Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
Vom Netzwerk:
gefangen? Wo kann ich ihn abholen?«
    »Ich bin dabei, ihn einzukreisen!«, erwiderte ich würdevoll. Würde und Stolz, gepaart mit Arroganz, das hatte mir meine Mutter vorgelebt. Wenn meine Eltern gestritten hatten, war es immer mein Vater, der mit Entschuldigungsblumen nach Hause kam und noch froh sein musste, wenn Mamma sie überhaupt annahm.
    Er hätte es außerdem nie gewagt, mich auszuschimpfen. Italienische Mütter glaubten fest, dass ihre Kinder reine Wunderwesen waren, und bei mir war dieser Gedanke auf fruchtbaren Boden gefallen.
    »Geben Sie mir einen Hinweis, Watson?«
    Ich zögerte. Ihn jetzt schon in meine Ermittlungsschritte einzuweihen, zerstörte den Spaß am Wettbewerb. Andererseits trampelte ich vielleicht auf bereits von der Kriminalpolizei ausgetretenen Pfaden, die in die Irre führten, und konnte mir unnötige Arbeit ersparen.
    Was mir recht gewesen wäre. Ich sah Arbeit nämlich nicht als Erfüllung. Die Frauen aus meinen Kreisen, die voll Begeisterung acht Stunden am Tag in ein Büro oder eine Kanzlei eilten, obwohl sie es nicht nötig hatten, konnte ich nicht verstehen. Hatten sie keine anderen Hobbys?
    »Und?«
    »So schnell geht es nicht. Doch ich kann Ihnen einen kleinen Hinweis geben. Ich habe Grund zu der Annahme, dass Friederike auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater war. Und ihn vielleicht gefunden hatte.«
    »Wieso? Gab es Zweifel, was ihren Vater betrifft? Der lebt doch sowieso nicht mehr. Sie war Waise. Wir haben routinemäßig die Geburtsurkunde eingesehen. Sie ist ausgestellt vom Standesamt Germersheim in der Pfalz, und an ihr war nichts Ungewöhnliches. Kind geboren in Berg in der Pfalz im Haus der Schwiegermutter. Vater bei der Geburt anwesend. Sogar ein Sonntagskind war sie, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Das sagt nichts über die Vaterschaft. Innerhalb einer Ehe ist ein Kind bekanntlich automatisch ehelich, außer die Mutter gibt etwas anderes an. Das sollten Sie ja eigentlich wissen.«
    »Bisher hatte ich für dieses spezielle Wissen keinen Bedarf. Zumindest privat nicht.« Er grinste wieder. »Haben Sie Kinder?«
    »Eine Tochter!«
    »Wie ist sie? Sieht sie Ihnen ähnlich?«
    »Nein«, antwortete ich, überrascht über sein Interesse an meiner Familie. Ich hatte gedacht, er sei einfach nur scharf auf mich, so wie viele Männer, wenn sie mich sehen. Seine fast fürsorgliche Anteilnahme rührte mich auf eine schwer erklärbare Weise. »Sie ist fast eine Schwedin. Sieht aus wie meine Oma aus Malmö. Kinder kommen ja oft nach ihren Großeltern und überspringen eine Generation. Im Temperament gleicht sie allerdings mehr ihrem Opa aus Italien. Wenn ihr etwas nicht passt, kann sie schimpfen wie ein Pizzabäcker.«
    »Na, da bin ich froh, dass bei uns das Aussehen anders vererbt worden ist. Mein Opa kam vom Kaiserstuhl, war Winzer und sah selbst so knorzig aus wie ein Rebstock. Den anderen habe ich nicht gekannt, der liegt irgendwo in Russland. Beim Desertieren im Februar 1945 erschossen, der Dummkopf. Konnte das Kriegsende nicht abwarten.«
    »Winzerfamilie? Deshalb trinken Sie?«
    »Ich trinke jeden Tag einen Cognac. Ich denke, das kann man vertreten. Wann ich ihn trinke, hängt von der Situation ab, und bei Ihrem Anblick war mir danach. Also, was für Hinweise gibt es denn, dass Frau Schmieds Vater nicht ihr Erzeuger war? Abgesehen davon, dass das eigentlich nichts mit ihrem Tod zu tun hat.«
    Ich seufzte. »Es gibt noch keine konkreten Hinweise. Nur ein Gefühl. Sie könnten vielleicht auf dem Jugendamt nachfragen, ob dort jemals eine Akte über ihre Mutter geführt wurde. Dass es Unstimmigkeiten wegen der Vaterschaft gab, meine ich.«
    Er lachte und streckte seine Beine in die andere Richtung. »Unbequem hier. Kommen Sie, wir zahlen und gehen Richtung Horbachpark.«
    Langsam liefen wir über den Schlossplatz, vorbei am Tor, das in den hohen Innenhof führte.
    Ich hätte wetten können, dass uns die Blicke von halb Ettlingen folgten. Im Horbachpark mit See, Springbrunnen, Laubengängen und Bänken herrschte Ferienstimmung. Der Himmel war tiefblau, die Herbstblumen blühten grell dagegen an.
    »Jetzt enttäuschen Sie mich«, bemerkte er. »Gefühle sind nicht ermittlungsrelevant. Die Kollegen vom Jugendamt haben viel zu tun, da mache ich mich lächerlich, wenn ich mir diese Mühe mache. Die Geburtsurkunde der Verstorbenen war vollkommen in Ordnung. Der Vater war offenbar bei der Geburt anwesend. Das hätte er wohl kaum getan, wenn es nicht sein Kind gewesen wäre.«
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher