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Tod eines Tenors

Tod eines Tenors

Titel: Tod eines Tenors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhys Bowen
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kontrollierte. Gerade war ein Zug eingefahren, und sie warteten, bis er seine Arbeit erledigt hatte, bevor sie ihn ansprachen.
    »Hatten Sie gestern Abend Dienst?«, fragte ihn Watkins.
    »Und wenn?« Der kleine Mann sah sie herausfordernd an.
    Evan holte das Foto hervor. »Es ist keine besonders gute Aufnahme, aber glauben Sie, dass Sie diese Frau gesehen haben? Sie trug einen graugrünen Regenmantel und einen teuren Seidenschal. Sie wirkt elegant und schick und leicht ausländisch, würde ich sagen. Ich nehme an, sie stand etwas abseits der Menge.«
    Der Gleisbeamte nahm das Foto und betrachtete es eingehend. »Kann nicht sagen, dass ich mich an sie erinnere«, sagte er, »aber gestern Abend war hier ein ordentliches Gewühle. War sie im Fünfuhrzug?«
    »Nein, in dem danach - dem um halb acht, sagte sie.«
    Der Mann schüttelte triumphierend den Kopf. »Das hat sie Ihnen erzählt? Es gab keinen Zug um halb acht gestern. Er fiel aus - Weichenversagen bei Crewe. Er kam erst nach neun.«
    »Tatsächlich? Vielen Dank, Sie haben uns sehr geholfen«, sagte Watkins und drehte sich mit einem wissenden Blick zu Evan um. »Sie ist also nicht gestern Abend aus London zurückgekommen«, murmelte er, sobald sie außer Hörweite des inzwischen neugierig gewordenen Beamten waren. »Jetzt möchte ich für mein Leben gern wissen, ob sie überhaupt dort war. Großartig, jetzt haben wir eine Person, die ein Motiv und eine Gelegenheit hatte. Wir kommen voran, Evans.«
    Eine halbe Stunde später waren sie wieder in Llanfair, aber Mrs. Llewellyns Wagen war nicht da.
    Sergeant Watkins war enttäuscht. »Ich rufe im Präsidium an«, sagte er. »Sie haben die Passagierlisten am Flughafen kontrolliert. Himmel, hoffentlich ist die nicht abgehauen.«
    »Lassen Sie ihr noch ein bisschen Zeit, Sarge«, sagte Evan.
    »Sie kann eigentlich noch nicht aus Manchester zurück sein. Und Sie wissen doch, wie es auf Flughäfen zugeht, vor allem an einem Wochenende im Sommer. Wenn sie um zwei noch nicht zurück ist, können Sie immer noch anfangen, sich Sorgen zu machen.«
    »Ist mir gleich, was Sie sagen, ich mache mir jetzt schon Sorgen«, bellte Watkins. »Jeden Moment muss der Inspektor auftauchen.«
    »Jetzt wäre eine gute Gelegenheit, dass sich Mrs. Powell-Jones im Haus umsieht«, sagte Evan.
    »Und Gladys ebenfalls.«
    »Gute Idee. Finden Sie die Powell-Jones. Ich telefoniere, dass man Gladys abholen soll. Ich glaube, dass keiner von den beiden viel entgeht. Danach werden wir wissen, ob etwas verstellt oder entfernt wurde.«
    Evan schloss die Polizeiwache auf, damit der Sergeant seinen Anruf machen konnte, und brach dann auf, Mrs. Powell-Jones zu suchen. Möglicherweise war sie zu ihrer Mutter zurückgekehrt, aber das glaubte er nicht. Bestimmt war sie begierig darauf, zu erfahren, wie der Stand der Ermittlungen war.
    Vor seiner Haustür stieß Evan auf eine gequält dreinblickende Mrs. Williams. »Oh, da sind Sie ja, Mr.
    Evans«, sagte sie. »Die Powell-Jones' sind im Wohnzimmer, alle beide. Hoffentlich dauert es nicht mehr allzu lange, bis sie wieder in ihr Haus kann. Sie hat schon Staub auf meinen Bilderrahmen entdeckt.«
    Mrs. Williams stieß die Wohnzimmertür auf. »Mr. Evans ist zurück.«
    »Soll ich uns allen eine schöne Kanne Tee machen?«, fragte sie heiter.
    »Wir hatten gerade erst Mittagessen«, sagte Mrs. Powell-Jones ärgerlich. »Zu viel essen und trinken ist ungesund.«
    »Vor allem trinken«, ergänzte ihr Mann und schaute dabei in Evans Richtung. »Und Völlerei ist eine Todsünde.«
    »Wie lange muss ich mich denn noch hier aufhalten, Mr. Evans?«, wollte Mrs. Powell-Jones wissen.
    »Ich habe heute eine Menge wichtige Dinge zu erledigen. Ich hatte gehofft, heute Nachmittag zum
    Eisteddfod gehen zu können und nachzusehen, ob die Entscheidung im Kunsthandwerk-Wettbewerb schon gefallen ist. Ich habe nämlich einen meiner Wandteppiche eingereicht. Eine hübsche Wiedergabe des Schlosses von Caernarfon, in walisischer Wolle aus unserer Gegend gearbeitet.«
    »Wenn Sie bereit wären, mich jetzt zu begleiten, Mrs. Powell-Jones, könnten Sie Ihre Runde durch das Haus machen.«

    »Endlich«, sagte sie und lächelte ihn triumphierend an. »Ich bitte dich besser nicht, mich zu begleiten, mein Lieber.« Sie tätschelte die Hand ihres Gatten. »Du musst noch an deiner Morgenpredigt feilen. Außerdem sind Männer ziemlich nutzlos. Ihnen fällt nie etwas auf.«
    Mrs. Powell-Jones rauschte aus Mrs. Williams Cottage wie ein Kriegsschiff

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