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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Ausgerechnet ihn, den eingesetzten Erben, bat sie um Rat, ob für ihn die Zeit gekommen sei, in den Genuss des Vermächtnisses zu gelangen. Er teilte ihr mit, dass Rubirius Metellus sterben sollte. Dann stellte er den Mann zur Verfügung, der das Gift kaufte, das sie benutzte.
    Wenn Paccius Africanus beginnt Calpurnia Cara zu verteidigen – was er zweifellos mit großem Geschick tun wird –, hoffe ich, dass das, was ich heute gesagt habe, Ihnen im Gedächtnis bleibt und Ihnen hilft, meine Herren Geschworenen, seine ausgefeilten Worte im richtigen Zusammenhang zu sehen.«

XLIII
     
     
    Mir ging’s prächtig. Ich hätte es besser wissen sollen.
    Die Sitzung löste sich lärmend auf, und die Geschworenen unterhielten sich angeregt. Es lief besser, als wir je hätten erwarten können. Sie zeigten nicht nur Interesse, sie genossen das Ganze sogar. Marponius, den Hintern rausgestreckt, watschelte großspurig davon, nachdem er mir huldvoll zugenickt hatte. Wenn ich ihn beeindruckt hatte, dann hatten wir die Sache in der Tasche. Den Glauben an die Unparteilichkeit der Geschworenen kann man vergessen. Kein Richter gestattet saft- und kraftloses Freidenkertum in seinem Gericht. Er sorgt dafür, dass die Plattärsche von Geschworenen genau wissen, wie sie abzustimmen haben. Wozu brauchte man einen Vorsitzenden Richter, wenn der nur das Urteil verkünden würde, nachdem die Urnen ausgeleert und die Stimmen gezählt worden sind?
    Marponius mochte zwar ein Emporkömmling sein, der sich schamlos nach Anerkennung abstrampelte, aber von meiner Warte aus gesehen besaß er einen Vorteil. Er und ich waren beide Jungs vom Aventin. Er hatte sich mit dem Abkupfern von Enzyklopädien hochgearbeitet, während ich einen anderen Weg eingeschlagen hatte – aber wir waren beide im Schatten des Cerestempels aufgewachsen, hatten beide in der Gosse unter der Aqua Marcia gespielt, wir hatten denselben Matsch an unseren Stiefeln und erkannten einander als Lümmel von niederer Geburt mit denselben Nachteilen und derselben Art, uns zu beweisen. Wenn die Senatoren zu spitzfindig wurden, würde sich Marponius auf meine Seite stellen. Wenn der geschniegelte Haufen mir auf die Nerven ging, würde ich vielleicht sogar anfangen Marponius zu schmeicheln. Ich wurde als minderwertiger Privatschnüffler verabscheut, aber auch er wurde verabscheut – als Eindringling, der sich aus eigener Kraft hochgearbeitet hatte.
    Ich war mit großem Muffensausen an die Sache herangegangen. Jetzt war mir leichter. Am Ende dieses Tages hatten wir große Fortschritte gemacht. Paccius und seine Klientin eilten davon, ein wenig zu schnell, um irgendjemanden zu beeindrucken. Calpurnia machte ein grimmiges Gesicht. Sie musste das Gefühl haben, sich durch die Wahl ihres Verteidigers bereits verurteilt zu haben. Silius stand immer noch herum, aber nach meinen Andeutungen über seine Kollaboration musste er sich von Paccius distanzieren.
    Ich trat zu Honorius und Aelianus. Wir hielten unsere Hochstimmung in der Öffentlichkeit im Zaum und machten uns daran, unsere Schriftrollen und Schreibgeräte einzusammeln.
    Ein Gerichtsdiener sprach mich an. »Didius Falco? Draußen vor dem Gericht ist ein Mann, der mit Ihnen sprechen will.« Ich beschloss, das nicht zu beachten. Ich war erschöpft. Aber jeder, der etwas von mir wollte, würde mich bald aus der Basilica kommen sehen. Für all die Beobachter war es wichtig, dass Honorius, Aelianus und ich als Gruppe eng beieinander blieben, uns anlächelten und selbstsicher wirkten. Mit raschen Schritten gingen wir durch die Kolonnaden nach draußen und verbreiteten gute Laune.
    Von der Basilica Julia führen mehrere Stufen nach unten, steiler am einen Ende, dann flacher werdend, um sich der Forumshöhe näher am Kapital anzupassen. Die meisten Geschworenen standen noch auf den langen Stufen, wo sie wie durch Zufall ein neugieriges Publikum bildeten. Ganz in der Nähe bemerkte ich Silius Italicus, der wachsam blickte. Nicht weit davon entfernt lungerte Anacrites herum. Ich konnte sogar Helena Justina sehen, die unten auf Straßenhöhe stand. Sie winkte mir zu, dann bemerkte ich, wie sie zauderte. Ihr Vater war nicht da. Wir hatten uns darauf geeinigt, dass er sich während meiner Rede auf die obere Galerie setzen würde, damit er und ich nicht zusammen gesehen wurden.
    Als ich aus den Kolonnaden trat, teilte sich die Menge vor mir wie durch Zauberei. Ein Mann, den ich noch nie gesehen hatte, stand ein paar Stufen unter mir und wartete auf

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