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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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auszuführen, und er hatte die Informationen verschlungen. Früh freigelassen, zweifellos beim Tod seines Herrn, hatte er genug Gesetzessammlungen geerbt, um ein eigenes Geschäft aufzumachen. Jetzt setzte er Testamente auf und interpretierte sie. Sein richtiger Name war Scorpus. Er nahm es gutmütig hin, dass wir ihn den alten Fungibel nannten.
    Wir saßen alle auf Hockern. Ich fragte mich, wie der Mann hier geistig arbeiten konnte. Aus den nahe gelegenen Werkstätten kam das unaufhörliche Hämmern auf Metall. Draußen auf der engen Straße gingen ständig laut miteinander schwatzende Leute vorbei. Manche Geschäftsinhaber hätten uns eine Erfrischung angeboten. Fungibel teilte uns lediglich sein Honorar mit (das genauso bescheiden war wie seine Unterkunft, doch irgendwie glaubte ich an ihn), dann begann er sofort mit unserer Konsultation.
    Er las das Metellus-Dokument durch. Ich umriss die Familie und hielt mich dabei an die Fakten. Aelianus beschrieb die lukrative Stellung von Paccius. Fungibel hörte zu. Sein Gesicht blieb ausdruckslos. Er machte sich keine Notizen. Als wir fertig waren, las er das Testament ein zweites Mal. Selbst dann blieb er ruhig.
    »Sie haben vielleicht schon von den Problemen gehört, die die Familie mit dem Gesetz hatte«, sagte ich. »Der Tagesanzeiger hat groß aufgemacht darüber berichtet.«
    Er warf mir einen scheuen Blick zu. »Ich halte mich nicht über die Forumsneuigkeiten auf dem Laufenden. Mein Geschäft betrifft häusliche Angelegenheiten. Wenn ich meine Arbeit ordentlich mache, brauchen die Leute nicht in die Basilica zu rennen.«
    »Wie informieren Sie sich dann über neues Fallrecht?«, fragte Aelianus. Er war mal wieder ganz er selbst – ein geschmeidiger, athletischer, ziemlich unordentlicher junger Mann, der plötzlich Antworten auf reichlich grobe Fragen verlangte. Typisch für ihn, anzudeuten, dass er die Kompetenz des Experten bezweifelte.
    Fungibel war das egal. Wir hatten ihn bezahlt, bar im Voraus. Er würde uns mitteilen, was er dachte. Wir konnten es glauben oder lassen. Er war stolz auf die Dienstleistung, die er anbot, und bettelte nicht um unsere Anerkennung. »Ein Kontaktmann benachrichtigt mich, wenn sich etwas ändert.«
    Aelianus schwieg. Ich nickte. Fungibel prüfte, ob die Unterbrechung beendet war, dann legte er los.
    »Die Form ist korrekt. In Latein. Formelle Amtssprache. Nennt als Erstes den Erben, wie erforderlich. So wie es hier steht, ist es ein gültiges Testament. Es gibt drei interessante Aspekte in diesem Testament. Erstens, wer als Erbe eingesetzt ist. Zweitens, die Vermächtnisse an die rechtmäßigen Erben – in diesem Fall die Kinder, die einen gesetzmäßigen Anspruch haben. Drittens, die Höhe und Verteilung anderer Schenkungen.«
    »Was ist mit der Frau?«, fragte ich. »Calpurnia Cara.«
    »Genau genommen hat sie keinen Anspruch. Doch die meisten Männer legen Wert darauf, dass ihre Witwen in dem Stil weiterleben können, den sie vorher genossen hatten. Nach dem Gewohnheitsrecht könnte sie erwarten, versorgt zu werden. Ich sehe, dass diese Dame eine Unterhaltszuwendung erhält – wenn auch eine sehr geringe.«
    »Beleidigend?«
    Fungibel lächelte. »Für eine Senatorenfamilie kommt mir das recht … zugespitzt vor.«
    »Seien Sie offen.«
    »Außer sie verfügt selbst über eine Menge Besitz in eigenem Namen, würde ich nach diesem Testament schließen, dass Calpurnia Cara ihren Mann gewaltig verärgert hat.«
    »Sieh an.« Calpurnia uneins mit Metellus? Wir wussten bisher nur, dass er derjenige war, der sie mit seinem Widerstreben, Selbstmord zu begehen, verärgert hatte. Das war ein neuer Sichtwinkel.
    »Der erste interessante Punkt – Paccius. Erzählen Sie uns von seiner Einsetzung als Erbe«, forderte Aelianus. Dieser Juristenkram schien ihn wirklich zu faszinieren – eine unerwartete Überraschung.
    Fungibel gab sich zurückhaltend. »Es ist ein Prinzip, an dem Anwälte eisern festhalten – dass ein Mann das Recht hat, sein Testament so aufzusetzen, wie er will.«
    »Er kann einen Außenseiter benennen?«
    »Kann er. Das wird häufig gemacht. Für gewöhnlich gibt es einen Grund dafür – unmündige Kinder können zum Beispiel nicht zu Erben ernannt werden. Oder es dient als Kunstgriff, wenn es viele Schulden gibt.«
    »Die gibt es«, bestätigte ich. »Laut einer der Geschichten. Andererseits könnte Geld beiseite gebracht worden sein, möglicherweise in großer Menge. Wir haben Schwierigkeiten damit, die Wahrheit

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