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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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ungeplanten Todesfalles und der sich unweigerlich anschließenden Beerdigung hatte er einen wichtigen Termin in Hamburg absagen müssen.
    »Kannst du dir vorstellen, wer Friederike umgebracht haben könnte?«, versuchte ich es am nächsten Frühstücksmorgen nach meiner waghalsigen Wette mit Hagen Hayden trotzdem. Wir saßen im Wintergarten, den ich vor Jahren ärgerlicherweise im Landhausstil eingerichtet hatte. Früher war Landhaus etwas für die gehobenen Geldbeutel, heute gab es das Zeug im Kaufhaus. Ich würde mir etwas anderes einfallen lassen müssen. Letztes Jahr hatte ich in Düsseldorf einen interessanten norwegischen Designer entdeckt, der sehr geschmackvolle Unikate in estnischer Birke fertigte … Zu gegebener Zeit würde ich ihn kontaktieren.
    Ich hatte eine Glastür geöffnet. Aus dem Garten roch es würzig nach beginnendem Herbst. Befriedigt musterte ich meinen Frühstückstisch. Ich hatte mir angewöhnt, morgens ein kleines Büfett aufzubauen: Parmaschinken, Melone. Frisches Obst. Müsli und Quark. Für meinen Mann servierte ich Rühreier und Champignons auf einer Wärmeplatte. Das Service, altes Wedgwood, war hellrosa, die Tischdecke, altes irisches Leinen, war weiß, und darauf war auch mein morgendlicher Aufzug abgestimmt. Altrosa Leggings, etwas weiter geschnitten, mit einem weißen Sweatshirt. Dazu trug ich eine kleine silberne Kette mit einem rosafarbenen Kleeblatt. Ein Morgenschmuck.
    Ich erwartete ein gegrummeltes Nein. Stattdessen schoben sich die »Badischen Neuesten Nachrichten« ein Stück zur Seite, und es erschien das glatt rasierte Gesicht meines Mannes: Hornbrille, Manager-Igelschnitt, schmaler Mund. Ehemals dunkelblondes Haar, jetzt im Dienst an der Steuerhinterziehung ergraut.
    »Ja«, sagte er zu meiner grenzenlosen Überraschung. Ich hatte im Verlauf unserer eher nüchtern verlaufenen Ehe selten eine derart klare Antwort von ihm bekommen. Außer damals am Standesamt, als ihm klar wurde, dass ihm den Hauptpreis des hübschesten Mädchens von Ettlingen und Umgebung keiner mehr streitig machen würde.
    »Wer denn?«
    »Ihr Liebhaber!«
    »Ihr Liebhaber? Friederike hatte einen Liebhaber?«
    Er grinste, wie Männer grinsten, wenn es um so etwas wie den außerehelichen Sex von anderen ging. Ging es um den eigenen, verging ihnen das Grinsen meist. In unseren Kreisen wussten die Frauen recht gut, wie man sich fürs Fremdgehen rächte, und das wurde dann teuer. Nicolaus hatte mir ein einziges Mal Grund zum berechtigten Misstrauen gegeben: ganz simpel mit einer Bürokraft. Abiturientin. Blond. Keck. Ein bisschen billig. Ich war dem Rat einer italienischen Cousine gefolgt und war weder verständnis- noch würdevoll gewesen, sondern hatte derart entfesselt getobt, geschrien, geheult und ihn beschimpft, dass er, zu Tode erschrocken, die Sache schon im Ansatz aufgegeben hatte. »Moderne Frau?«, hatte Maria damals gesagt. »Vergiss es. Das ist nur allzu bequem für die Männer. Verhalte dich alttestamentarisch. Das verstehen die meisten Kerle besser. Und es erschreckt sie. Alte Kastrationsängste, du verstehst.«
    Nicolaus legte die Zeitung zur Seite und sah auf seine Breitling-Uhr.
    »Liebhaber ist das falsche Wort. Sagen wir, sie hatte eine Affäre. Ich habe sie mit der Affäre gesehen.«
    »Wo denn?«
    »Oben im Rimmelsbacher Hof. Du weißt ja, auf der Hochebene bei Schluttenbach.«
    Natürlich wusste ich, wo das war. Von Zeit zu Zeit verschlug es uns Damen, die wir tagsüber Freizeit hatten, dahinauf, mit dem Auto oder besser noch zu Fuß. Dann tranken wir Kaffee in dem rustikalen Ausflugslokal, genossen den weiten Blick über die Vorhügel des Nordschwarzwalds, über Wiesen, Weiden, Koppeln, versteckte Höfe, Obstbäume und Hecken.
    Vielleicht hatte eine ihrer Freundinnen ein Pferd dort stehen? Die Töchter der meisten Leute, die ich kannte – einschließlich meiner eigenen –, waren als junge Teenies auf diese Höhen zum Reitunterricht gefahren worden oder hatten dort die Gäule anderer Familien versorgt. Unser Pferd, eine Reitbeteiligung, stand allerdings heute in Moosbronn, ein paar Hügel weiter. Irgendwann ließ zur Erleichterung der Eltern die Pferdeverliebtheit der kleinen Mädchen sowieso nach, ebenso wie auch die Begeisterung fürs Ballett schwand, wenn sich die Spreu vom Weizen trennte und das Üben lästig wurde.
    »Ja und?«
    »Ich war mit einem Kunden aus Baden-Baden dort. Aus bestimmten Gründen liebt er«, jetzt grinste mein Mann erneut, was ihm eigentlich nicht stand,

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