Tod Eines Senators
Gericht, bombardieren die Geschworenen mit Trivialitäten, während sie alles Relevante weglassen, das ihrem Klienten schaden könnte.
Ich kam zur Hauptsache. »Eigentlich untersuche ich die Umstände des Todes von Metellus senior.«
»Oh, davon weiß ich nichts. Ich war nicht da. Mein Vater holte mich an dem Tag ab, als der Prozess endete.«
»Sie sind wieder in das Haus Ihres Vaters gezogen?«
»Natürlich.« Sie hielt inne. »Papa hatte sowieso schon Streit mit denen.«
»So was passiert in Familien«, meinte ich mitfühlend. »Worum ging es denn?«
»Ach, um irgendwas wegen meiner Mitgift, über solche Dinge weiß ich nicht Bescheid …«
Falsch, meine Liebe. Saffia Donata wusste alles über die Dinge, die sie betrafen. Doch Frauen von Rang verstellen sich gerne. Ich ließ es durchgehen. Ich kann mich auch verstellen.
»Also nach Hause zu Papa, zumindest vorübergehend? Natürlich wollten Sie in Ihrer eigenen Wohnung leben; Sie sind eine verheiratete Frau, gewöhnt an Ihre eigenen Räumlichkeiten?«
Nicht ganz. Sie war gewöhnt daran, mit Calpurnia Cara unter einem Dach zu leben, einer Matrone, die – wie Helena ironisch bemerkt hatte – Haltung und Präsenz besaß. Saffia erkannte, dass mir der Widerspruch nicht entgangen war, und antwortete nicht.
Ich lächelte wie ein Verschwörer. »Meinen Glückwunsch. Mit Calpurnia zusammenzuleben muss Ihr Durchhaltevermögen auf die Probe gestellt haben. Ich könnte mir denken, dass sie Ihnen genau vorgeschrieben hat, wie Sie alles zu machen hatten …«
»Ich kann nicht erlauben, dass die Frau meines Sohnes stillt!«, machte Saffia sie boshaft nach. Sie war gut darin.
»Wie schrecklich.«
»Wenigstens wird dieses Baby nicht die scheußliche Amme haben, die meine Tochter ertragen musste.«
»Sie sind froh, dieser Tyrannei entkommen zu sein.«
»Wenn es bloß so wäre.« Ich schaute sie fragend an, woraufhin Saffia die seltsamen Verfahren erklärte, die zukünftigen Müttern auferlegt werden, wenn sie sich von Familien scheiden lassen, wo ein großes Erbe auf dem Spiel stehen könnte. »Calpurnia besteht darauf, dass eine angesehene Hebamme bei mir wohnt, mich untersucht und sowohl die Schwangerschaft als auch die Geburt überwacht.«
»Jupiter! Wovor fürchtet sie sich?«
»Vor einem untergeschobenen Enkelkind, falls mein Baby stirbt.«
Ich schnaubte. Das kam mir wie eine Menge Theater vor. Doch Metellus Negrinus würde auch nicht wollen, mit dem Unterhalt des falschen Kindes belastet zu werden.
»Sie sagte mir, dass Sie bei mir vorbeikommen würden.« Demnach sprachen Saffia und die Tyrannin immer noch miteinander.
»Sie sagte mir , Sie würden Ärger machen«, erklärte ich unverblümt. »Was meinte sie damit?«
»Keine Ahnung.« Ich merkte, dass sie es genau wusste, mir aber nicht sagen würde.
Ich wechselte die Richtung. »Sie sind gut organisiert. Es muss doch ziemlich hektisch zugegangen sein, um so schnell eine Wohnung für Sie zu finden.« Kurz fragte ich mich, ob Calpurnia selbst dazu beigetragen hatte.
»Oh, das hat der gute alte Lutea alles für mich organisiert.«
Leicht amüsiert hob ich eine Augenbraue. »Ihr Exmann?«, riet ich. Sie errötete, weil ich sie übertölpelt hatte. Es war ein ungewöhnlicher Name. Den Mann würde ich bald aufspüren. Ich lächelte. »Lassen Sie uns offen sein. Glauben Sie , dass Rubirius Metellus sich umgebracht hat?«
Aber darüber wusste Saffia Donata auch nichts. Sie hatte genug von mir. Ich wurde gebeten zu gehen.
An der Tür blieb ich stehen. Da ich meinen Stilus bereits weggesteckt hatte, kaute ich stattdessen am Fingernagel. »Verdammt! Ich wollte Calpurnia noch etwas fragen … Ich will sie in ihrer Trauerzeit ungern weiter belästigen – wissen Sie zufällig, welches Gift Metellus genommen hat?«
»Schierling.« Das war gut für eine Frau, die während der Gifteinnahme nicht im Haus gewesen und mit der Familie über Kreuz war.
»Zum Hades, wir befinden uns doch nicht in der Wildnis von Griechenland, und Metellus war kein Philosoph. Kein zivilisierter Mensch nimmt heute noch Schierling!«
Saffia blieb stumm.
»Wissen Sie, wo er sich den besorgt haben könnte?«, fragte ich.
Saffia schaute noch argwöhnischer. Sie zuckte nur mit den Schultern.
Ich hatte jetzt zwei Matronen aus derselben Familie befragt, meiner Meinung nach beide zutiefst unaufrichtig und verschlagen. Mir rauchte der Kopf. Ich ging zum Mittagessen nach Hause zu meinen eigenen offenen und unkomplizierten
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