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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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an. Immer wieder bogen kleine Straßen zu den Dörfern links oder zu verstreuten Häusergruppen rechts ab. Kurz vor dem Ziel erinnerte mich die pittoreske, verwitterte Ruine des Klosters Frauenalb daran, dass ich meinen Mann dazu bringen musste, mit mir noch in dieser Saison, spätestens aber nächstes Jahr zu einem der dortigen Klosterkonzerte zu gehen.
    Die Straße nahm noch einmal Anlauf, und dann tauchten die ersten Häuser von Bad Herrenalb auf – Supermärkte, eine Tankstelle, rechts die Siebentälertherme mit warmem Wasser und Außenbereich. Selbst vom Auto aus sah man nasse Köpfe aus dem nebelverhangenen Wasser ragen.
    Bad Herrenalb selbst präsentierte sich spätsommerlich und in bemühter Heiterkeit, denn der Winter mit menschenleeren Straßen, auf denen allenfalls der Nebel spazieren ging, wartete schon im Kalender. Ich ließ die Kletterfelsen und den schönen Kurpark rechts liegen und steuerte das Stadtzentrum an.
    Eine alleinstehende Kundin – sie suchte mit mir zusammen pikanterweise stets nur teuerste und sehr erotische Nachtwäsche aus – hatte mir den Kontakt zu Tibor Lodemann hergestellt. »Er empfängt dich am Dienstag um drei Uhr!«
    Vielleicht ließ sich das Nützliche mit dem Notwendigen verbinden? Ich hatte ein wenig über den Mann im Internet recherchiert und konnte mir vorstellen, dass er auch beruflich interessant für mich wäre. Außer dass er im Vorstand der »Ulmer Eisenbahnfreunde« war, die regelmäßig ihre historische Lok durchs Albtal schicken, gehörte ihm noch immer eines der größten Hotels von Bad Herrenalb. Das Haus lag halb am Hang, und die Balkone waren so versetzt gebaut, dass keiner dem anderen die Sicht auf eine eventuelle Sonne wegnahm. Der Eingangsbereich – Teppichboden, dunkle Farben, Rezeption in Eiche, zu viele Säulen und Spiegel – atmete den Geist der neunziger Jahre.
    Die Frau hinter dem Empfangstresen stammte allerdings eher aus den Fünfzigern und verhielt sich auch so. Streng nahm sie mich ins Visier.
    »Ich habe einen Termin mit Herrn Lodemann.«
    »Wie war noch gleich der Name?«
    So etwas hasste ich. Ich war um drei Uhr da und stand im Terminkalender. Aus dieser Schnittmenge sollte sich der Name leicht ermitteln lassen, auch ohne dass man ihn misstrauisch abfragte wie bei einem Almosenempfänger. Deshalb schwieg ich nur blasiert.
    Die Frau blätterte irritiert in ihrem Terminbuch. »Frau Tobler?«
    Wieder schwieg ich. Stattdessen blickte ich arrogant über ihren Kopf hinweg. Sie nagte an ihrer Lippe. Schließlich blickte ich kurz auf meine kleine Certina-Uhr. Sie gab auf.
    »Kommen Sie bitte mit!«
    Tibor Lodemann, hochgewachsen, braunes, etwas zu langes gelocktes Haar, dekorative Gesichtsfalten und passender Schlips zum gestreiften Hemd, sah aus wie Professor Brinkmann aus der Schwarzwaldklinik. Seriös, aber mit Hintergedanken. Die Fernsehähnlichkeit war ihm in seinem Leben bestimmt schon mehrmals zugutegekommen.
    Ich fand ihn unsympathisch und ein bisschen schmierig. Außerdem hätte ich gewettet, dass er ein potenzieller Fremdgeher war. Mit sonorer Stimme forderte er mich auf, Platz zu nehmen, und beugte sich allzu verbindlich vor.
    »Frau Tobler, was führt Sie zu mir? Ich kenne natürlich Ihren Gatten von den Rotariern. Bitte grüßen Sie ihn herzlich von mir. Vielleicht ergibt sich mal wieder eine Möglichkeit zur Zusammenarbeit.«
    Na super. War ich nur ein Wurmfortsatz meines Anwaltsgatten?
    »Das werde ich gerne tun, Herr Lodemann. Ich bin allerdings heute in eigener Sache da. Wären Sie so freundlich, diese Flyer von mir in Ihrem Spa-Bereich auszulegen? Ich biete Stilberatung und Einkaufscoaching an. Sie haben gewiss auch Damen unter Ihren Gästen, die unsicher sind, was ihnen steht.«
    »Wenn ich Sie so ansehe«, bemerkte er charmant, »dann denke ich, ganz Herrenalb könnte von Ihnen profitieren. Einen Kaffee? Oder ein Glas Champagner?«
    »Danke, beides nein. Aber sehr freundlich. Ich lasse Ihnen also gerne eine kleine Auswahl meiner Angebotspalette da.«
    »Nur zu. Ich werde das sofort veranlassen. Wir werden das Werbematerial in unserem Spa-Bereich präsentieren. Darf ich Ihnen vielleicht das Haus zeigen? Aber schauen Sie zuerst hier. Ich bin Präsident des Vereins der Historischen Eisenbahnen. Vielleicht geben Sie uns einmal die Ehre, mitzufahren? Im historischen Kostüm? Das würde entzückend aussehen. Zu Ihrer Haut …«
    Mit nur mäßiger Begeisterung bewunderte ich ein Foto, auf dem eine Dampflok durchs Albtal fuhr. Aus dem

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