Tod Eines Senators
Mutter dreier Kinder, wie ich bemerke, eine schlechte Hausfrau ist«, sagte der Prätor grinsend. Der hier war ein hochnäsiger Stinkstiefel, der glaubte, eine Frau solle mit Wolle arbeiten und das Haus ordentlich führen, um sich auf ihrem Epitaph die süßliche Lüge »Sie haderte nie« zu verdienen. Selber hatte das Schwein vermutlich drei Mätressen und hielt seine Frau mit dem Haushaltsgeld knapp. Keine Frage, dass er uns bei einem Fall gegen eine Frau mehr Spielraum ließ, als er es in einem Fall gegen einen Mann hinnehmen würde. Er legte ein Datum für die Vorverhandlung fest, bei der sich Calpurnia unsere Beweise anhören konnte, und wir sausten los, um welche zu beschaffen.
Justinus und ich luden den Bankier Aufustius zum Mittagessen ein.
Er war vorsichtig und abwehrend, aber die Leute beschwerten sich auch ständig über seine Zinsforderungen und setzten ihm wegen Darlehen zu. Niemand lud ihn je ein, weil seine Klienten fanden, seine Honorare seien hoch genug, und weil sie nicht extravagant wirken wollten. Ihm ein Mittagessen zu spendieren war eine billige Investition. Er war entzückt über eine Platte mit gegrilltem Fisch und einen Becher Wein.
Er erzählte uns, die Metelli seien bis vor ein paar Jahren eine durchaus wohlhabende Familie gewesen. Dann sei ihm aufgefallen, dass sie ihre Reserven angegriffen und das Geld mit vollen Händen rausgeworfen hätten.
»Mir kommt da ein Gedanke«, sinnierte Justinus. »Nachdem Metellus den Korruptionsprozess verloren hatte, erzählte uns Silius, seine Entschädigung als Ankläger sei auf eineinviertel Millionen Sesterzen veranschlagt worden. Beläuft sich der geltende Satz dafür nicht auf ein Viertel des Vermögens des Angeklagten?«
»Allerdings.« Aufustius nickte. »Die Zahl basierte auf ihrer Zensusveranschlagung.«
»Die vor zwei Jahren erfolgte.« Ich hatte mit dem Zensus zu tun gehabt – ein angenehmer Auftrag und lukrativ. »Die meisten Leute versuchten, ihren Wert herabzustufen, um Steuern zu sparen. Das dürfte Ihnen als Bankier bekannt sein.« Aufustius lutschte an einer Gräte und gab nichts preis. »Um Negrinus in den Senat zu bekommen, musste die Familie Landbesitz im Werte von einer Million haben – und das nur um sich zu qualifizieren. Die Ausgaben für den Wahlkampf müssen noch sehr viel höher gewesen sein«, stellte ich fest. »Inzwischen ist die Familie auf einem totalen Tiefpunkt. Wo ist das alles geblieben, Aufustius?«
»Menschen verlieren gelegentlich alles«, seufzte der Bankier.
»Stimmt.« Justinus schenkte Aufustius Wein nach. Wir prosteten unserem Gast zu, stellten dann unsere Becher aber wieder ab. Justinus listete mögliche Katastrophen auf: »Vulkanausbrüche, Erdbeben, Schiffe, die im Sturm versinken, zweifelhafte Trickbetrüger, die sich mit Dokumentenkästen aus dem Staub machen …«
»Ihre Bargeldreserve ging auf null zu«, sagte Aufustius. »Ich nehme an, das hing mit dem Prozess zusammen.« Ich teilte ihm mit, dass die Entschädigung bisher nicht bezahlt worden war. Er schaute verwirrt.
»Was ist mit ihrem Landbesitz?«, fragte Justinus.
»Von der Seite kriege ich nichts mit. Na ja, außer dem Einkommen. Pachteinnahmen und Einkünfte aus den Erzeugnissen scheinen versiegt zu sein. Vielleicht haben sie das Land verkauft.«
»Wer würde darüber Bescheid wissen?«
»Sie hatten einen Liegenschaftsverwalter, einen Freigelassenen, soviel ich weiß. Wie hieß er noch … Julius Alexander.«
Justinus richtete sich etwas auf. »Lebt in Lanuvium?«
»Ja. Da stammen sie ursprünglich her.« Interessant.
Justinus schaute verärgert. »Ich habe ihn nicht direkt mit den Metelli in Verbindung gebracht. Warum heißt er Julius, nicht Metellus?«
»Julia war die Großmutter. Sie muss ihn freigelassen haben. Die anderen schienen ihn sehr zu mögen.«
»Haben Sie ihn je kennen gelernt?«
»Nein.«
»Ich war beeindruckt.« Justinus trank einen Schluck Wein. »Er war gut organisiert, freundlich, angenehm im Umgang. Ich würde meinen, wenn er einen Besitz verwaltet, macht er das gut.«
»Während der Amtszeit des Sohnes als Ädil, haben Sie da was von dem Schmiergeld zu sehen bekommen?«, fragte ich Aufustius.
»Kein Kommentar.«
»Ach, kommen Sie.«
»Na gut, ich würde es Ihnen nicht sagen, wenn dem so gewesen wäre – aber das ist nie passiert. Ich war sehr erstaunt, als ich von dem Fall hörte. Ich hatte keine Ahnung von dieser ganzen Schmiergeldgeschichte. Ich kann mir nicht mal vorstellen, wo sie die
Weitere Kostenlose Bücher