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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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vorbereitet war, bevor er am nächsten Tag dorthin ritt.

XXXV
     
     
    Wir unternahmen einen letzten Versuch, die drei Metellus-Geschwister auszuquetschen.
    Helena und ich wollten die Fragen stellen. Wir hatten eine Nachricht vorausgeschickt, in der wir darum baten, dass beide Schwestern und auch Negrinus anwesend sein mögen. Die Frauen waren bei unserer Ankunft da, und beide hatten ihren Ehemann zur Verstärkung dabei. Canidianus Rufus, der so begierig gewesen war, sich aus allem herauszuhalten, als ich seine Frau Juliana nach ihrer Rolle beim Tod ihres Vaters befragt hatte, wirkte jetzt gelassener. Die Anwesenheit von Verginius Laco konnte ihn ermutigt haben. Helena war hinterher mit mir einer Meinung, dass sich alle Beteiligten gut kannten und sich wohl auch mochten.
    Es stand außer Frage, dass sich Saffia Donata uns anschloss, aber ich hatte geschrieben, es könnte hilfreich sein, Licinius Lutea einzuladen. Falls man ihn dazugebeten hatte, tauchte er nicht auf.
    »Haben Sie und Ihr bester Freund sich gestritten?«, murmelte ich Negrinus zu.
    Er stieß einen seiner selbstmitleidigen Rufe aus. »Aber nein! Er spricht immer noch mit mir, wenn ich ihm nützlich sein kann.«
    »Bittet er Sie um Geld?«, warf ich ihm hin. Unwahrscheinlich, wo Negrinus jetzt enterbt war.
    Negrinus wurde ganz still. »Nein. Lutea hat mich nie um Geld gebeten.«
    Ich war noch nicht so weit, zurückzufauchen: Also benutzt er dafür seine Exfrau, was? Negrinus, mit einem Aufblitzen seiner unterbewerteten Intelligenz, schaute wehmütig, als wüsste er genau, was ich dachte.
    Auf einen Blick von Helena hin hielt ich den Mund. Sie sollte das Gespräch in Gang setzen, während ich die Anwesenden beobachtete.
    Sie saß auf einer Liege, ein bisschen entfernt von mir. Hoch gewachsen und anmutig, hatte sie sich im Stil einer Senatorentochter gekleidet, geschmückt mit Juwelen aus Halbedelsteinen über einem langärmligen weißen Winterkleid, darüber eine formelle voluminöse dunkelrote Stola. Mit der Notiztafel in der Hand sah sie wie eine hochrangige Sekretärin aus – eine, die für einen Kaiser Protokoll führte, der den Untergang missliebiger Menschen plante.
    »Ich führe die Aufzeichnungen über unsere Ermittlungen, weswegen mein Mann mich gebeten hat, den Anfang zu machen.« Sie bezeichnete mich selten als ihren Mann, obwohl das der Status war, den ich in meiner Zensuserklärung angegeben hatte. Wir lebten zusammen. Das war zutreffend. Aber Helena wusste, dass es mir immer einen Schock versetzte.
    Sie fing meinen Blick auf und lächelte leicht. Ich spürte, wie meine Lippen zuckten.
    »Falco und Partner werden in Kürze Metellus Negrinus verteidigen. Sie beabsichtigen, der Anschuldigung, er habe seinen Vater getötet, zuvorzukommen, indem sie aufzeigen, dass es jemand anders war – Calpurnia Cara. Das ist hart für Sie – aber ich nehme an, es überrascht Sie nicht.«
    Alle begannen durcheinander zu sprechen, doch ich hob die Hand und gebot ihnen Einhalt.
    »Beim Prozess müssen wir Motiv und Gelegenheit aufzeigen«, fuhr Helena fort. »Metellus sorgte durch sein Testament für ein Motiv – seine Verbindung zu Saffia. Es ist sehr unerfreulich, aber das Thema Ehebruch und Inzest wird vor Gericht zur Sprache kommen. Und wie sieht es mit der Gelegenheit aus? Wir glauben nicht mehr«, verkündete Helena, »an die Geschichte, die uns über den Zeitpunkt des Todes von Rubirius Metellus aufgetischt wurde. Sie alle haben zu diesem Märchen beigetragen – dass er sich zurückzog und sich an dem Tag das Leben nahm, an dem die sieben Senatoren anhand seiner Leiche seinen Tod bezeugten. Ich will ganz offen sein, das ist totaler Humbug.«
    Für eine stille Frau konnte sie richtig scharf werden. Wenn Helena auf diese ruhige, unaufgeregte Weise sprach, wurde mir der Mund trocken.
    »Rubirius Metellus wurde seinen sieben Freunden tot im Bett liegend vorgeführt. Aber wir wissen, dass seine Leiche tagelang woanders gelegen hatte. Stimmt daher irgendwas von Ihrem Märchen?« Sie schaute sich unter den Anwesenden um. »Hat Metellus tatsächlich mit einigen von Ihnen zu Mittag gegessen? Hat er je über Selbstmord gesprochen? Wurden Sie aus dem Zimmer geschickt, Vögelchen, weil Sie verstört waren? Waren Sie überhaupt da – oder in Lanuvium? Lief Calpurnia verärgert hinaus, weil Metellus seine Meinung geändert hatte? Und haben Sie, Juliana, neben Ihrem Vater gesessen, während er dahinschwand?«
    Keiner antwortete.
    »Ich glaube nicht!«,

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