Tod Eines Senators
Frauensleuten.
VIII
»Wie konntest du mir das antun, Falco?«
Justinus mampfte sich durch eine Schüssel mit Chicorée, Oliven und Ziegenkäse. Er machte ein verdrießliches Gesicht. Ich fragte ihn, was ich getan hätte, wobei ich wusste, dass er auf Ursulina Prisca anspielte. Sein Bruder, der in einer Schriftrolle las, als fände er das Mittagsmahl eklig, gab ein höhnisches Lachen von sich.
»Vulkans Atem«, fuhr Justinus fort, »deine Witwe ist so anstrengend. Dauernd quasselt sie von Agnaten …«
»Agnaten?« Helena schaute skeptisch. »Ist das eine Krankheit oder ein Halbedelstein?«
»Enge Verwandte außer Kindern, die als Nächste in der Erbfolge stehen.« Aelianus, einmal effizienter als Justinus, schien sich tatsächlich mit den Feinheiten des Erbschaftsrechts beschäftigt zu haben. Ging es darum in seiner Schriftrolle?
»Ursulina hat irgendein Anrecht auf den Besitz eines Bruders«, bestätigte ich. »Oder sie glaubt, dass sie das hat.«
»Oh, Ursulina Prisca kennt sich mit ihren Rechten genau aus«, erklärte Justinus. »Sie weiß mehr über Erbschaftsrecht als alle Anwälte in der Basilica.«
»Warum braucht sie dann unsere Hilfe?«, gelang es Helena einzuwerfen.
»Sie möchte, dass wir, wie sie es ausdrückt, als Instrument ihrer juristischen Herausforderung fungieren.«
»Für sie vor Gericht gehen?«
»Für sie zum Hades gehen!«, stöhnte Justinus in düsterer Schwermut.
»Du hast die Klientin also angenommen«, fasste ich zusammen und lachte. »Du bist eine sozial gesinnte Seele. Die Götter werden viel von dir halten.«
»Selbst seine Frau hält nicht viel von ihm«, teilte mir Aelianus in schroffem Ton mit. Die beiden hörten nie auf. Sie würden sich bis zum Grab in den Haaren liegen. Wem auch immer als Erstem die Aufgabe zufiel, Begräbnisöl über die Knochen seines Bruders zu gießen, würde Anstößiges in der brüderlichen Elegie vorbringen. »Aber deine streitsüchtige alte Witwe findet ihn zum Anbeißen, worauf er reingefallen ist.«
Ich schüttelte den Kopf, ignorierte das Gezanke und gab Anweisungen für unseren nächsten Schritt.
»Also gut. Wir haben ein paar vorläufige Nachforschungen angestellt und die Hauptbeteiligten identifiziert. Jetzt müssen wir die Schlüsselfiguren in die Mangel nehmen und nicht nachlassen. Mit etwas Glück schaffen wir das, bevor die Zeugen Zeit haben, sich untereinander abzusprechen. Es gibt zwei Töchter und einen Sohn von Metellus. Wir haben zwei Camillus-Söhne und eine Tochter, daher würde ich euch gerne gleichmäßig auf die Gegenspieler verteilen – aber ich kann Helena Justina nicht losschicken, um einen Ädilen zu befragen.«
»Wir haben keinen Beweis, dass Vögelchen ein Schürzenjäger ist«, protestierte Helena. »Du musst mich nicht beschützen.« Senatorentöchter können nicht an die Haustür Fremder klopfen. Ihr Rang verbot es Helena, fremde Männer zu besuchen.
Das hatte sie nicht davon abgehalten, mich in meiner elenden Privatschnüfflerbude zu besuchen – aber ich wusste, wozu das geführt hatte. »Metellus Negrinus ist ein hoher Beamter«, widersprach ich. »Als verantwortlicher Bürger beschütze ich ihn.«
»Du hebst bloß das Beste für dich selbst auf«, maulte sie.
»Falsch. Ich hasse korrupte Staatsbeamte, besonders wenn sie sich hinter lahmem Geschrei wie ›Mir blieb keine andere Wahl, ich wurde auf unbillige Weise beeinflusst‹ verstecken. Kein Wunder, dass unsere Straßen von toten Maultierkadavern blockiert werden und die Aquädukte lecken. Also, Helena, könntest du Carina aufsuchen, die Tochter, die sich angeblich von dem ganzen miesen Geschäft fern gehalten hat?«
»Ich kann auch ihre Schwester übernehmen. Ich möchte sie miteinander vergleichen.«
Ich nickte. »In Ordnung. Du übernimmst Carina und Juliana. Und du, Justinus, kannst deinen Charme auf ihre beiden Männer anwenden und einen ähnlichen Vergleich anstellen. Sie heißen Canidianus Rufus und Verginius Laco. Ich knöpfe mir Saffias Ehemann vor.«
»Welchen?«, wollte Helena wissen.
»Beide.« Ich gedachte nicht, jemand anderem die Befragung von Metellus Negrinus zu überlassen, der beim Untergang seines Vaters eine so entscheidende Rolle gespielt hatte, und zum »guten alten Lutea« gab es ebenfalls neugierige Fragen. Sein voller Name war, wie ich von Quellen in der Kurie erfahren hatte, Lucius Licinius Lutea, und er wurde für eine Art sozial gesinnter Unternehmer gehalten. Das konnte ich glauben. Nicht viele geschiedene
Weitere Kostenlose Bücher