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Tod für Don Juan

Tod für Don Juan

Titel: Tod für Don Juan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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auch
wenn heute jedermann von Verkehrsinfarkt und Umweltverschmutzung redete...
    Ein interessanter Gedankengang,
der ihn auf ganz neue Wege lockte. Gleichzeitig aber spürte jetzt auch Morse
die Lockungen des Schlafes. Es war der Anblick der Wagen auf dem Parkplatz
gewesen, der ihn auf diese neue Idee gebracht hatte... Jetzt war sie wieder
weg. Aber in seinem Kopf drängte sich noch eine Reihe weiterer Ideen. Zunächst
einmal die Überzeugung, daß es eine Verbindung — eine vielleicht sogar
lächerlich nahe liegende Verbindung zwischen dem Raub des Wolvercote-Dorns und
dem Mord an Theodore Kemp geben mußte, zweitens die sich immer mehr
verfestigende Meinung, daß es sich — zumindest bei dem Mord — um zwei Täter
handeln mußte. Drittens die quälende Sorge, daß unter dem bereits zusammengetragenen
Beweismaterial, den Aussagen, den vernommenen Zeugen, den persönlichen
Beziehungen, den obiter dicta, der Geographie von North Oxford — daß
dort irgendwo etwas verborgen war, was er gesehen oder gehört hatte, ohne es in
seiner Bedeutung ganz zu erkennen oder zu verstehen. Viertens sein seltsames
Widerstreben, Downes als Verdächtigen Nummer Eins von der Liste zu streichen.
Morse sah, die Hand an der Beifahrertür, geraume Zeit zum Polarstern hoch und
fragte sich — wie schon seit zwei Stunden — , ob es nicht vielleicht doch eine
Möglichkeit gab, daß Downes den Mord begangen haben könnte.
    Die von Morse ausgebrüteten
Ideen waren häufig so ausgefallen und so unwahrscheinlich, daß sie sich sehr
bald von selbst erledigten. Heute aber war er ausgesprochen gut in Form: Drei
der vier von ihm entwickelten Gedankengänge sollten sich letztlich als durchaus
zutreffend erweisen.
     
     
    Lewis war auf dem Rücksitz des
Streifenwagens eingeschlafen und verschlief fast die ganze Rückfahrt nach Oxford.
In jüngeren Jahren war er bei der Army Mittelgewichtsmeister im Boxen gewesen,
und jetzt träumte ihm, er stünde wieder im Ring, und der Haken eines schnellen,
schemenhaften Gegners träfe von rechts seine linke Kinnseite. Er versuchte,
sich in den Mund zu fassen, um festzustellen, ob er durch den Schlag Zähne
eingebüßt hatte, aber die dicken Boxhandschuhe hinderten ihn daran.
    Als der Wagen in St. Aldate’s
hielt, öffnete der Fahrer die Beifahrertür und rüttelte Sergeant Lewis wach. Es
fiel ihm nicht weiter auf, daß die Hand des Sergeant sofort zum Mund ging und
er mit dem Zeigefinger der linken Hand langsam über die Zähne des Oberkiefers
fuhr.

DRITTER TEIL
     
     
     
     
     

49
     
    Where water, warm or cool, is
    Good for gout — at Aquae Sulis
    (Graffito
im Pump Room, Bath, um 1760)
     
    «Bath?
Das ist Bath?»
    John Ashenden sah von seinem
Stammplatz in der ersten Reihe am Gang aus zu der zierlichen siebzigjährigen
Kalifornierin hinüber. «Ja, Mrs. Roscoe, das ist Bath.»
    Ohne allzu große Begeisterung
griff er zum Mikrophon und begann mit seinen Ausführungen. Hier war er in den
Einzelheiten nicht so sattelfest wie in Stratford oder natürlich in Oxford, wo
er ganze Sätze aus Jan Morris’ Reiseführer auswendig gelernt hatte.
    «Bath, meine Damen und Herren,
ist auf der Stätte des römischen Badeorts Aquae Sulis errichtet worden,
der vermutlich im ersten und zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung
entstanden ist. Der größte Teil der weitläufigen Badeanlagen wurde in der
Neuzeit freigelegt, und die Stadt bietet dem heutigen Touristen die vielleicht
am besten wiederhergestellten römischen Baulichkeiten in ganz Europa.»
    Rechts und links vom Gang nahm
man kopfnickend die vorüberziehenden Häuser und Straßen zur Kenntnis, und
Ashenden kam allmählich in Schwung — auch er, wie die Römerbäder, bestens
wiederhergestellt nach dem Tief der letzten beiden Tage, das nicht nur Shirley
Brown bemerkt und kommentiert hatte. Letztere saß entspannt auf ihrem
angestammten Platz. Die Stiche waren nach der Doppelbehandlung mit Mrs. Roscoes
Salben rasch zurückgegangen.
    «Scheint ja wirklich sehr
hübsch hier zu sein, Shirl», stellte Howard Brown fest.
    Die Amerikaner hatten am
Sonntag morgen Stratford verlassen und in Cirencester Mittagspause gemacht.
Noch hielt sich das Wetter — wieder hatten sie einen goldenen Spätherbsttag —,
und bei vielen begann die Erinnerung an die traurigen Geschehnisse in Oxford
schon zu verblassen.
    Eine der jüngeren Witwen, die
Bibliothekarin Nancy Wiseman aus Oklahoma City, saß hinten neben Phil Aldrich.
Mit heimlicher Genugtuung hatte sie registriert, daß

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