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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Vater war entsetzt über das Urteil. Wir sind eine sehr angesehene Familie. Papa hatte keine Ahnung, in was er mich da reinbrachte, als ich Vögelchen geheiratet habe. Und mein Exmann war wütend. Er will nicht, dass sein Sohn mit solchen Leuten in Verbindung gebracht wird.«
    Ich ignorierte das selbstgerechte Gebrabbel und hielt mich an die Fakten. »Sie haben von Ihrem ersten Mann einen Sohn, und von Metellus …?«
    »Eine Tochter. Sie ist zwei.«
    Genau wie meine, hätte ich sagen können. Aber bei Verhören war ich schroff. Für mich sind Privatermittler im Einsatz einsame Miesepeter, die sich nicht mit häuslichem Geplauder aufhalten. Ich fand es besser, sie zu fragen: »Würden Sie es übrigens vorziehen, wenn ich mit Ihrem gesetzlichen Vormund spreche?«
    »Ganz wie Sie wollen. Ich habe natürlich einen.« Saffia schien es nichts auszumachen, sich selbst mit mir zu unterhalten. Sie nannte auch den Namen des Vormunds nicht. Ich hatte Bereitwilligkeit gezeigt. Das Letzte, was ich wirklich wollte, war, mit einem hochnäsigen Freigelassenen abgespeist zu werden, dem man die Verwaltung ihrer Verträge und Konten übergeben hatte, nur um den Anstand zu wahren. Vermutlich war er von niederem Rang, und ich bezweifelte, dass er Saffia oft zu sehen bekam. Hier handelte es sich nicht um die vielfach übliche Situation, wo der gesetzliche Vertreter eine Ehe mit seinem Schützling im Auge hatte. Saffia waren Scheidungen nicht fremd. Wiederverheiratung in den höchsten gesellschaftlichen Kreisen war das, was sie erwartete, und bald. Die augustäischen Gesetze gaben ihr sechs Monate Zeit, wenn sie den Verlust von Privilegien vermeiden wollte. Ich hatte das Gefühl, dass sie Expertin war. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie noch mehrmals die Ehemänner wechseln würde – vermutlich jedes Mal mit einer Aufwertung ihres Status.
    »Verzeihen Sie meine Unwissenheit, aber darf ich erfahren, wer Ihr Exmann ist?« Ich hatte auf jeden Fall vor, Negrinus, das »Vögelchen«, aufzusuchen; jetzt fand ich, dass ihr erster Abgeschobener auch eine Befragung wert sein könnte.
    »Oh, er hat mit alldem nichts zu tun, machen Sie sich wegen ihm keine Sorgen.« Ich schätzte, dass ihr erster Ex darum gebeten hatte, aus ihrem Ärger mit dem zweiten herausgehalten zu werden, und Saffia war loyal genug, dem zu entsprechen. Interessant. Würde sie gegenüber Negrinus auch so loyal sein?
    »Ist es unverschämt zu fragen, warum diese Ehe beendet wurde?«
    »Es ist unverschämt«, erwiderte Saffia. Ziemlich rüde.
    »Aber Sie stehen immer noch auf gutem Fuße?«
    »Tun wir.«
    »Wegen Ihres Sohnes?«
    »Weil es zivilisiert ist.«
    »Wunderbar!«, sagte ich, als hätte ich feinen Sand zwischen den Zähnen. »Und wie stehen die Dinge zwischen Ihnen und Vögelchen?«
    »Unsagbar – leider.« Sie wedelte mit ihrer kleinen gepflegten Hand über dem ungeborenen Kind. Dabei rutschten mehrere Silberarmreifen auf ihr Handgelenk. Ihre leichten Stoffhüllen wurden von zahllosen Emaillebroschen und Nadeln gehalten. Selbst die Sklavin, die ihr die Stirn abwischte, trug einen Armreif.
    »Spielt die Schwiegermutter dabei eine Rolle?«, meinte ich mit einem Zwinkern. Saffia war aus irgendeinem Grund loyal, verzog nur leicht den Mund und schwieg. Vielleicht hatten die Metelli sie für ihr Schweigen bezahlt. »Ich habe sie heute kennen gelernt«, versuchte ich es noch mal.
    Saffia gab nach. »Ich nehme an, Sie halten die Metelli für eine grauenhafte Familie«, sagte sie. »Aber die Mädchen sind in Ordnung.«
    »Welche Mädchen?« Sie hatte mich kalt erwischt.
    »Die beiden Schwestern meines Mannes. Juliana ist lieb, obwohl sie mit einem Griesgram verheiratet ist. Der Prozess war für die beiden ein entsetzlicher Schock. Carina hat sich immer abseits gehalten. Sie ist ziemlich streng und hat etwas Melancholisches, aber ich glaube, sie begriff, was da vorging.«
    »Carina missbilligte die korrupten Praktiken?«
    »Sie vermied jeden Ärger, indem sie sich aus allem raushielt. Ihr Mann hat auch eine sehr steife Haltung eingenommen.«
    »Werden Sie mit den Schwestern in Kontakt bleiben?«
    Saffia zuckte mit den Schultern; sie wusste es nicht. Nach außen hin schien sie voll lockeren Geplauders zu sein, aber ich spürte bereits, dass ich aus dieser Zeugin nichts Entscheidendes herausbekommen würde. Sie plapperte fröhlich, gab aber nur das preis, was sie sich leisten konnte. Alles, was sie für sich behalten musste, blieb ausgegrenzt. Anwälte machen das vor

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