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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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befragt hatten. Wir hatten Paccius Africanus bei ihrem Haus herumlungern sehen. Demnach beriet er immer noch die Familie einschließlich Juliana. Zu welchem Zeitpunkt war ihm wohl aufgegangen, dass ihr die Verwicklung in den Pillenkauf Schwierigkeiten bringen könnte? Vermutlich würde er jetzt die Verteidigung in dem neuen Prozess übernehmen.
    »Wirst du zum Prozess gehen, Marcus?«
    »Würde ich gerne, aber es wird ein unmögliches Gedränge sein. Wenn vor der Kurie verhandelt wird, haben nur Senatoren Zugang. Du weißt, wie das ist. Der offene Durchgang wird voll mit Neugierigen sein, von denen die meisten kein Wort hören werden. Das kann ich mir nicht antun.«
    »Du hast die ursprünglichen Beweise geliefert, mit denen Silius arbeiten muss. Wird er dich nicht in die Anklägermannschaft aufnehmen?«
    »Hätte er vielleicht getan, wenn ich auf gutem Fuß mit ihm geblieben wäre. Er ist mir nicht gerade freundlich gesinnt, seit deine Brüder sich unser Honorar geschnappt haben.«
    Helena schaute mich ernst an. »Und wie haben sie das gemacht?« Ich ließ mir nichts anmerken. Sie klopfte mit dem Fingernagel auf das Tintenfass. »Mit welcher deiner dubiosen Methoden, Falco?«
    »Oh … Sie besuchten den Handlanger des Denunzianten, diesen nutzlosen Honorius, in seinem Büro.«
    »Und?«
    »Und überredeten ihn, eine Bankanweisung auszustellen.«
    »Überredeten?«, fragte Helena mit einem Glitzern in den Augen. »Sie haben Honorius zusammengeschlagen?«
    »Nichts so Subtiles. Sie haben sich mit ihm eingeschlossen und sind geblieben, bis er nachgab. Wie ich hörte, hatte Aelianus was zu lesen mitgenommen und saß ganz vertieft in seine Schriftrolle da. Die Jungs pinkelten aus dem Fenster, aber Honorius war zu schüchtern dazu, also litt er. Nach ein paar Stunden wurde Honorius sehr hungrig; Justinus zog einen großen Picknickkorb hervor, aus dem sich die beiden mit Genuss bedienten, ohne dem Schreiber was abzugeben.«
    »Ich nehme an, Honorius wurde schwach, als sie bei den Fleischklößchen ankamen«, meinte Helena lachend.
    »Ich glaube, es waren die Riesenkrabben, die den Ausschlag gaben. Quintus saugt sie auf so anzügliche Art aus ihren Schalen. Aber du verstehst, worauf ich hinauswill.«
    Helena Justina, das Licht meines Lebens, warf mir einen Blick zu, der besagte, dass sei sich nie ganz sicher war, ob sie meinen wilden Geschichten glauben sollte, aber vermutete, dass die schlimmsten davon wahr waren. Dieser Blick enthielt genügend Humor, um zu zeigen, dass sie die Geschichten nicht gänzlich missbilligte. Ich bilde mir gerne ein, dass sie stolz auf mich war. Schließlich war sie gut erzogen und würde sich nicht wünschen, dass ihr Mann Schulden mit schäbiger Brutalität eintrieb.
    Einmal hatte ich das getan. Aber das war lange her.
     
    Wir fanden heraus, dass es am leichtesten war, Interesse an dem Prozess zu zeigen, wenn wir Interesse an meinen edlen Schwiegereltern zeigten. Helenas Vater, der selten in den Senat ging, machte sich wenig aus Klatsch und Tratsch, war aber jetzt fasziniert von dem Fall, in den seine beiden einzelgängerischen Söhne und der plebejische Liebhaber seiner Tochter involviert waren. Decimus trottete jeden Tag hin, und wir speisten an den meisten Abenden entweder bei den Camilli oder luden sie zu uns ein. Auf diese Weise bekam Julia Justa viel von ihren kleinen Enkeltöchtern zu sehen, was zumindest sie erfreute.
    Sie würde bald eine sogar noch glücklichere Frau sein. Helena und ich hatten mehrfach im Heim ihrer Familie nahe der Porta Capena vorbeigeschaut, seit wir aus Britannien zurückgekehrt waren, aber wir waren beide in Gedanken gewesen. Jetzt fiel uns auf, dass keiner von uns seit der Zeit vor unserer Abreise Justinus’ Frau Claudia Rufina gesehen hatte. Als sie zum Essen kam, stellte sich heraus, dass Claudia genau wie Saffia Donata schwanger war und offenbar kurz vor der Geburt stand.
    »Das scheint eine neue Mode zu sein«, witzelte ich schwach, um meinen Schock zu verbergen. Dieses Kind zu zeugen musste das Letzte gewesen sein, was Justinus vor seiner Abreise mit mir aus Rom getan hatte. Seine sinnlichen braunen Augen, das Entzücken so vieler betörter britannischer Schankkellnerinnen, trafen meinen Blick über einem Brötchen, dass er gerade mampfte. Sein Ausdruck war undeutbar. »Das hast du mir verschwiegen«, murmelte ich ihm zu. Ich war ziemlich sicher gewesen, dass er sich während unserer Auslandsreise entschlossen hatte, die Ehe zu beenden, die trotz

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