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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Schadenersatz anzuerkennen. Darf ich vorschlagen, dass das, was Calpurnia Cara erlitten hat, nicht weniger als eine Million Sesterzen erfordert, um den Schaden wieder gutzumachen?«
    Große Götter. Mit meinen Ohren muss etwas nicht stimmen. Das kann er nicht gesagt haben. Eine Million?
    Tja, damit hatte er aber einen Fehler gemacht. Der große Paccius hatte es übertrieben. Marponius war Ritter. Wenn der Eintrittspreis für den gesellschaftlichen Rang des Richters nur vierhunderttausend betrug, war es verrückt, den Preis für die Qualifikation zum Senat zu verlangen, und das für eine Frau. Marponius blinzelte. Dann rülpste er nervös – und als er den Erstattungsbetrag verkündete, reduzierte er die Summe um die Hälfte.
    Eine halbe Million Sesterzen. Es fiel mir äußerst schwer, ruhig zu bleiben.
    Die Camilli mochten etwas beisteuern, aber ich erwartete wenig von ihnen. Da wir nie über Geld gesprochen hatten, benutzte ich die Brüder in unserer Partnerschaft als unbezahlte Lehrlinge. Es blieb also an mir hängen. Mir war eine Schuldenlast aufgebürdet worden, die ich unmöglich ableisten konnte. Mein Bankier hatte es mir kurz und bündig mitgeteilt – ich konnte keine halbe Million aufbringen, selbst wenn ich alles verkaufte, was ich besaß.
    Ich schloss die Augen und bekam es irgendwie hin, weder zu schreien noch zu weinen.
    Das war auch gut so. Völlig niedergedrückt zu wirken wäre bei meiner nächsten Verabredung nicht gut angekommen. Noch während sich das Gericht auflöste, erhielt ich die Nachricht, dass mich der Prätor sofort wegen des Gottlosigkeitsvorwurfs sehen wollte. Es gab kein Entkommen. Er hatte einen seiner offiziellen Leibwächter geschickt, um mein Erscheinen zu erzwingen. Und so, eskortiert von einem Liktor samt seinem Rutenbündel (und in dem Gefühl, gleich öffentlich ausgepeitscht zu werden), wurde ich weggeführt. Zumindest kam ich dadurch aus der Basilica, bevor irgendjemand sein unaufrichtiges Bedauern über meinen Untergang aussprechen konnte. Ich war jetzt ärmer als der durchschnittliche Sklave. Wenigstens wird einem Sklaven erlaubt, ein wenig Taschengeld auf die Seite zu legen. Ich würde jede Kupfermünze brauchen, um Paccius und Calpurnia auszuzahlen. Der Liktor war ein Brutalo, aber er unterließ es, seine Ruten bei mir einzusetzen. Er konnte sehen, dass ich ein gebrochener Mann war. Das hätte ihm keinen Spaß gemacht.

LIV
     
     
    Nur weil er nach mir geschickt hatte, hieß das nicht, dass der Prätor bereit war, mich auch zu empfangen. Er spielte gern mit seinen Opfern. Der Liktor ließ mich in einem langen Flur zurück, wo Bänke für all jene standen, die der große Mann warten ließ. Gelangweilte und unglückliche Bittsteller hielten sie bereits besetzt und sahen aus, als wären sie schon den ganzen Tag hier.
    Ich schloss mich ihnen an. Die Bank war hart, ohne Rückenlehne und einen Fuß zu niedrig.
    Fast direkt darauf traf Helena Justina ein, fand mich und quetschte sich neben mich. Sie musste gesehen haben, wie ich abgeführt wurde, also war sie uns nachgeeilt. Sie griff nach meiner Hand und verschränkte ihre Finger fest mit meinen. Selbst auf diesem Tiefpunkt gelang es mir, sie von der Seite anzuschauen und ihr ein Halblächeln zu schenken. Mit geschlossenen Augen lehnte Helena ihren Kopf an meine Schulter. Ich verschob einen Goldohrring, da der granulierte Halbmond in ihre Wange drückte. Dann ließ ich mich gegen sie sinken und ruhte mich ebenfalls aus.
    Wie auch immer unser Schicksal aussehen würde, wir hatten einander.
    Wir hatten aber auch zwei Kleinkinder und diversen Anhang – also stand ein billiges Zwei-Zimmer-Loch in einer Mietskaserne außer Frage. Das wussten wir beide. Keiner von uns machte sich die Mühe, es zu erwähnen.
    Schließlich rief uns ein Schreiber mit gespitztem Mund und missbilligendem Blick in einen Vorraum. Er sprach meinen Namen falsch aus, vermutlich mit Absicht. Der Prätor war davor zurückgeschreckt, mich selbst zu befragen. Sein Schreiber musste die schmutzige Arbeit erledigen. Der Bürohengst vergrub seine Nase in einer Schriftrolle, damit er nicht unfreiwillig in menschlichen Kontakt kam. Jemand musste ihm erzählt haben, dass man durch den bloßen Anblick eines Privatschnüfflers Eiterflechte bekommen und ein ganzes Jahr lang Pech haben kann.
    »Sie sind Marcus Didius Falco? Der Prokurator der Heiligen Gänse?« Er konnte es kaum glauben; jemand in den Sekretariaten musste wohl eingedöst sein. Zumindest kapierte dieses

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