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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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worden?«
    »Doch.«
    »Warum ist es dann immer noch versiegelt?«
    » Wieder versiegelt … Wollen Sie wissen, wie das abläuft?«
    »Erhelle mich«, grummelte ich.
    »Angenommen, Sie eröffnen ein Testament. Sie holen es aus dem Tempel der Vesta oder wo Sie es sonst aufbewahrt haben. Sie erbrechen die Siegel in Anwesenheit aller oder der meisten der ursprünglichen Zeugen.«
    »Die wissen, was drin steht?«
    »Nicht unbedingt.« Der Schreiber hielt inne, als er meinen verblüfften Blick sah. »Der Erblasser war nicht verpflichtet, es ihnen zu zeigen. Manche wollen solange sie leben ein Geheimnis daraus machen.«
    »Wenn es vermutlich Ärger wegen der Vermächtnisse geben wird, meinst du?«
    »Genau. Wenn ein Testament bezeugt wird, unterschreiben die Zeugen nur, dass ihnen die Außenseite des Dokuments formell als Testament des Mannes gezeigt worden ist. Das ist der Grund«, erklärte der Schreiber sorgfältig, »warum sie anwesend sein müssen, wenn er stirbt und das Testament eröffnet wird, um zu sehen, dass sich niemand an ihren Siegeln zu schaffen gemacht hat. Für den Inhalt können sie sich nicht verbürgen, verstehen Sie.«
    »Ah ja. Und weiter?«
    »Das Testament ist eröffnet und verlesen. Für gewöhnlich wird eine Abschrift gemacht. Dann wird es wieder mit Kordel und Wachs versiegelt und in unser Archiv gelegt.«
    »Sehr komisch. Wo ist die Kopie?«
    »Vermutlich beim Erben.«
    »Und wie«, fragte ich, »soll ich wissen, wer der Erbe ist, wenn du mich das Original nicht entsiegeln lässt, das ihn benennt?«
    »Fragen Sie jemanden, der es weiß.«
    »Ihr habt diese Information nicht?«
    »Wir verwahren nur die Tafeln«, antwortete er. »Wir wissen nicht, was drin steht, das ist nicht unsere Aufgabe.«
    Ein guter Tag. So ein typischer Tag im Leben eines Privatschnüfflers.
     
    Ich ging auf die Arx, um den Kopf frei zu bekommen. Beim Tempel der Juno Moneta lebten die Heiligen Gänse, die die Zitadelle bewachten, und die Heiligen Hühner der Auguren. Ich schaute bei ihnen nach, ob alles in Ordnung war. Das war mein öffentliches Amt: Hüter des religiösen Federviehs.
    »Jemand hat nach Ihnen gefragt«, sagte der Wächter, als ich in den Hühnerställen herumstocherte und nach Eiern suchte. Eier waren meine offizielle Vergünstigung. Ich hätte Zeit und Mühe darauf verschwenden können, so zu tun, als würde ich Gesundheit und Wohlbefinden der Gefiederten überprüfen, aber das war nicht nötig. Ich wusste, dass sie total verwöhnt wurden. Außerdem stürzten sich die lieben Gänslein immer auf mich. Wer will schon Schnabelhiebe abbekommen.
    »Nach mir gefragt? Wer war das?«
    »Hat er nicht gesagt.«
    »Und was hast du ihm gesagt?«
    »Dass ich Sie seit Monaten nicht mehr hier gesehen habe.«
    Normalerweise würde mich niemand auf der Arx suchen. Ich hatte keine Ahnung, was das bedeuten konnte, also ließ ich mich nicht davon beunruhigen.
     
    Da ich schon in der Gegend war, überprüfte ich einen Aspekt, den ich nicht in meine Notizen aufgenommen hatte. Ich ging hinunter zum Forum und setzte mich eine weitere unerfreuliche Stunde lang dem Amtsschimmel aus. Ich wollte mehr darüber erfahren, warum Metellus und sein Sohn in dem Korruptionsfall bloßgestellt worden waren. Und wo ließ sich damit besser anfangen als im Büro der Ädilen?
    Falsch, Falco. Inzwischen war ein neuer junger Flegel für die Straßenbauverträge Roms zuständig. Ein freundlicher Bursche hätte gedacht, die Vergehen seines Vorgängers würden guten Klatsch abgeben, aber dieser goldgefasste Pimmelträger versteifte sich darauf, dabei gehe es um die »nationale Sicherheit«, und behauptete, ich hätte kein Recht, in diesen Fragen Nachforschungen anzustellen. Ich erwähnte, dass ich als Agent für Vespasian tätig war, und dennoch blockte er mich ab. Er wisse nicht, was unter Metellus Negrinus passiert sei. Er könne nicht über vorherige Fehler reden. Er sei viel zu sehr mit schlammigen Straßen, betrügerischen Marktgewichten und endlosen Beschwerden über Ratten beschäftigt, die nächtens beim Tempulum Pacis Rabatz machten. Ich solle verschwinden und mich kopfüber in ein enges Abflussrohr stopfen.
    Ich hätte es wissen sollen. Der Korruptionsfall hatte die Machenschaften der Ädilen zu sichtbar werden lassen. Buchprüfungen waren angeordnet, Vorgehensweisen waren gestrafft worden. Dieser neue junge Bursche hätte ein Vermögen machen können, wenn der Metellus-Prozess nicht gewesen wäre. Wie sollte er jetzt genug Moneten

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