Tod im Albtal
sind. Kampfhunde. Neue Kumpels treffen. Ettlingen ist ihm zu langweilig. Nur Softies unterwegs. Er ist ein Raufer. Deshalb heißt er Halmich. Nach der Karlsruher Boxerin. Regina Halmich.«
»Er liebt also die Herausforderung?«, fragte ich. »So wie sein Herr und Gebieter?«
Das war Flirten, was ich hier machte. Verdammt, ich hatte es fast verlernt.
»Ja!«, erwiderte Hagen knapp. »So wie ich!« Sein Blick verriet, dass er wusste, worum es ging.
Ich schluckte. Wechselte das Thema. »Aha. Wird man den Mörder von Friederike jemals finden?«
Er seufzte, breitete die Arme an der Rückwand der Bank weit aus, wobei er meine Schulter leicht berührte. »Je länger es dauert, desto schwieriger wird es. Die Spuren werden kalt. Ich fürchte, Friederike Schmieds Tod wird zumindest im Moment folgenlos bleiben.«
»Für mich nicht! Es kostet mich enorme Überzeugungsarbeit, meinen Kundinnen zu erklären, dass es kein lebensgefährliches Unterfangen ist, mit mir einkaufen zu gehen. Der Mord hat meinem Geschäft geschadet. Dank Frau Trost gibt es auch einige, die mich selbst für die Mörderin halten. Und Kleinstädte wie Ettlingen haben ein langes Gedächtnis. Ich habe keine Lust, den Kopf für so etwas hinzuhalten.«
Hagen stand auf und sah auf mich herab. Sein Blick war kühler geworden. Sein Hund stellte sich hinter ihn und lugte frech zwischen seinen Beinen hindurch.
»Sagen Sie das unserem Mörder! Er wird Verständnis für Ihre gesellschaftliche Situation aufbringen, da bin ich sicher. Aber dazu müssten Sie ihn erst mal finden, und obwohl ich Ihnen ja ziemlich viel zutraue – das dann doch nicht!«
»Warum nicht? Es gibt durchaus Privatpersonen, die Morde aufgeklärt haben. Lesen Sie keine Bücher, Herr Hayden?«
»O doch. In Romanen vielleicht. Nicht im Hier und Heute, meine Gnädigste. Und Sie? Schon gar nicht. Sie sind nicht sensibel genug dafür. Zu oberflächlich, sprunghaft. Zu ichbezogen. Eine reiche Society-Lady. Mehr interessiert an Ihrem Aussehen, als an dem Zustand der Welt um Sie herum.«
»Das stimmt nicht.«
»Machen Sie sich nichts vor! Sie müssten anderen Leuten zuhören können, auch wenn die keine handgenähten Schuhe tragen. Sie müssten Geduld haben und dranbleiben, und das können Sie nicht!«
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Nennen Sie es Menschenkenntnis. Sie sind eine Champagnernipperin. Eine, die höchstens beim Tennisspielen alles gibt. Oder sich auf dem Golfplatz verausgabt, wenn die anderen zusehen und sie bewundern. Aber sonst leben Sie mit eher gebremstem Schaum. Ich wette, Sie haben höchst selten Sex mit Ihrem Mann, und wenn, dann nichts Aufregendes.«
Der federleichte Flirt war unversehens zum Kampf geworden. Ich stand auf, sah ihm direkt in die spöttischen Augen.
»Kein Wunder, dass Sie noch in Ettlingen Dienst tun bei dieser miserablen Menschenkenntnis. Friederikes Tod klebt nach wie vor an mir, denn er hat mich aus dem Rampenlicht ins Zwielicht gerückt, und das gefällt mir gar nicht. Bisher hatte ich auf Ihre Behörde gehofft, aber jetzt merke ich, dass Sie keinen Schritt weitergekommen sind. Ich will herausfinden, wer einen Grund hatte, der armen Friederike die Luft abzuwürgen. Und ich werde eine Spur finden. Wetten?«
»Schon verloren. Unsere umfangreichen Ermittlungen haben keinerlei Motiv für diese Tat ergeben. Es klingt unpopulär, aber es gibt solche beiläufigen Morde: eine Straftat, die keinem erkennbaren Muster folgt. Jemand, der Frauen in Umkleidekabinen beobachtet. Ein Triebtäter. Sie hat sich gewehrt, wollte schreien, er hat sie erwürgt. Oder jemand wollte ihr Geld, sie hat sich geweigert, es herauszugeben, und er hat sie in seinem Frust erwürgt. Und dann hastig den Geldbeutel gestohlen.«
»Daran glaube ich nicht! Friederike hätte gerufen, nein geschrien, wenn ein Unbekannter in ihre Kabine gekommen wäre. Sie war sehr ängstlich.«
»Es ist eben ganz schnell gegangen!«
»Daran glaube ich ebenfalls nicht. Friederike muss den Täter oder die Täterin gekannt haben, denn sie hätte sich schon verteidigen können. Sie war keine zarte Elfe. Der Geldbeutel und das Handy sind nur gestohlen worden, um einen Raubmord vorzutäuschen. Warum hat er den Hunderter übersehen? Doch sie hatte sowieso nicht viel Bares dabei. Wir wollten alles mit Karte zahlen. Die war in ihrer Börse. Ist jemals etwas von ihrem Konto abgebucht worden, oder hat jemand versucht, irgendwo damit zu bezahlen? Bestimmt nicht. Sie hatte ein ziemlich billiges Handy. Deswegen
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