Tod Eines Senators
Juliana und seine Anklage gegen Negrinus an Paccius gehen, und am Rest konnten sich die Erben des Toten erfreuen. Ich hatte jetzt keine Zweifel mehr, dass Paccius mit Calpurnia unter einer Decke steckte. Mein Witz, Paccius Africanus sei der Liebhaber von Calpurnia, schien jetzt weniger amüsant. Vielleicht war auch ihre Tochter oder es waren gar beide Töchter beteiligt. Eines war klar: Negrinus war benutzt und verstoßen worden und wurde jetzt rücksichtslos von seiner Familie fallen gelassen.
Die Geschichte war immer noch völlig hirnrissig. Ich wartete nach wie vor darauf, dass der Prätor die Anklage abwies.
»Sie stimmen also einigen der Fakten zu?«, fragte er Vögelchen. »Welchen?«
»Wir haben mal über so einen Plan gesprochen, wie Paccius ihn beschrieben hat.« Der Kerl war völlig neben sich. Er musste eine Schulausbildung erhalten haben, aber niemand hatte ihm beigebracht, Logik anzuwenden, selbst wenn sein Ruf und sein Leben auf dem Spiel standen. Wenn er so weitermachte, konnte er sich auch gleich selbst fesseln und eigenständig in eine Arena voller Löwen hoppeln, mit einem kläglichen Entschuldigungslächeln im Gesicht. »Das war kurz nach der Verurteilung. Mein Vater wollte nicht sterben, meine Mutter war wütend und schlug vor, dass wir die Sache selber in die Hand nahmen. Ich kann nicht leugnen, dass das Gespräch stattfand. Meine Exfrau war auch dabei.« Also deswegen hatte Saffia Donata Schierling erwähnt. »Aber natürlich haben wir den Plan nicht ausgeführt«, jaulte Negrinus.
Zu spät. Seine Behauptung hatte keine Kraft. Er war verdammt.
»Mir bleibt keine andere Wahl, fürchte ich.« Der Prätor erhielt den Schein aufrecht, dass er und Negrinus zivilisierte Gleichrangige waren. Er tat so, als fände er es schrecklich, einen Senatorenkollegen in dieser ausweglosen Lage zu sehen. »Ich habe genug Beweise gehört, um zuzulassen, dass der Fall gegen Sie weiterverfolgt wird. Vatermord ist ein Verbrechen, das wir Römer mehr verabscheuen als jedes andere. Ein Mann von edler Geburt ist in seinem eigenen Haus ermordet worden. Schockierend! Ich bin bereit, den Senat zusammenzurufen, um darüber zu urteilen.« Vielleicht wurde seine Stimme sanfter. Jedenfalls hörte er vorübergehend auf, Edikte von sich zu geben. »Metellus Negrinus, reißen Sie sich zusammen. Sie sind in ernsten Schwierigkeiten und brauchen den besten Verteidiger, den Sie überreden können, sich für Sie einzusetzen.« Ah, so lief der Hase. Der Prätor wollte, dass die Zuschauer Spaß am Prozess hatten.
Bei diesem letzten Einwurf, der zweifellos durch ein schlechtes Gewissen verursacht wurde, überlief Negrinus ein Schauder. Er hob den Kopf und sah dem Magistrat voll ins Gesicht. »Wozu, Prätor? Ich bin verloren, und das wissen wir alle!« Seine Stimme wurde rau. »Ich bin angeklagt, meinen Vater ermordet zu haben, und meine eigene Mutter verdammt mich. Ich bin eine Peinlichkeit. Sie will mich loswerden. Ich hatte nie eine Chance«, stöhnte er. »Nie, nie! Niemand wird mich verteidigen. Bei diesem Prozess wird es keine Gerechtigkeit geben.«
Mir war klar, warum er so empfand. Schlimmeres folgte. Ich hatte angenommen, dass angesichts der angeblichen Fehde zwischen Paccius Africanus und Silius Italicus Letzterer als Negrinus’ Verteidiger einspringen würde. Aber Silius wollte ihn auch verurteilt sehen, um zu erreichen, dass der angebliche Selbstmord des Vaters widerlegt wurde. Daher stellte sich heraus, dass Silius und Paccius diesmal auf derselben Seite standen.
Sogar der Prätor wirkte leicht verlegen, als er die Situation erklärte. »Ich habe einen weiteren Antrag für eine Anklage gegen Sie vorliegen. Silius Italicus hat ebenfalls ein Gesuch eingereicht. Ich habe entschieden, dass Ihre Anwesenheit kein zweites Mal notwendig ist, wenn er seine Beweise vorlegt.« Nachdem er so viel Edelmut gezeigt hatte, wandte er sich an Paccius. »Wir werden in zwei Tagen eine Vorverhandlung durchführen.« Er schaute wieder zu Negrinus. Routinemäßig erklärte er ihm: »Dabei werde ich entscheiden, wer den größeren Anspruch auf die Anklage hat. Ich werde beurteilen, wer welche Anklagepunkte vorbringen kann, und vielleicht eine Erklärung abgeben, wie die Entschädigung aufgeteilt werden soll, wenn Sie verurteilt werden.«
Paccius schaute verstimmt. »Ich beantrage das Recht, als Erster im Prozess zu sprechen.«
»Natürlich tun Sie das«, meinte der Prätor glattzüngig. »Und natürlich tut Silius das auch.« Die Sache
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