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Tod Im Anflug

Titel: Tod Im Anflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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gemacht. Aber war das plausibel? Immerhin wusste Tom aus zahlreichen Fernsehsendungen, dass ältere flügellose Weibchen normalerweise keine jüngeren Männchen hatten. Das war eher umgekehrt, und auch nur dann, wenn die Männchen für ein warmes und gut gepolstertes Nest sorgen konnten. Und er hatte Elke und Alex auch noch nie zusammen gesehen.
    Gesprächsfetzen rissen ihn aus seinen Überlegungen. Kommissar Reiners ging gerade mit Luzie am Wohnwagen vorbei und schien mit ihr auf dem Weg zum provisorischen Polizeibüro im Hafenmeistergebäude zu sein.
    Der weiß was Neues,
sagte sich Tom. Ohne groß zu überlegen, watschelte er hinter den beiden her und beschloss, Rio die weitere Observation von Karl-Heinz und Elke zu überlassen, sobald er von seinem Rechercheflug zurück war. So wie er Rio kannte, würde er sich zuerst einmal stärken und den Bauch vollschlagen. Trocknen konnte er dann ja auch bei Karl-Heinz und Elke.
    Während Tom den beiden folgte, verwarf er den Gedanken mit Elke und Alex wieder. Es schien zu absurd. Aber das Wort »Verhältnis« ging ihm nicht aus dem Kopf. Und als er Luzie betrachtete, die ein ganzes Stück vor ihm ging und sich mit dem Kommissar unterhielt, fiel ihm etwas anderes ein. Denn Elke und Alex hatte er zwar noch nie gemeinsam gesehen – dafür aber Luzie und Bernd. Und das mehrfach. Nicht, dass er sie beobachtet hätte, nein, das war eher so nebenbei geschehen. Als Gefiederter denkt man sich ja auch nichts dabei. Warum auch?
    War man Gans, Schwan oder Rabe, dann blieb man beim Partner. Ein Leben lang, ohne Wenn und Aber.
    War man Ente, Kormoran oder Haubentaucher, blieb man für eine Brutsaison zusammen und machte sich anschließend erneut auf Partnersuche.
    Flügellose waren da allerdings etwas anders geartet. Sie gaben vor, Gänse zu sein, benahmen sich aber oft wie Enten, mehr noch – wie Erpel, die sich gleich nach einer neuen Partnerin umsahen, sobald die Ente auf dem Nest saß und zu brüten begann.
    Was Flügellose so trieben, hatte Tom vor Neptunus’ Tod nun wirklich nicht interessiert. Jetzt aber ließ er die Momente, in denen er Luzie und Bernd zusammen gesehen hatte, Revue passieren, und er war sich jetzt sicher, was
Magnum
dazu sagen würde:
Die tanzen keinen Hula, die beiden haben ein Verhältnis!
    Hatte Bernd seinen Nebenbuhler kurzerhand aus dem Weg geräumt? Partner waren ja sowieso nicht sein Ding. Diese Option stellte die letzten Worte von Alex allerdings in Frage. Warum hätte Alex seinen Mörder Karli oder Charlie nennen sollen, wenn es in Wirklichkeit Bernd gewesen war? Hatte das Gift seine Sinne bereits so vernebelt, dass er nicht mehr wusste, was er sagte? In jedem Fall traute Tom Bernd mittlerweile so einiges zu. Sogar einen Mord. Schließlich hatte er Bernd erlebt und wusste seit jenem denkwürdigen Telefonat, dass er mindestens schon einmal jemanden – zumindest quasi – umgebracht hatte. Einen Komplizen, ohne mit der Wimper zu zucken, für fünfzehn Jahre ins Gefängnis zu schicken und dann dort verrotten zu lassen, das war letzten Endes auch nichts anderes. Dort war man so gut wie tot. Schlimmer noch: lebendig begraben.
    Ob die Ermittler das alles wussten?
     
    Kaum waren Luzie und der Kommissar im Gebäude verschwunden, flog Tom die letzten Meter rasch hinterher. Er wollte schließlich kein Wort der Befragung versäumen. Unauffällig landete er gegen den Wind direkt unter den großen, offen stehenden Fenstern des Hafenmeistergebäudes. Tom hörte Luzie sprechen.
    »Haben Sie denn nun endlich den Mörder meines Mannes gefasst?«
    Tom flatterte auf die Rückenlehne einer Besucherbank und sah, wie der Kommissar sich an seinen Schreibtisch setzte. Luzie hatte bereits Platz genommen. Reiners’ Kollege Peter Hump war nicht zu sehen.
    »Nein, Frau Breetz. Bedauerlicherweise …«, begann Reiners, doch Luzie fiel ihm mit schneidender Stimme ins Wort.
    »Dann tun Sie endlich was. Sie können doch den Mörder nicht einfach laufen lassen!« Sie war verärgert von ihrem Stuhl aufgesprungen.
    »Frau Breetz, bitte setzen Sie sich wieder«, bat der Kommissar in ruhigem Ton. »Ich kann Ihre Aufregung gut verstehen – glauben Sie mir. Wir sind an der Sache dran, aber so einfach, wie Sie sich das vorstellen, ist es nicht. Wir verfolgen zahlreiche Spuren, etliche Laborproben müssen noch ausgewertet werden.« Reiners kannte die Situation sicher nur allzu gut. Selbst nach so vielen Dienstjahren, folgerte Tom, musste es für ihn immer noch schwierig sein,

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