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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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brauchst einen Mann an deiner Seite.»
    «Ach Vater.» Sein trauriger Blick war zu viel für sie. Tränen traten ihr in die Augen, und als er das sah, nahm er sie in die Arme und drückte sie an sich. Sie erwiderte die Umarmung und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass alles wieder gut würde.
    ***
    Den Montagmorgen begann Adelina ganz bewusst so, wie sie es am liebsten hatte. Sie stand noch vor dem Morgengrauen auf, knetete Brotteig, backte zusätzlich einen Rosinenhonigkuchen und bereitete in aller Ruhe das Frühstück. Sie musste wieder Normalität in ihr Leben bringen, und das ging am besten, wenn sie sich an ihre alten Gewohnheiten hielt.
    Irgendwie würde es eine Lösung für all ihre Sorgen geben. Sie würde sie finden, so wie sie bisher auch immer alles gemeistert hatte. Es gab keinen Grund, weshalb sie es nicht allein schaffen sollte.
    Ihre Gedanken wanderten wie von selbst zu den Vorfällen der letzten Tage zurück. Den Anblick des kleinen Mädchens würde sie noch lange im Gedächtnis behalten. Und alles war umsonst gewesen. Nicht den leisesten Anhaltspunkt hatten sie gefunden. In der Zwischenzeit hatte der Mörder vielleicht noch mehr Menschen vergiftet. Die meisten ehemaligen Hospitalsinsassen waren mittlerweile schwer erkrankt. Um eines Grundstücks willen. Adelina zermarterte sich den Kopf, wer der Täter sein konnte. Es musste jemand ein, der Zugang zu den Vorräten sowohl des Hospitals als auch des Narrenturmshatte. Jemand, der auf irgendeine Weise von der Wirkung des verdorbenen Roggens erfahren hatte und der kaltblütig genug war, ihn anzuwenden. Reese und seine Männer kamen ja nun nicht mehr infrage. Wer hatte eine Verbindung zu Hilger? Sie rief sich nacheinander die Gesichter der ihr bekannten Beginen ins Gedächtnis, dann die der Mägde und Küchenhilfen. Es war sinnlos. Von ihnen konnte es keine gewesen sein, denn keine von ihnen hatte Zugang zu ihrem Haus gehabt, wo doch auch Mutterkorn aufgetaucht war. Mit einem Male wurde ihr schwindelig. Es gab doch eine Person, die im Hospital und auch bei ihr im Apothekenhaus gewesen war. Adelina wollte es nicht wahrhaben. Sie wehrte sich gegen den Verdacht, wusste jedoch, dass es sinnlos war. Sie kannte den Täter, hatte ihm vertraut, ihm alles erzählt. Warum hatte sie die Wahrheit nicht schon viel früher gesehen? Sie war so offensichtlich … und doch so unverständlich.
    Adelina war so vertieft in ihre Überlegungen, dass sie das Kratzen und leise Klopfen am Fensterladen zunächst nicht wahrnahm. Als jedoch Fine auf das Fensterbrett sprang und unruhig maunzte, wurde sie darauf aufmerksam.
    «Was ist mit dir, willst du hinaus?» Sie trat ans Fenster und griff nach dem Riegel. In diesem Augenblick klopfte es wieder leise, Adelina fuhr erschrocken zurück, und die Katze machte einen Buckel.
    Adelina griff nach dem nächstbesten Gegenstand, ihrem Nudelholz, und öffnete den Fensterladen vorsichtig einen Spaltbreit.
    «Na endlich», flüsterte eine weibliche Stimme von dem noch dunklen Weg, der am Haus vorbeiführte. «Ich dachte schon, du seiest taub!»
    «Ludmilla!» Verblüfft zog sie den Fensterladen ganz auf und starrte in das von einem dicken Schal umwickelte Gesicht der Weisen Frau. «Was tust du denn hier um diese Zeit?»
    Als Fine sah, dass der Störenfried nur eine harmlose Alte war, strich sie am Fensterrahmen vorbei, beäugte Ludmilla eingehend und sprang dann hinaus, um sich auf einen morgendlichen Rundgang zu machen.
    «Ich muss dir etwas sagen», flüsterte Ludmilla, und Adelina nahm größtes Unbehagen auf ihrem Gesicht wahr.
    «Dann komm zur Haustür, damit ich dich hereinlassen kann. Es ist viel zu kalt draußen.»
    «Nein!», zischte Ludmilla und sah sich um. «Ich habe mich mit einer List in die Stadt geschlichen und muss auch auf demselben Weg wieder hinaus.» Der Atem drang ihr beim Sprechen in kleinen Wölkchen aus dem Mund. «Aber es ist sehr wichtig. Als du neulich bei mir warst, Mädchen, da habe ich dir nicht die Wahrheit gesagt.»
    «Nicht die Wahrheit?» Erstaunt hob Adelina die Brauen. «Worüber?»
    Ludmilla schlug für einen Moment die Augen nieder, dann blickte sie sie entschlossen wieder an.
    «Ich habe dir gesagt, dass ich noch niemals jemanden mit Mutterkorn vergiftet habe.» Sie senkte die Stimme zu einem eindringlichen Raunen. «Das ist aber nicht wahr. Du warst immer gut zu mir, hast mir sogar das Kleid und die Decke schicken lassen. Ich habe so lange überlegt, aber musste einfach herkommen und dir die

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