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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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aus.» Er hob den Kopf. «Manche Bauleute sind freundlich genug, einen ungelernten Handlanger einzustellen, selbst wenn er ein Scholar ist.» Er prüfte noch einmal, ob die Latten alle festsaßen, dann stand er auf. «Wie war die Beerdigung?»
    «Traurig.» Adelina ging voran ins Haus. «Jetzt verstehe ich auch, weshalb Reinhild nicht zu ihrem Gemahl zurückwollte. Er hat nicht einmal so getan, als sei er betroffen. Dabei hat er im Hospital immer den besorgten Gatten gespielt.»
    «Vielleicht hat er sich bereits eine neue Frau ausgesucht.»
    «Nur die Kinder haben geweint. Und niemand,
niemand
schert sich darum, woran Reinhild gestorben ist.»
    «Keine Seelenmessen?» Der Medicus betrat hinter ihr die Küche und setzte sich an den Tisch. Adelina hob die Schultern.
    «Zwei, drei vielleicht. So viele, wie es die Schicklichkeit erfordert.»
    «Also kein unglücklicher Witwer. Und Reinhild war in einem Hospital für Verrückte.»
    «Sie war nicht verrückt!» Adelina zerrte die große Pfanne aus dem Regal und knallte sie auf den Dreifuß über der Feuerstelle. «Sie hatte ihr erstes Kind verloren, und seitdem wurde sie von Träumen und Visionen heimgesucht, in denen ihr ein Dämon erschienen ist.»
    «Also war sie besessen?» Burka schürzte die Lippen. «Auf Dauer sehr unbequem für einen reichen Kaufmann.»
    «Wollt Ihr damit sagen, er könnte sie selbst …?» Adelina starrte ihn entsetzt an.
    «So etwas soll schon vorgekommen sein.»
    Sie schüttelte vehement den Kopf.
    «Er war aber nicht im Hospital. Und die Beginen würden sich zu so etwas niemals hergeben.»
    «Einer der anderen Patienten?»
    «Nein!» Sie warf ihm einen bösen Blick zu und schürte das Feuer.
    «Dann handelt es sich womöglich doch um eine Krankheit.»
    «Solch eine Krankheit gibt es nicht. Jemand hat ihnen Schierling gegeben.»
    «Und wer soll das getan haben? Ihr habt doch soeben alle möglichen Verdächtigen von der Liste gestrichen», erwiderte Burka. «Und abgesehen davon sehe ich weit und breit keinen Grund dafür, ein paar arme verwirrte Seelen auf solch grausame Weise zu meucheln.»
    «Sie sind aber doch vergiftet worden», beharrte Adelina. Sie gab Schmalz in die Pfanne und sah zu, wie essich zischend verflüssigte. «Und ich werde herausfinden, wer es war.»
    «Das werdet Ihr nicht.» Der Medicus stand auf und trat hinter sie.
    «Natürlich werde ich das!»
    Burka fasste sie an der Schulter und drehte sie zu sich herum. Sein Gesicht war nun ebenso finster wie seine Stimme.
    «Das werdet Ihr nicht. Ihr lasst die Finger davon.»
    Adelina wurde ganz steif unter dem schmerzhaften Griff seiner Hand.
    «Nehmt Eure Finger da weg. Ich muss kochen.»
    «Nun gut.» Er ließ sie los und verzog sich wieder an den Tisch. «Trotzdem lasst Ihr die Sache ruhen.»
    «Das kann ich nicht.» «Es ist zu gefährlich.»
    Sie drehte sich um und legte den Kopf auf die Seite. «Warum sollte es? Ich dachte, Ihr glaubt nicht an Mord.»
    ***
    Adelina war froh um ihre neuen, dick gefütterten Schuhe, als sie vor dem Tor des Hospitals auf Einlass wartete. Der Schlamm auf den Straßen war steinhart gefroren. Ein eisiger Sturmwind blies Laub und Unrat durch die Gassen. Die Luft roch nach Schnee. Sie zog die Ränder ihrer Haube fester ums Gesicht und drückte sich in die Nische neben der Pforte. Das Hospital war inzwischen für Besucher geschlossen, doch sie brachte wie immer die Kräuter und Arzneien, und die Pförtnerin war so freundlich, sie anzumelden.
    Nach einer endlos scheinenden Wartezeit kam Irmingard selbst und begrüßte sie.
    «Kommt herein, Adelina, ich freue mich, Euch zu sehen. Leider könnt Ihr nicht in den Krankensaal hinauf. Habt Ihr die bestellte Medizin dabei? Das ist schön. Wisst Ihr, wir haben gerade den Bader hier. Er soll alle Patienten zur Ader lassen.»
    «Der Bader?» Adelina schüttelte den Kopf. «Warum lasst Ihr nicht den Medicus kommen?»
    «Ach, meine Liebe, das wäre viel zu teuer. Die Grande Dame hat angeordnet, dass wir sparen müssen. Außerdem soll so wenig Aufhebens wie möglich gemacht werden wegen dieser Krankheit.»
    «Ist denn noch jemand befallen worden?» Erschrocken blickte Adelina an der Fassade des Hospitals empor. Doch Irmingard schüttelte den Kopf und führte sie in einen Seitentrakt, in dem sich ihr Schreibzimmer befand.
    «Glücklicherweise nicht. Aber wir müssen vorsichtig sein. Wir wissen noch immer nicht, was es ist, und es darf sich keinesfalls ausbreiten.»
    Die beiden Frauen betraten das durch einen Kamin gut

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