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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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doch ihr wacher Geist schien im Körper einer Vierzigjährigen zu stecken.
    Mein Blick wanderte zu ihren Zehen. Für mich eines der entscheidenden Merkmale, ob eine Frau wirklich gepflegt war oder nicht. Sie waren hellgrün lackiert. Fast die Farbe ihrer Augen. Exquisit. Aquamaringrün war auch ihr Badeanzug mit kleinen Karos, so raffiniert geschnitten, dass sie aussah wie eine Nixe.
    »Mini-Vichy-Karo von Prada?«, fragte ich und deutete auf das edle Teil.
    Sie nickte. »Prada – was sonst? Er sitzt perfekt. Die Farbe ist perfekt. Wie alles an mir. Die Leute erwarten von mir eine Inszenierung. Auf der Bühne und im Leben, und dazu gehört nun mal eine gewisse Perfektion.«
    »Kommst du oft her?«
    »Zum Entspannen, ja. Meine Mädchen gehen übrigens auch oft schwimmen. Ich schicke sie sogar hin. In Karlsruhe ins Vierordtbad. Das ist nicht weit vom Theater, also praktisch für sie. Ich empfehle ihnen das Schwimmen als Sport, denn es entlastet die Beine. Aber ich muss ja nicht unbedingt im selben Wasser paddeln, oder? Etwas Distanz sollte schon sein. Ein teurer Eintritt ist fast eine Garantie für eine gewisse Exklusivität. Hier trifft man nicht mal die, die es sich leisten könnten. Und du, Swentja?«
    »Ich wollte nachdenken!«
    Sie setzte sich auf. Ich bemerkte, dass sie noch immer beneidenswert gelenkig war.
    »Probleme? In eurer Ehe?« Es klang aufrichtig besorgt.
    »Nein. Unsere Ehe ist so langweilig, dass sie nicht mal Probleme macht.«
    Sie schmunzelte und beugte sich vor. »Ist es etwa wegen der Sache mit Friederike Schmied?«
    Ich nickte. »Ich würde gerne endlich wissen, wer sie umgebracht hat. Ich fürchte, die Polizei gibt bald auf. Sie werden eben nicht nach gelösten Mordfällen, sondern nach Stunden bezahlt.«
    Elena lachte. »Guter Gedanke, obwohl er wahrscheinlich nicht ganz stimmt. Horst ist ein Politiker auf dem Sprung. Das nehmen die schon ernst.«
    Ich band mir die Haare zu einem Schwanz zusammen.
    »Hast du eine eigene Theorie, Swentja? Ein bisschen bist du ja auch von der Sache betroffen. Es wurde schon geredet, dass du etwas damit zu tun haben könntest – schließlich hast du sie als Letzte lebend gesehen –, aber für wildere Spekulationen fehlt den Leuten dein Motiv.«
    Ich zögerte einen Moment. »Ja, ich habe eine Theorie! Und die würde ich gerne weiterverfolgen.«
    Der Poolservice schwebte heran und brachte mir meinen Espresso.
    Elena trank den letzten Schluck ihres Mineralwassers. »Gut. Sag nichts. Ich will dich nicht aushorchen. Ich kenne deine Idee nicht, aber ich habe übrigens auch eine. Ich sage sie dir sogar, kostenlos. Sie ist nicht besonders romantisch und fällt weder in dein noch in mein Gebiet. Ich gebe nur wieder, was ich gelegentlich höre. Es gab wohl ziemlich viele Leute, die dem Schmied sein Engagement für den ›Highway to Heaven‹ nach Bad Herrenalb übel genommen haben.«
    Das überraschte mich. Ein neuer Gedanke. Mit Friederike war immerhin eine Politikerfrau umgebracht worden. Mit was und wem hatte sich eigentlich ihr Mann in seiner Funktion angelegt? Der »Highway to Heaven«! Ich hatte davon in der Zeitung gelesen, aber es hatte mich nicht besonders interessiert. Eine Motorradrennstrecke an der Alb entlang, jenseits der Fahrstraße nach Bad Herrenalb, war mehr etwas für die spätpubertierenden Männer aus unserem Freundeskreis, die sich kurz nach dem Erreichen des biologischen Rentenalters noch in einen schwarzen Anzug zwängten und sich mühsam auf den Sitz einer teuren Harley schwangen.
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte ich.
    Das Albtal war so idyllisch wie eine Landschaft aus dem Märchenbuch. Doch die schmale, gewundene Landstraße, die links von ansteigendem Wald und rechts vom Fluss und von üppig blühenden Wiesen umrahmt wurde und deshalb nicht zur Schnellstraße ausgebaut werden konnte, war ein Geduldsspiel für alle, die keinen Spaß an einem entschleunigten Leben hatten. Solchen, die am liebsten ins Lenkrad beißen würden, wenn sie eine halbe Stunde hinter einem Lastwagen herzockeln mussten und gezwungen waren, sich die Natur anzusehen. Vor allem die Motorradfahrer mussten sich in ihrer Kraft bändigen und konnten nicht überholen. Nervös und beinahe aggressiv fuhren sie hinter Lieferwägen, Fahrrädern und Sonntagsfahrern mit Kindern an Bord Schlangenlinien.
    »Hat alles seine zwei Seiten«, bemerkte Elena. »Das Konzept ›Highway to Heaven‹ gibt es auf der Welt nur wenige Male und sieht bekanntlich eine eigene zweispurige

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