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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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geworden war. Warum? Darauf galt es, die Antwort zu finden. Mit ihr würde ich auch wissen, welcher biedere Ettlinger Bürger seine eigene Tochter erwürgt hatte.
     

4
    Friederikes Väter
    Frau Hellali erwartete mich mit orientalischer, leicht reservierter Liebenswürdigkeit in ihrer Jahrhundertwende-Villa an der berühmten Flaniermeile Lichtentaler Allee in Baden-Baden. Heute kam es mir vor, als wäre sie die zweitgrößte Straße Russlands. Ich war nämlich ein wenig zu früh dran, spazierte ziellos und leicht nervös auf den gepflegten Wegen und hörte dabei auf Schritt und Tritt russische Stimmen.
    Das Haus der Hellalis befand sich in bester Lage, unweit des weltberühmten Brenners Park-Hotel und neben dem gepflegten Bertholdbad, in dem sich echte Damen und brave Kinder stets die Waage hielten, wie ich bei früheren Besuchen mit meiner Tochter und Baden-Badener Freundinnen bemerkt hatte. Ganz in der Nähe lockte die Gönneranlage mit ihren herrlichen Rosen, die jetzt Ende September noch einmal all ihre Pracht zeigten. Von den nahe gelegenen Tennisplätzen vernahm man das satte Plopp der Bälle. Die allzu gezähmte flache Oos rieselte nach einem langen, trockenen Sommer heute still unter ihren anmutigen kleinen Brückchen hindurch und am Garten der Hellalis vorbei.
    Endlich war es drei. Ich klingelte und wurde eingelassen. Irgendwo bellte heiser ein Hund.
    Die Villa der Hellalis war ein wahres Jugendstilwunder. Ein großzügiger Treppenaufgang schwang sich nach oben. Der Eingang zum unteren Wohnbereich bestand aus einer riesigen alten Flügeltür mit bleiverglasten Fenstern und sehr hoch angebrachten Türgriffen, was Alter und Tradition des Hauses verriet.
    Mich empfingen riesige hohe, stuckverzierte Räume mit herrlichen Fenstern, die durch einen Wintergarten den Blick ins südlich üppige Grün hinter dem Haus freigaben. Ich schritt über wertvolle orientalische Teppiche, die jeden Schritt dämpften.
    Tee und Wasser standen auf einem Intarsientischchen bereit. Buntes Gebäck, aber auch Trauben, Feigen, Nüsse und Erdbeeren warteten in Schalen.
    Das Morgenland ließ grüßen. Ich tat meine Bewunderung kund, ging angelegentlich zu der Wasserpfeife, die neben dem Kamin stand – »Ein altes Stück vom Großvater meines Mannes aus Kairo!« –, streifte mit dem Blick ein paar Gemälde, die einen Basar zeigten, und schlenderte wie zufällig am Kamin vorbei, auf dessen Sims die üblichen Familienfotos in reich verzierten silbernen Rahmen standen. Der würdige Hausherr unverkennbar, an der Seite seiner Frau, umgeben von mehreren gut aussehenden Söhnen. Und wenn hier noch ein weiteres Foto aufgetaucht wäre? Das einer unscheinbaren Deutschen, entstanden aus einer hastigen Liaison mit einer Patientin? Die Schande konnte man sich gut vorstellen.
    Moammar Hellali war dem Foto nach ein energisch aussehender, eher klein gewachsener Mann mit scharfen Zügen, etwas längerem fast weißem Haar und einem eher strengen Blick. Neben ihm saß ein großer Hund, Typ Dogge. Hellali sah nicht besonders arabisch aus. Er hätte auch Franzose sein können.
    Hastig suchte ich nach einer eventuellen Familienähnlichkeit mit Friederike, konnte aber keine finden. Friederike war ein Mensch ohne deutliche Konturen gewesen.
    Laila Hellali, eine kleine, mollige Frau mit wie festgefroren ondulierten dunkelbraunen Locken, kontrollierten Zügen und einem scharfen Blick, beobachtete mich auf Schritt und Tritt.
    »Meine Kinder. Wir haben drei Töchter und vier Söhne. Inzwischen schon zweieinhalb Enkel. Das dritte kommt im November. Die Kinder sind unser ganzer Stolz.«
    »Da sind Ihre Töchter und Schwiegertöchter ja gut aufgehoben. Wenn der Papa Frauenarzt ist, kann bei der Geburt nichts schiefgehen.«
    »Sie gehen nicht zu ihm in die Praxis. Es wäre nicht anständig«, beschied mich Laila Hellali eher frostig.
    Nach einer kleinen Pause fügte sie hinzu: »Ich war auch nie Patientin meines Mannes. Als wir noch in Ettlingen wohnten, weil er am Diakonissenkrankenhaus in Karlsruhe Oberarzt war, ging ich für meine Entbindungen ins Marienkrankenhaus.«
    »Haben Sie sich in Karlsruhe und Ettlingen wohlgefühlt?«
    »Natürlich. Warum fragen Sie?«
    Ich musste nun schnell zur Sache kommen, denn mein scheinbares eigentliches Anliegen war das Sammeln von Designerkleidung für einen Flohmarkt, dessen Erlös den Armen der katholischen Pfarrgemeinde St. Agnes zukommen sollte. Es war gelogen, aber wenigstens war es eine anständige Lüge. Trotzdem musste

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