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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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voreingenommene Schwein jetzt, warum bei meiner Vorladung etwas schief gelaufen war. »Der Magistrat ist höchst beunruhigt über diesen Vorwurf der Gottlosigkeit. Pietätlosigkeit gegenüber den Göttern und Vernachlässigung der Tempelpflichten sind schockierende Vergehen. Der Magistrat betrachtet sie als verabscheuungswürdig und würde die höchste Strafe verhängen, wenn solche Beschuldigungen je bewiesen würden …«
    »Die Beschuldigungen sind stark übertrieben und verleumderisch«, bemerkte ich. Mein Ton war wohlwollend, aber Helena trat mich. Ich gab ihr einen Rippenstoß; es hätte genauso gut sein können, dass sie diejenige gewesen wäre, die diesen Piepmatz unterbrach.
    Schlagfertigkeit gehörte nicht zu seinem Repertoire, und so fuhr der Schreiber noch für einige Zeit fort, die aufgeblasenen Ansichten des Magistrats zu wiederholen. Sie waren fein säuberlich in einer Schriftrolle festgehalten – um dafür zu sorgen, dass jemand seinen Rücken gut deckte. Während ich mich fragte, wer da seinen Ruf für die Nachwelt absichern wollte, ließ ich die Beleidigungen über mich hinwegschwappen. Schließlich fiel dem Stilusschwinger ein, dass er eine Verabredung zum Mittagessen mit seinem Wettsyndikat hatte. Er verstummte. Ich fragte, was nun passieren würde. Er zwang sich, es mir mitzuteilen. Der hochwohllöbliche Magistrat hatte Folgendes beschlossen: Klage abgewiesen, kein Prozess.
     
    Es gelang mir, an mich zu halten, bis wir draußen auf der Straße waren. Ich packte Helena an den Schultern und drehte sie um, damit wir uns ins Gesicht schauen konnten.
    »O Marcus, du bist wütend!«
    »Allerdings!« Ich war erleichtert – aber ich hasse es, wenn die Dinge für mich manipuliert werden. »Wer hat das veranlasst, Herzchen?«
    Ein verschmitztes Glitzern lauerte in diesen großen braunen Augen. »Ich hab keine Ahnung.«
    »Mit wem hat sich dein Vater gestern Abend getroffen?«
    »Na ja, er wollte zum Kaiser …« Ich setzte zum Sprechen an. »Aber Vespasian war beschäftigt. Also hat Vater sich, glaube ich, mit Titus Cäsar getroffen.«
    »Und was hatte der verdammte Titus zu sagen?«
    »Liebster Marcus, ich nehme an, dass er einfach zuhörte. Papa war ziemlich wütend, dass man dich deinem Schicksal überlassen hatte. Er sagte, er könne nicht zusehen, wie seine beiden geliebten Enkeltöchter dem – falschen – Vorwurf ausgesetzt wurden, einen gottlosen Vater zu haben, und obwohl du dich verpflichtet fühltest, über deine letzten kaiserlichen Missionen zu schweigen, würde er selbst vor Gericht gehen und zu deinen Gunsten aussagen.«
    »Woraufhin Titus …«
    »Titus tut gerne jeden Tag eine gute Tat.«
    »Titus ist ein Idiot. Du weißt, dass ich jede Gönnerschaft hasse. Ich habe nie darum gebeten, gerettet zu werden. Ich bin kein Zuckerstückchen für das Gewissen eines kaiserlichen Nichtsnutzes.«
    »Du wirst damit leben können«, erwiderte Helena grausam. »Soviel ich verstanden habe, meinte Titus Cäsar, dass der Prätor – mit einem Auge auf seine zukünftige Konsulschaft – wahrscheinlich zu der Erkenntnis gebracht werden konnte (vermutlich mit seinem anderen Auge; wie gut, dass er nie einen Speerwurfunfall gehabt hat … ), dass Procreus keine Beweise hatte.«
    »Dann sind mir die Hände gebunden.« Ich sah sie an. Spöttischer Humor funkelte mir entgegen. »Es ist mir scheißegal, ob meine Töchter als gottlos abgestempelt werden – aber um für sie sorgen zu können, muss ich unbedingt als ehrbar betrachtet werden.«
    »Du gibst einen perfekten Paterfamilias ab«, teilte Helena mir zärtlich mit. Sie konnte einem schöntun wie eine niedere Göttin, die für einen Abend vom Olymp freibekommen hat. Jeder Schäfer, der sich auf den Sieben Hügeln herumtrieb, tat gut daran, in den nächsten Graben zu springen.
    »Ich geb auf. Helena Justina, das Gesetz ist wunderbar.«
    »Ja, Marcus. Ich höre nie auf, froh darüber zu sein, in einer Gesellschaft mit einem so guten Justizsystem zu leben.«
    Ich wollte gerade das sagen, was sie von mir erwartete, nämlich »und systematisch korrupten«. Ich kam nicht dazu. Wir hörten auf zu witzeln, denn während wir scherzend dort standen, kam ihr Bruder Justinus auf der Suche nach uns angerannt. Als er sich krümmte, um wieder zu Atem zu kommen, erkannte ich an seinem Gesichtsausdruck, dass er schlechte Nachrichten brachte.
    »Du solltest besser gleich mitkommen, Marcus. Zum Haus von Calpurnia Cara.«

LV
     
    Unterwegs erklärte uns Quintus hastig, was

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