Tafel gewischt.
    »Es war eine gute Rede«, stimmte Helena anerkennend zu. »Ich war stolz auf dich, Marcus.«
    Sie ließ mir einen Augenblick Zeit, mich in ihrem Lob zu sonnen. Sie umarmte und küsste mich. Ich wusste, was sie bezweckte, schmolz aber trotzdem dahin.
    Dann, nachdem sie mich besänftigt hatte, holte Helena einen Kalender und eine saubere Notiztafel, damit sie meine vergangenen Besuche beim Tempel der Juno auflisten konnte, um Procreus’ Beschuldigung abzuweisen.

XLV
     
     
    »Möglicherweise willst du es gar nicht hören, Falco.«
    »Ich bin sowieso schon am Boden, Junge. Du kannst es nicht schlimmer machen.«
    Petronius Longus gehörte zu dem langen Strom der Besucher. Bei den meisten handelte es sich um aufgeregte Verwandte, begeistert darüber, dass ich in ernsten Schwierigkeiten steckte, Schwierigkeiten, von denen ihre Nachbarn gehört hatten. Sie waren von Helena abgewiesen worden. Petro wurde hereingelassen, allerdings nur weil er behauptete, er hätte mir etwas über den Metellus-Fall zu erzählen. Wenigstens war er nicht begeistert. Er hielt mich für einen Idioten. Sich mit Exkonsuln anzulegen stand ganz oben auf seiner Liste absoluter gesellschaftlicher Dämlichkeiten.
    »Es war doch klar, dass sich Paccius gegen dich wenden würde.«
    »Genau genommen arbeitet mein Ankläger für Silius.«
    »… der für Paccius arbeitet! Übrigens, Falco, weißt du, dass dein Haus überwacht wird?«
    Er hatte Recht. Ich lugte durch einen Spalt in den Fensterläden hinaus. Zwei zwielichtige Gestalten in schäbigen Umhängen und Wollmützen lungerten am Ufer des Tiber herum. Angler konnten es nicht sein, dazu war es zu kalt. Unfähige Einbrecher, die ein Haus zu offen ausspähten? Berichterstatter, die für die Skandalseite des Tagesanzeigers schrieben?
    Kumpel von Silius, die hofften beobachten zu können, wie ich aufs Kapital marschierte und den Mann bedrohte, der die Gänse hütete? Wohl kaum. Ich hatte zwar daran gedacht, mir den geschwätzigen Gänsejungen vorzuknöpfen, um ihm beizubiegen, was er mir da angetan hatte – aber ich war von meiner besonnenen Frau davon abgehalten worden.
    »Die benehmen sich ziemlich auffällig.«
    »Willst du, dass ich sie entfernen lasse?«
    »Nein. Dann schicken ihre Herren nur andere.« Petronius fragte mich nicht, welche Herren.
    Helena kam zu uns herein. Ich warf Petro einen Blick zu, und wir traten vom Fenster weg. Helena betrachtete uns misstrauisch.
    »Hast du Marcus’ Rede

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