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Tod eines Tenors

Tod eines Tenors

Titel: Tod eines Tenors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhys Bowen
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wird ihn uns hübsch vom Leibe halten. Er will, dass ich Mrs. Llewellyns Londonreise überprüfe. Wollen Sie mir dabei helfen?«
    »Fahren Sie etwa nach London?«
    »Das leider nicht«, antwortete Watkins. »Die dortige Polizei wird die Anrufe bei ihrem Anwalt und in dem Hotel erledigen, wo sie gewohnt hat. Ich soll lediglich die Zugfahrten überprüfen, ob irgendwer sie gestern Abend gesehen hat. Schließlich kann jeder eine Fahrkarte kaufen und sie dann nicht benutzen.«
    Einige Minuten später hatten sich Evan und Watkins erfolgreich durch das Reportergewühl gekämpft und fuhren in dem eben angekommenen Polizeiwagen davon.
    »Ich wünschte wirklich, wir hätten sie beschatten lassen«, bemerkte Watkins. »Wir haben lediglich ihr Wort, dass sie zum Flughafen nach Manchester fährt. Ich weiß nicht, was ich dem Inspektor sagen soll, wenn sie sich aus dem Staub macht. Als mir klar wurde, dass man über den Kanal kommt, ohne den Pass zeigen zu müssen, bin ich nervös geworden.«
    »Darüber würde ich mir keine allzu großen Sorgen machen, Sarge«, sagte Evan. »Sie fährt einen ziemlich auffälligen Wagen. Und warum sollte sie weglaufen, wenn ihr Alibi standhält?«
    Watkins zog ein weißes Taschentuch heraus und wischte sich damit über die Stirn. »Das will ich hoffen«, sagte er. »Warum habe ich nur nicht daran gedacht? Wir hätten einen Streifenwagen schicken können, der ihren Sohn abholt. Vermutlich bin ich so schwere Verbrechen nicht gewöhnt. Es passiert schließlich nicht allzu häufig, dass weltberühmte Opernsänger in Llanfair ermordet werden.«
    »Sie könnten im Präsidium anrufen, damit der Flughafen alarmiert wird - nur für den Fall, dass sie ihre Meinung geändert hat und weg- fliegen will.«
    »Gute Idee«, sagte Watkins. »Ich weiß nicht, warum Sie sich nicht bei der Kriminalpolizei bewerben.
    Sie sind ein Naturtalent - wie dafür geboren.«
    »Ich denke manchmal darüber nach«, erwiderte Evan, »aber ich hatte genug Aufregung und Gewalt, als ich unten in Swansea stationiert war.«
    »Wohl zu viel gesehen?« Watkins nickte verständnisvoll. »Das kenne ich. Manchmal überkommt es mich auch. Wenn ein kleines Kind ermordet oder eine alte Frau wegen ihres bisschen Rente erschlagen wird - dann frage ich mich, warum ich das mache.«
    »Ich habe mit angesehen, wie mein Vater erschossen wurde«, sagte Evan.
    Watkins sah ihn an. »Davon habe ich gehört.«
    Evan blickte starr geradeaus. »Dieses Bild werde ich wohl nie mehr aus dem Kopf kriegen.
    Wenigstens hat das Leben in Llanfair einen Sinn - meistens jedenfalls.«
    »Wer, glauben Sie, könnte es getan haben?«, wechselte Watkins klugerweise das Thema. »Ifor Llewellyn den Schädel eingeschlagen, meine ich.«
    Evan runzelte die Stirn. »Wie Mrs. Llewellyn sagte, muss er viele Feinde gehabt haben. Es sieht mir nicht nach einem typischen Mafiamord aus. So viel ich gelesen habe, sind die immer gründlicher - eine Kugel in den Hinterkopf. Erschlagen ist zu riskant, manchmal überlebt das Opfer.«
    »Was ist mit seiner Frau?«
    »Warum hätte sie ihn umbringen sollen, wenn sie sich scheiden lassen wollte?«, fragte Evan.
    »Durch eine Scheidung wäre sie ihn losgeworden und hätte einen fetten Unterhaltsscheck bekommen.
    Nebenbei, glauben Sie wirklich, dass sie die Kraft für einen derartigen Schlag gehabt hätte?«
    »Sie haben Recht. Er war ziemlich heftig. Mich würde interessieren, was der Sohn zu sagen hat. Ich habe das Gefühl, es gab eine Menge Feindseligkeit zwischen ihm und seinem Vater.«
    Während sie sich unterhielten, führte sie ihr Weg auf der stetig abfallenden Straße zwischen steilen, grünen Hängen hindurch. Durch das geöffnete Wagenfenster drang das Blöken der Schafe herein. In Llanberis mussten sie wegen der vielen Touristen langsamer fahren. Wanderer und Kletterer schlenderten über die Straße und steuerten die Wanderwege an. Tagesausflügler standen Schlange, um mit der Zahnradbahn auf den Snowdon zu fahren. Es kam Evan seltsam vor, dass das Leben einfach so weiterging, wo der Tod so nahe war.
    Auch auf dem Bahnhof von Bangor ging es an diesem Samstag lebhaft zu. Der Parkplatz war besetzt, und Watkins musste sich ins Halteverbot stellen.
    »Wollen wir hoffen, dass sie es nicht wagen, ein Polizeiauto abzuschleppen«, murmelte er. »Ich habe keine Lust, das dem Inspektor erklären zu müssen.«
    Sie überquerten den Parkplatz und drängten sich an überfüllten Schaltern bis ans Gleis zu dem Beamten vor, der dort die Fahrkarten

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