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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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Entscheidung. Nein. Vor zweien.
    Erstens: Sollte ich mich etwa doch von meiner George-Gina-&-Lucy-Tasche mit ihrem gewagten Materialmix und ihren tausend Ösen und Schließen trennen, nur weil sie dieser Hexe hier nicht gefiel? Insgeheim zweifelte ich allerdings selbst manchmal daran, ob sie noch altersgemäß war.
    Und zweitens: Was machte man in solch einem Fall? In den Fernsehkrimis übergehen sie derartige Szenen mit einem rasanten Schnitt. Als Nächstes sieht der Zuschauer, wie der Zeuge haltlos Fakten ausspuckt. Der Weg dorthin bleibt im Dunkeln.
    »Ich versuche, den Mörder von Friederike auf eigene Faust zu finden. Und ich glaube, dass das Motiv für die Tat in der Vergangenheit liegt. Vielleicht in Mariannes Vergangenheit.«
    Lieselotte Stolze zog ein Auge nach unten, um verschwörerisches Verständnis anzudeuten. Es sah leider nicht raffiniert, sondern lustig aus.
    »Sie meinen doch nicht etwa wirklich, die Marianne hätte ein Verhältnis gehabt? Mit jemandem aus den Häusern, in denen sie verkehrte?«
    »Vielleicht? Solche Dinge kommen doch vor.«
    Die Stolze schüttelte den Kopf. »So was hätte doch die Marianne nicht gemacht. Sie war eine sehr sanfte und liebe Frau. Ordentlich. Gut, glücklich wirkte sie nicht immer. Nein, nicht immer. Aber das waren doch alles gute Häuser. Wohlhabende und alte Familien. Familien mit Kindern und mit … Nein, das glaube ich nicht. Dafür war sie nicht der Typ.«
    Sie dachte einen Moment nach.
    »Seltsam. Jetzt, wo Sie all das wieder aufrühren. Einmal hat sie zu mir gesagt: ›Man darf nicht zu viel von den Männern erwarten. Sie sind nicht so wie wir. Sie laufen weg, wenn es schwierig wird. Aber mein Mann ist nicht so. Er läuft nicht weg. Ist das jetzt gut, oder ist das schlecht, Lilo?‹ Ja, das hat sie mich gefragt. Ich fand damals, dass es eine seltsame Frage war.«
    Ich hielt die Luft an. Eine Vermutung wurde hier zur Bestätigung.
    »Das heißt womöglich, der Vater ihres Kindes hat sie damals sitzen lassen«, überlegte ich laut.
    Lilo Stolze zuckte mit den Achseln.
    Mehr für mich selbst sprach ich weiter: »Und ihr eigener Mann hat trotz allem zu ihr gestanden. Hat ein Kuckuckskind als eigenes großgezogen. Aber welchen Preis mag sie dafür bezahlt haben? Obwohl … vielleicht ist Geld geflossen. Das Ehepaar bekam Geld dafür, dass es den Mund hielt. Doch Friederike war nicht zu bestechen. Nicht mit Geld, denn sie hatte selbst welches. Friederike wollte nicht länger schweigen. Sie wollte Anerkennung, und sie wollte Liebe. Was sie gefunden hat, war der …« Ich brach ab, denn ich konnte das Wort »Tod« nicht aussprechen. Meine Gedanken gingen die kleine Person eigentlich sowieso nichts an.
    Lilo Stolze seufzte. »Da kommt mein Kunde. Besser, Sie gehen. Sie passen nicht in meinen Salon. Meine Leutchen denken sonst, ich erhöhe die Preise.«
    Ich ging zur Tür. Lächelte. »Okay. Und mit der Tasche, da haben Sie nicht ganz unrecht.«
    Sie lächelte auch. Ein bisschen geschmeichelt.
    »Also gut – ich werde heute Abend in den alten Kalendern nachschauen, bei welchen Haushalten Marianne vor Friederikes Geburt beschäftigt war. Kann aber nicht dafür garantieren, denn manche Bücher sind nicht mehr da. Hatten Wasserschäden. Ja. Habe aber vieles aufgehoben. Bisschen nostalgisch, wie?«
    »Bisschen sehr praktisch!«
    * * *
    Ich traf mich mit Hagen Hayden in einem der Straßencafés in Ettlingen gegenüber dem Schloss. Um den kleinen, aber harmonischen Platz vor der bunten, hübsch restaurierten Schlossfassade gruppierten sich mehrere Lokale, die im Sommer gut besucht waren.
    Sogar aus Karlsruhe kamen die Leute hierher, um einen Espresso lang etwas wie Kurzurlaub zu machen. Doch, die Ettlinger waren ein genussfreudiges Völkchen.
    Für Hagens lange Beine waren die zierlichen, eng beieinanderstehenden Tische allerdings nicht gemacht. Entsprechend unbehaglich sah er aus. Er trug ein kariertes Hemd, dessen Ärmel er hochgekrempelt hatte, dazu schwarze Jeans, neben ihm lag eine leichte Lederjacke. Er roch schwach nach Rauch.
    Ich setzte mich ihm gegenüber, mied seinen forschenden Blick und bestellte ein Mineralwasser. »Pellegrino, bitte!«
    Er grinste. »Schickimickiwässerchen, was?«
    Missbilligend bemerkte ich, dass er einen Cognac vor sich stehen hatte.
    »Besser als das da!«
    »Gehört dazu. Wenn man schon nicht mehr rauchen darf. Ich bin gespannt, wann sie uns das Trinken in öffentlichen Lokalen auch noch verbieten. Und? Haben Sie den Mörder schon

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