Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
Vom Netzwerk:
schlenderte an Bänken vorbei, auf denen sich wohlhabende Russen ausruhten, oder trank Kaffee in dem herrlichen Café von Brenners Park-Hotel, wo mich uralter Luxus umgab und wo die dahingleitenden Kellner, der melancholische osteuropäische Klimperer am Klavier und die umsitzenden Chanel-Kostüme mich mit innerem Frieden erfüllten.
    Reichte die Zeit nicht, um nach Baden-Baden zu fahren, war die zweitbeste Lösung ein entspannter Aufenthalt in einem der hiesigen Wellnesstempel. Schwimmen, duschen, Sauna. Ein Kräutertee. Der Körper fühlte sich so wohl, dass der Geist frei schweifen konnte.
    Ein Blick auf die Uhr. Zu knapp für Baden-Baden. Also würde ich schwimmen gehen.
    Selbstverständlich kamen weder Baggersee noch Freibad in Frage, und unter keinen Umständen betrat ich je unser ortsansässiges Albgaubad, wo Krethi und Plethi planschten, mich Kinder anprusteten und wo in der Sauna Leute saßen, die nicht auf ihre Figur achteten und nach Billigdeos rochen.
    Unser Fünf-Sterne-Hotel »Albkönig« besaß hingegen eine frisch renovierte Spa-Abteilung, die ich ohnehin gerne ausprobieren wollte. So erklärte ich für die Dauer des Falles »Friederike« das »Albkönig« und seine noble Wellnesslandschaft zu meinem Hauptquartier. Und zwar so lange, bis ich wusste, wer so geschmacklos gewesen war, meine Kundin in einer Umkleidekabine zu erwürgen, bevor sie mein Honorar bezahlt hatte und bevor ich gesehen hatte, wie sie in dem Joop-Blazer in Jadegrün aussah, den ich ihr gedanklich bereits ausgesucht hatte.
    Ausgestattet mit meiner Louis-Féraud-Badetasche und meinen beiden frisch aus New York importierten Shay-Todd-Bikinis (einer in Schwarz-Grau, der andere in Jadegrün!) sowie meinem Duschgel von Hugo Boss erschien ich an der Hotelrezeption und kaufte der Einfachheit halber gleich eine Jahreskarte für neunhundertfünfzig Euro. Die Scheckkarte bezahlte ohne Murren. Auch mein Mann würde nicht murren. Er würde es nämlich kaum bemerken, sondern froh sein, wenn ich ihn noch mehr Geld verdienen ließ, ohne zu nörgeln, dass wir nicht ins Theater gingen oder mit der Clique zum Segeln fuhren. Alles Dinge, die er hasste. Es mochte etwas großzügig scheinen, fast tausend Euro dafür zu bezahlen, dass man in Ruhe schwimmen gehen konnte, aber ich fühlte mich keineswegs schuldbewusst, sondern ziemlich gut dabei.
    »Herzlich willkommen in unserem Hause, Frau Tobler!«, sagte der stellvertretende Hoteldirektor, der im hinteren Bereich der Rezeption gelauert hatte und sein Glück vermutlich kaum fassen konnte. »Ein Gläschen Champagner?«
    Mein Gott, wenn sie doch aufhören wollten, einen mit diesem Gläschen Champagner zu verfolgen! Wenn ich das Zeug trinken wollte, könnte ich es mir selbst kaufen.
    Ich folgte einem Hotelangestellten über moderne, geräuschdämpfende Teppiche und durch ruhige Flure, bis sich der Geruch nach Wohlfühlaromen verdichtete und uns feuchte Wärme umfing.
    Der Pool, in Grau und Rot gehalten, war wirklich schön. Das Wasser schimmerte wie Rubin. Gewärmte Handtücher lagen überall herum, und es duftete nach Kräutern. Hier würde ich zur Ruhe und zum Nachdenken kommen.
    Der Spa-Bereich – kein Wunder bei dem Preis – war nahezu leer. Eine einzige Frau ruhte bereits auf einer der Liegen am Ufer und nippte an einem Wasser.
    »Elena?«
    Sie setzte sich auf. Keine Falte am Bauch, registrierte ich mit professionellem Blick.
    Sie schmunzelte. »Swentja? Das ist eine Überraschung, und ich muss sagen, es hätte schlimmer kommen können. Stelle dir vor, wer von unseren lieben Freundinnen sich diese Karte noch alles leisten könnte! Herrje, erzählen wir es lieber niemandem, wie schön es hier jetzt ist.« Sie streckte sich wie eine Katze und seufzte genießerisch.
    Ich scannte ihre Beine. Cellulitis? Fehlanzeige. Alles fast wie neu.
    »Heute Abend haben wir eine Gala mit einem modernen Stück. Französischer Gastchoreograf. Und bald ist die Premiere mit dem ›Nussknacker‹, und ich bin fast ein wenig aufgeregt. Es sind ein paar neue Mädels aus meiner Tanzakademie dabei. Eine ziemlich gute Engländerin, die sich aber noch nichts traut, und eine Amerikanerin, noch besser, die aber einen neuen Freund hat und manchmal unkonzentriert ist. Vorsicht ist also geboten. Die Karlsruher verstehen inzwischen etwas vom Ballett.«
    »Dank dir, Elena!«, sagte ich feierlich
    Ich wiederhole mich, aber Elena war eine der wenigen Frauen, die ich bewunderte.
    Sie musste an die sechzig sein, vielleicht schon darüber,

Weitere Kostenlose Bücher