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Tod für Don Juan

Tod für Don Juan

Titel: Tod für Don Juan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Tragödie. Vor zwei Jahren hatte er auf der westlichen Ringstraße
einen schlimmen Verkehrsunfall verursacht, bei dem seine Frau, die neben ihm
auf dem Beifahrersitz saß, so schwere Verletzungen erlitt, daß sie für den Rest
ihres Lebens—das letzte Woche tragisch endete — an den Rollstuhl gefesselt
blieb. Doch damit nicht genug: Die Fahrerin des anderen Wagens, eine Mrs. Mayo
aus Kalifornien, die nach England gekommen war, um über die Romane von Anthony
Trollope zu recherchieren, war sofort tot. Die Versicherungsansprüche und die
Verpflichtungen des Fahrers — der den Unfall praktisch unversehrt überstand —
konnten früher oder später geregelt werden. Die juristische Schuldfrage aber
ist nie ganz geklärt worden. Augenzeugen waren nicht vorhanden. Die Beweislage
im Flinblick auf etwaige mechanische Defekte war widersprüchlich. Es gab in den
Unterlagen Diskrepanzen darüber, wann der Röhrchentest vorgenommen worden war.
All das führte dazu, daß Kemp relativ glimpflich davonkam — mit einem
dreijährigen Fahrverbot und der für manche lachhaften Geldstrafe von
vierhundert Pfund. Für Verwirrung hatte die Tatsache gesorgt, daß Kemp seiner
neben ihm eingeklemmten Frau vor dem Eintreffen des Rettungsfahrzeugs aus einem
Flachmann, den er immer im Handschuhfach hatte, ein paar Schluck Brandy
eingeflößt und auch selbst etwas getrunken hatte, eine — wie später einhellig erklärt
wurde — überaus törichte und unverantwortliche Handlungsweise. Doch muß man
dabei bedenken, daß Kemp — und das brachte er auch zu seiner Verteidigung vor —
einen schweren Schock erlitten hatte.
    Kommen wir jetzt zurück auf die
in der vorigen Woche begangenen Verbrechen. Der entscheidende Punkt war — wie
man es auch drehen und wenden mag — Kemps Anruf. Ich hatte im Hinblick auf
diesen Anruf verschiedene Theorien entwickelt, die sich alle als falsch
erwiesen, so daß ich mir nähere Ausführungen dazu schenken kann. Kemp hatte
gesagt, er werde nachmittags um drei in Oxford eintreffen, was er auch tat.
Jemand wußte von seinem Anruf, fuhr zum Bahnhof und schickte den Taxifahrer
weg, der ihn hatte abholen sollen.»
    Janet Roscoe hatte den Mund
geöffnet, es war, als wolle sie in die entstandene Stille hinein etwas sagen,
aber da fuhr Morse schon fort:
    «Einem Taxi hätte man nämlich
leicht auf die Spur kommen können, deshalb entschied man sich für eine andere
Lösung. Am frühen Nachmittag wurde bei einer Leihwagenfirma in North Oxford ein
Vauxhall Cavalier gemietet, wobei sich eigentlich nur eine Schwierigkeit ergab:
Nach Überprüfung der Lahrerlaubnis, der Kreditwürdigkeit und dergleichen
verlangen Leihwagenfirmen von ihrem Kunden eine Referenz. Doch diese Hürde wurde
rasch und elegant genommen: Der Mann, der den Wagen abholt e—jawohl, ein
Mann! — gab die Telefonnummer des Randolph an und nannte wie
beiläufig die Durchwahlnummer, unter der die Vertreterin des Hoteldirektors zu
erreichen sei. Der Anruf wurde getätigt, die Bestätigung eingeholt, der Wagen
übergeben. Es leuchtet ein, daß hierzu ein zuverlässiger Komplize gebraucht
wurde, handelte es sich doch nicht einfach darum, einem Mitmenschen mal eben
einen Gefallen zu erweisen, sondern um Beihilfe zum Mord. Soweit ich weiß,
waren die Mitglieder Ihrer Gruppe vor Antritt der Reise nicht miteinander
bekannt. Mit einer Ausnahme: Mr. Stratton und Mr. Brown kannten sich aus ihrer
Zeit bei der Army. Allerdings steht fest, daß Mr. Stratton zu der fraglichen
Zeit auf dem Weg nach Didcot war. Und Mr. Howard Brown» — Morse zögerte einen
Augenblick — «hat über sein Tun und Treiben an jenem Nachmittag ausführlich
Auskunft gegeben, eine Bestätigung liegt inzwischen vor.» Lewis spürte, wie
seine Augenbrauen unwillkürlich nach oben schnellten. Hoffentlich hat niemand
was gemerkt, dachte er.
    «Ein oder zwei von Ihnen aber
glänzten an jenem Nachmittag durch Abwesenheit, nicht wahr? Zum Beispiel Mr.
Ashenden.» Der Reiseleiter sah starr zu Boden. «Er hat, wie wir inzwischen
nachgeprüft haben, den Nachmittag bei Freunden in Summertown verbracht.»
Diesmal gelang es Lewis, keine Miene zu verziehen. «Und Mr. Aldrich...» Die
Köpfe ruckten nach hinten, in die letzte Reihe, wo Phil Aldrich saß, mit einem
melancholischen Lächeln auf dem langgezogenen Gesicht, und bestätigend nickte.
«Mr. Aldrich kann auch nicht der Gesuchte gewesen sein, denn er ist ja an jenem
Tag nach London gefahren, war auf der Rückfahrt sogar im gleichen Zug wie
Stratton.

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