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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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einer Bank und kickte Steine über den Weg. Neben ihm hockte ein struppiger kleiner Köter, der irgendwie zu ihm passte. Der Hund sah mich aus intelligenten und wissenden Augen an. Hagen, der ziemlich sonnengebräunt war, deutete halbherzig eine Art Aufstehen an, blieb aber letztlich sitzen. Ich dachte an meinen Mann. Er würde sofort höflich aufstehen, doch das war nur eine Geste. Seine Augen würden dabei gleichgültig bleiben. Die von Hagen waren es nicht. Sie nahmen mich wahr. Als Frau.
    »Tja«, sagte er lässig und blinzelte in die Sonne, »bevor Sie fragen, sage ich es Ihnen gleich. Viele Hinweise, aber nichts Brauchbares. Viele Spuren, aber keine, die etwas taugt. Friederike Schmieds Mörder ist noch immer freilaufend wie ein verdammtes Biohuhn. Mitten in dieser Stadt, in der eigentlich selten etwas passiert. Ein Mord in einem stinknormalen Klamottenladen, und der Täter kommt davon. Das ärgert mich.«
    Mich auch. An mir klebten nämlich seither zwei unerfreuliche Dinge. Einmal der Verdacht, ich selbst hätte Friederike aus unbekannten Gründen umgebracht. Und auch wenn man mir das vielleicht nicht zutraute, blieb bei manchen Damen das unangenehme Gefühl, dass Kundinnen von mir unter erhöhtem Sicherheitsrisiko einkauften.
    »Wie kann das sein? Sie haben doch heutzutage so moderne Methoden. Genanalysen. Infrarotspurensicherung.«
    Hagen klopfte neben sich auf die Bank. Wollte er, dass der Hund hochsprang oder ich mich setzte? Der Hund gähnte und streckte sich aus.
    »Setzen Sie sich.«
    Mit meinem weißen Rock von Ralph Lauren ließ ich mich vorsichtig auf der Kante neben ihm nieder.
    »Das sieht albern aus«, meinte er freundlich.
    Er hatte recht. Ich stand wieder auf, holte mein Lacoste-Seidentuch aus meiner Yves-Saint-Laurent-Tasche und klemmte es mir unter den Po.
    Hagen sah mir mit einem Interesse zu, das mich verlegen machte. Er zuckte die Achseln. »Wo keine Spuren sind, nützt das auch nichts. In diesem Fall tappen wir herum wie im tiefsten Mittelalter. Der Täter hat Handschuhe getragen. Und auf dem Boden waren so viele Trampelpfade durch die Kundinnen, die diese Räume aufsuchen, dass nichts mehr herauszufiltern war. Man hatte da unten zwei Tage lang nicht gesaugt. Was glauben Sie, welches Leben sich in solch einem Teppich tummelt. Sie würden sich nicht mit nackten Füßen draufstellen wollen.«
    »Hören Sie auf! Aber seltsam, dass dann keine Abdrücke an der Tür waren.«
    Er grinste. »Ich sag doch, Handschuhe! Auch sonst hat sich wenig ergeben. Wir haben die Spuren und Hinweise, die es natürlich gab, in ein Computerprogramm mit mehr als zweihundert Kategorien eingegeben, um Rückschlüsse auf den Täter ziehen zu können. Nichts.«
    Er hob sein Gesicht in die Sonne. Ich bemerkte Bartstoppeln, aber sie störten mich nicht. Sie gaben ihm etwas Authentisches. Mein Mann würde niemals unrasiert aus dem Haus gehen. Sein Gesicht war glatt wie das eines Chorknaben. »Das Privatleben dieser Frau gibt ebenfalls nichts her. Leider ohne besondere Vorkommnisse.«
    Das wundert mich nicht, dachte ich. Im Grunde hätte ich Friederike nicht einmal die Rolle eines Mordopfers zugetraut.
    »Ihr Ehemann ist clean, sie war auch clean – so clean, dass es beinahe langweilig war. Keine Schulden. Keine Spielsucht. Kein Alkohol. Keine Tabletten. Sie war gesund. Nicht mal kaufsüchtig, so wie Sie …«
    »Erlauben Sie. Man darf durchaus mehr als eine Jeans besitzen, ohne kaufsüchtig zu sein, Herr Hayden.«
    »… kein Liebhaber, zumindest keinen, den man mit bloßem Auge entdecken konnte. Hatte sie einen? Wissen  Sie  das? Ich denke nicht. Keine versteckten lesbischen oder irgendwie ausgefallenen sexuellen Neigungen. Keiner wollte was Schlechtes über sie sagen. Nicht mal die Nachbarn, und die sagen in Deutschland meistens irgendwann etwas Schlechtes. Sie arbeitete als Grundschullehrerin in Rastatt, nur ein kleines Deputat. Recht beliebt. Anscheinend eine freundliche Person.«
    »Ja, Friederike war immer freundlich. Bemüht freundlich«, meinte ich. »Ist das eigentlich Ihr Hund?«
    Hagen sah beinahe überrascht zu Boden. Der Hund starrte ihn unverwandt an. »Der? Ja. Aus dem Tierheim in Karlsruhe-Daxlanden. Wenn ich arbeite, ist er bei meiner Cousine in Waldbronn-Reichenbach.«
    »Da oben ist es schön für Hunde. Viel Natur. Der Kurpark. Der kleine See. Der Wald. Da hat er viel Ruhe und Auslauf.«
    »Vielleicht. Halmich geht aber auch gerne nach Karlsruhe. In die Günther-Klotz-Anlage, wo die großen Hunde

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