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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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muss ihnen also keinen richtigen Schmerz zufügen?«
    Honorius spürte unsere Ablehnung. Vorsichtig antwortete er: »Ein paar Schreie sind nie verkehrt. Gerüchte über die Schreie werden den Geschworenen bald zu Ohren kommen.« Die ganze Zeit hatte Helena mit starrem Gesicht zugehört. Sie hielt geduldig meine Toga über dem ausgestreckten Arm, bereit mich in das Kleidungsstück zu wickeln. Das Glitzern in ihren Augen bedurfte keiner Interpretation. Ihr Blick war so feindselig, dass eine Bronzelampe (ein geflügelter Kinderschuh, ein geschmackloses Saturnaliengeschenk, das ich noch nicht auf den Müll geworfen hatte) erzitterte. Schließlich hielt es meine schmallippige Garderobiere nicht mehr aus. »Wäre es nicht besser, Honorius, sich nicht länger auf Vermutungen und billige juristische Tricks zu verlassen und stattdessen greifbare solide Beweise zusammenzustellen?«
    Honorius schaute verblüfft. Helena funkelte ihn böse an. Er beschloss, dass er anderswo zu tun hatte.
    »Ach übrigens, Falco – das wird Sie zum Lachen bringen. Mein alter Chef scheint von uns beeindruckt zu sein … Silius hat mich gestern Abend besucht.« Er errötete, wahrscheinlich bereute er sein Geständnis bereits. »Ich weiß nicht, wie er mich gefunden hat. Ich war im Haus meiner Exfrau …«
    »Was«, fragte ich den in Erinnerungen versinkenden Liebhaber kurz angebunden, »wollte Silius?«
    »Oh … Er hat versucht mich zu kaufen, mehr nicht.«
    Mit Mühe hielt ich an mich. »Was hat er Ihnen angeboten?«
    »Meine alte Stellung.«
    »Sie haben Sie von sich aus aufgegeben, vergessen Sie das nicht.«
    »Und einen Haufen Bargeld als Willkommensgeschenk … Keine Bange«, versicherte mir Honorius ruhig. Er fing meinen Blick auf und schaute zuversichtlich. »Es hat nicht funktioniert.«
    Ich ließ ihn gehen.
    Leise knurrend hüllte Helena mich für den Besuch beim Prätor in meine Toga. Sorgfältig legte sie das eine Ende über meine linke Schulter, brachte dann die Stofffülle von hinten um mich herum, steckte das vordere Teil fest, warf mir das andere Ende über die Schulter, strich die Falten ordentlich glatt und überprüfte, ob die Saumlängen übereinstimmten und nicht zipfelten. Sie küsste mich ganz sanft. Erst dann machte sie eine Bemerkung.
    »Nächstes Mal wird Silius ihm mehr bieten.«
     
    Unten in unserer Empfangshalle erwartete mich Schlimmeres. Die einzige Person, die ungerechterweise an Procreus’ Gottlosigkeitsbeschuldigung glauben würde, sprach mich an. »Also, du siehst unmöglich aus! Ist das die Toga deines Bruders? Er wusste, wie man sie trägt.« Falls Paccius und Silius mich zu demoralisieren versuchten, waren sie dabei wie Amateure vorgegangen.
    »Hallo, Mutter.«
    »Werden meine Qualen denn nie enden? Oh, welche Schande. Jetzt muss ich hören, dass ich einen Gottlosen zur Welt gebracht habe!«
    »Eins kannst du deinen neugierigen Freunden erzählen, Mama. Ich bin fälschlich von Unruhe stiftenden Verleumdern als Faulpelz bezeichnet worden.« Ich wedelte mit der Wachstafel, auf der meine Pflichterfüllung sorgfältig verzeichnet war. »Dein Junge ist unschuldig.«
    »Wir werden ja sehen.«
    Wieder hielt ich mich im Zaum. »Ja, das werden wir.«
    Ich konnte den Prätor nicht aufsuchen, wenn ich derart gereizt war. Außerdem ging, als ich die Haustür öffnete, draußen gerade ein Regenguss nieder. Helena ließ mich warten, während man ihren Tragestuhl holte, damit meine kostbare Toga nicht nass wurde. Verbittert stand ich auf der Schwelle und bekam trotzdem den Regen voll ab. Nux schoss an mir vorbei und bellte den Wind an. »Dummes Viech!« Ich hob sie hoch und trug sie hinein, woraufhin nasse Hundehaare an meinem formellen Gewand klebten.
    Helena versuchte Mama abzulenken. Die sorgte sich darum, wie sehr mein Vater sich über das Desaster amüsieren würde. Sie behauptete, er würde sagen, es sei ihre Schuld. Helena schlug vor, Papa die Schuld in die Schuhe zu schieben. Der Gedanke hellte die Stimmung meiner Mutter auf.
    Inzwischen hatten wir eine weitere Besucherin – Ursulina Prisca war erneut gekommen und hoffte Justinus nerven zu können. In seiner Abwesenheit hatten ihre Fühler ihr mitgeteilt, dass Honorius Jurist war, und sie hatte ihn mit der langen Geschichte ihrer angezweifelten Erbschaft aufgehalten. Das hübsche Gesicht des kleinen Mannes verzog sich vor Besorgnis, während er sie abzuwehren versuchte. Helena mischte sich unauffällig ein. Sie rettete den verzweifelten Honorius, hakte eine Hand

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