Tod Im Anflug
vorbei. Er will wissen, ob alles in Ordnung ist. Und die beiden kannten sich natürlich gut, wir sind ja schon so lange hier auf dem Platz.«
»Wissen Sie, wo die beiden hin wollten?«
»Keine Ahnung. Alles, was mit dem Wohnwagen zu tun hat, hat Alex gemacht. Vielleicht wollte er den Platz wechseln, näher zum See, wegen der schöneren Aussicht und mich damit überraschen. Ich weiß es nicht. Wirklich nicht.«
»Um welche Zeit sind die beiden denn fortgegangen?«, schaltete sich Reiners wieder in die Befragung ein.
»Das muss so gegen zwanzig Uhr gewesen sein. Ich hatte den Tisch gedeckt und wollte eigentlich mit Alex zu Abend essen. Doch daraus wurde nichts.«
»Später hat er Sie ins Hafenrestaurant eingeladen?«
»Ja, das war so gegen einundzwanzig Uhr. Das weiß ich genau, denn meine Krimiserie war gerade zu Ende, als er plötzlich wieder vor mir stand. Er war richtig gut gelaunt und hat mich zum Essen eingeladen. Er wolle mir alles erklären, alles sei nur halb so wild.«
»Sie sind also mit ihm ins Hafenrestaurant, obwohl Sie gerade zu Abend gegessen hatten?«
»Ich hatte zwar den Tisch gedeckt, aber nach Charlies Besuch war mir der Appetit vergangen. Die Einzige, die an diesem Abend Hunger hatte, war diese verfressene, nimmersatte Gans. Die hat fast das halbe Paket Toastbrot verputzt – und meine Finger beinah noch mit dazu.«
Verfressen? Ich?
Tom war entsetzt. Was erzählte Luzie denn da? Das war eine glatte Falschaussage. Was konnte er schon für seinen Hunger? So ein halbes Toastbrot, das war doch eigentlich nur ein Appetithappen. Aber was Alex anging, stimmte ihre Aussage. Er war tatsächlich zurückgekommen, als Tom sich gerade auf den Weg zu seiner Verabredung mit Ede und
Magnum
machte.
»Sie sind also gemeinsam zum Restaurant gegangen, haben dort gegessen, und wie ging es dann weiter?«, fuhr Hump mit der Befragung fort.
»Kerzenlicht, ein Gläschen Wein. Das Essen war sehr gut. Alex hat meine Hände genommen und mir versichert, dass er keine Affäre habe. Er liebe nur mich, hat er gesagt. Der Professor sei jemand, der mit ihm ins Geschäft kommen wolle. Das alles sei rein geschäftlich. Und dann sagte er, ich solle mein hübsches Köpfchen nicht mit solchen Dingen belasten.«
»Und das haben Sie ihm alles geglaubt?« Hump war skeptisch.
»Ja. Bis Charlie wieder auftauchte.«
»Er kam noch einmal? Ins Restaurant? Was wollte er denn?«, fragte Hump verblüfft.
»Was weiß ich? Wir waren gerade beim Nachtisch, da baute er sich vor unserem Tisch auf, schaute auf Alex hinunter und sagte etwas von einem Termin bei diesem Professor, den Alex auf jeden Fall einhalten müsste. Dann ist er wieder gegangen.«
»Und wie hat Alex diese Situation erklärt?«
»Er wurde wieder blass und sagte was von Magendrücken. Da habe ich mir Sorgen gemacht. Magenprobleme hatte Alex nur, wenn er großen Stress hatte. Der Abend war jedenfalls gelaufen, wir sind gegangen.«
»Um welche Uhrzeit war das?«
»Vielleicht zweiundzwanzig Uhr dreißig. Es kann aber auch eine Viertelstunde früher oder später gewesen sein. Alex ging es nicht gut. Da habe ich nicht auf die Uhr geschaut.«
»Sie sind also mit Ihrem Mann zurück zum Wohnwagen. Was ist dann passiert?«
»Ich bin alleine zum Wohnwagen zurück«, korrigierte Luzie den jungen Ermittler.
»Alleine? Ihrem Mann ging es nicht gut, und Sie gehen alleine zu ihrem Wohnwagen zurück?« In Humps Stimme schwang Argwohn.
»Alex hatte sich wieder beruhigt. Er hatte frische Luft geschnappt, einige Male gut durchgeatmet und meinte dann, es ginge schon wieder. Er wollte noch einen kleinen Spaziergang machen. Natürlich wollte ich ihn begleiten, aber das wollte er nicht. Ich solle ihn nicht so bemuttern, er sei schließlich kein kleines Kind mehr. Am Hafenmeistergebäude, in der Nähe der Container haben wir uns getrennt.« Luzie machte eine kurze Pause und setzte dann hinzu: »Wenn ich das alles geahnt hätte, ich hätte ihn nie und nimmer alleine gelassen. Das müssen Sie mir glauben.«
Für einen Moment herrschte Schweigen im Wohnwagen. Nur Luzies Schniefen war wieder zu hören.
»Eine letzte Frage noch, Frau Breetz, dann haben Sie es überstanden. Ist Ihnen irgendjemand auf dem Weg zum Hafenmeistergebäude oder zu Ihrem Wohnwagen begegnet oder irgendetwas aufgefallen?«
»Nein. Es war ja schon spät. Da war niemand.«
»Gut, dann hätten wir das«, übernahm Reiners wieder das Gespräch. »Im Moment haben wir keine weiteren Fragen. Wir möchten Sie nun bitten,
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