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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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er ist Ihr bester Freund!«
    Als Vögelchen nur mit den Schultern zuckte, fragte Aelianus ziemlich direkt: »Haben Sie keine anderen Freunde?«
    Endlich reagierte er. »Oh, ich werde schon jemanden finden.«
    Nach einem Augenblick setzte ihm Justinus auf boshafte Weise wieder zu. »Ihre Exfrau hat eine hübsche Wohnung. Anscheinend hat Lutea sie ihr besorgt. Sie sollten sehen, ob er Ihnen nicht auch eine besorgen kann.«
    Negrinus schenkte uns ein flüchtiges, ziemlich bitteres Lächeln. Er tat den Vorschlag ab, ohne sich die Mühe zu machen, etwas dazu zu sagen.
    »Haben Sie sich mit Lutea zerstritten?«, fragte ich offen.
    »Aber nein, Lutea liebt mich!« Die Antwort war zweideutig. Sie wurde mit Gefühl vorgebracht, konnte aber entweder die Wahrheit oder ein Aufblitzen wehmütiger Ironie sein. »Keine Bange«, versicherte er uns (und versuchte so, mir Gewissensbisse zu machen). »Ich ziehe weiter. Ich werde eine Unterkunft finden. Ich werde euch nicht im Weg sein – oder sonst jemandem …« Sein Jammer oder der Alkohol überwältigte ihn erneut. »O ihr Götter, was soll ich nur machen? Ich habe nichts – ich weiß nicht mal mehr, wer ich bin!«
    »Nein, nein! Hören Sie damit auf«, drängte Justinus, unser junger Idealist. »Geben Sie nicht auf, wenn Sie unschuldig sind. Verteidigen Sie sich!«
    Negrinus schaute uns an. Wie ein Mann, der von einer Leiter fällt, sah ich den Aufschlag kommen. »Ich brauche jemanden, der mir hilft. Ich finde, ihr solltet meine Verteidigung übernehmen.«
    Wir verstummten alle.
    Aelianus sprach als Erster und rettete so die Situation für uns. Einen Traditionalisten in der Mannschaft zu haben zerrte manchmal an den Nerven, aber uns vor Blödsinn zu bewahren, weil der Blödsinn Regeln verletzte, war ein nützlicher Geschäftssinn. »Das ist unangemessen für uns. Wir übernehmen keine Gerichtsfälle. Tut mir Leid. Wir haben nicht die nötige Erfahrung als Verteidiger.«
    Negrinus lachte. »Oh, das weiß ich. Aber ich bin nun mal hier, versteht ihr. Ich kann mich an niemand anderen wenden. Ihr müsst euch um mich kümmern.«
    Er erhob sich. Jetzt war er wieder positiv. Er war knapp dreißig Jahre alt, ein Senator, ein kurulischer Ädil. Er musste in der Armee gedient haben und hatte andere Regierungsposten innegehabt. Wir waren bloße Köter in seinem sozialen Gefolge – und er war sich sicher, dass wir am Ende um Brocken von seiner Tafel betteln würden.
    Negrinus ging zu Bett. Nachdem er uns verlassen hatte, diskutierten wir noch stundenlang. Er musste das gewusst haben. Es wurde zu spät für die Camilli, ins Haus ihres Vaters zurückzukehren. Sie stritten sich immer noch, als sie sich in das Zimmer schleppten, wo Helena sie in Gästebetten schlafen ließ, wenn sie bei uns übernachteten. Ich hatte ihnen gesagt, es gebe keine Möglichkeit für uns, Vögelchens Verteidigung zu übernehmen. Sie hatten irgendwelche hochtrabenden Konzepte vorgetragen, wie die Justiz sie verlangte. Ich hatte die Justiz und ihre dämlichen Forderungen verhöhnt. Wir hatten alle das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Der Drecksack hatte uns mit unserem eigenen Gewissen an die Wand genagelt.
    »Er ist nicht der Einzige, der Hilfe braucht.« Justinus funkelte mich an. Ich verstand seine Gefühle. Er hatte eine Frau und war kurz davor, Vater zu werden. Er war es leid, daran erinnert zu werden, dass seine Frau Claudia eine Erbin war; er wollte eigenes Geld.
    »Ich weiß. Silius und Paccius werden dabei den großen Reibach machen. Warum sollten wir uns, wenn Vögelchen uns schon fragt, nicht auch ein Stück vom Kuchen holen?«
    »Ich verzieh mich, um von Geldkassetten zu träumen«, murmelte Aelianus unverhohlen.
     
    Ich überprüfte das Haus, löschte Lampen, schloss Fensterläden. Ich schaute zu meinen Kindern hinein, das eine fiebrig heiß unter zerknüllten Bettdecken, das andere schnarchend, mit Sabber auf dem gesamten Kissen. Ich richtete Glieder und Bettdecken aus. Gut. Ich fand Helena in unserem Schlafzimmer, ebenfalls schlafend, ihre Stellung seltsam ähnlich der meiner älteren Tochter, aber um gerecht zu bleiben, sie sabberte nicht. Ich steckte ihren Arm unter die Bettdecke und hob eine Schriftrolle auf, die sie mit Anmerkungen versehen hatte …
    Na so was. Helena hatte erneut den Bericht gelesen, den ich für Silius verfasst hatte.
    Jeder Privatschnüffler braucht ein Mädchen im Büro, das Nachrichten entgegennimmt. Meines führte die Bücher, hielt mich in Ordnung – und traf

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