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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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glücklich?»
    «Glücklich?» Verwundert kratzte sich die Magd am Kinn. «Warum wollt Ihr das wissen?» Sie seufzte, und ihr Blick wanderte in die Ferne. Dann blickte sie Adelina wieder an, diesmal eher abschätzend als argwöhnisch. Schließlich schien sie sich zu etwas durchgerungen zu haben. «Das gute Kind war gerade sechzehn, als sie mit meinem Herrn verheiratet worden ist. Er ist mehr als doppelt so alt gewesen bei der Hochzeit. Sie hatte ein gutes Leben, wenn Ihr das meint. Viele Kleider, gutes Essen. Und Herr Reese hat sie immer freundlich behandelt. Wisst Ihr, ihm ist schon die erste Frau am Fieber gestorben, und er hatte vier kleine Kinder, die es zu versorgen galt. Er ist oft auf Reisen, also hat er wieder geheiratet.» Die Magd senkte vertraulich die Stimme. «Alle haben gedacht, das Mädchen wäre viel zu jung, um mit dem großen Haushalt und den Kindern fertig zu werden. Aber sie hat schnell gelernt und sich viel Mühe gegeben. Sie war eine gute Herrin.» Hastig wischtesie sich über die Augen. Adelina nickte und verzog nachdenklich das Gesicht.
    «Dein Herr wirkte bei der Beerdigung nicht sonderlich traurig.»
    «Oh, da täuscht Ihr Euch aber. Er war sehr betroffen und hat tagelang mit niemandem gesprochen. Aber er zeigt so etwas niemals vor fremden Menschen.» Sie sah sich vorsichtig um, ob sie auch niemand beim Tratschen erwischte, und sprach dann hastig und im Flüsterton weiter.
    «Wahrscheinlich glaubt er, das schadet seinem Geschäft. Er musste doch schon um seinen Ruf kämpfen, weil Frau Reinhild so lange in diesem Hospital war. Die Arme konnte nicht über den Tod ihres ersten Kindes hinwegkommen. Aber für meinen Herrn war das gar nicht gut. Die Leute haben hinter seinem Rücken über ihn gelacht, und er hat immer versucht, es so hinzustellen, als sei sie von einem Dämon besessen.»
    «Wurde sie nicht sogar einmal exorziert?»
    Die Magd schnaubte und winkte ab.
    «Das war vielleicht ein Spektakel. Sogar ein Legat des Erzbischofs war anwesend. Aber genützt hat es nichts. Hätte ich auch gleich sagen können. Gegen ein gebrochenes Herz kann auch so ein frommer Mann nichts ausrichten. Aber was geht Euch das alles an?» Plötzlich schien die Alte sich zu schämen, dass sie die Familiengeheimnisse ihres Herrn ausgeplaudert hatte.
    Adelina lächelte begütigend.
    «Ich habe Reinhild aus dem Hospital gekannt. Dorthin bringe ich regelmäßig Arzneien. Mein Vater ist Apotheker am Alter Markt», fügte sie rasch hinzu, als die Magd die Brauen zusammenzog. «Ich habe deine Herrin gern gemocht.»
    «Jeder hat sie gern gemocht.»
    «Wo ist Herr Reese jetzt?»
    «Da fragt Ihr mich zu viel. Er hat uns Mägde angewiesen, den großen Saal zu reinigen und neues Stroh auszulegen. Der Koch muss ein großes Mahl für heute Abend bereiten. Es werden viele Gäste erwartet.»
    «Dann will ich dich nicht weiter aufhalten. Sei bedankt, dass du mit mir gesprochen hast.»
    Die Alte nickte unsicher und schlurfte zur Tür zurück. Adelina rief ihr hinterher: «Wie ist dein Name?»
    «Walburga. Und nun gehabt Euch wohl.» Augenblicke später klappte die Tür hinter der alten Frau zu.
    Wahrscheinlich würde Walburga ihrem Herrn von der neugierigen Frau erzählen, die sich nach ihm erkundigt hatte. Dennoch war die Geschwätzigkeit der Alten ein Glücksfall gewesen.
    ***
    Bei ihrer Rückkehr war es ruhig im Haus. Albert saß auf einem Schemel in der leeren Apotheke und döste vor sich hin. In der Küche spielte Vitus mit seiner Katze. Er hielt ihr ein kleines Knäuel Wolle vor die Nase, und sie versuchte, es zu fangen, als sei es eine Maus. Mit solcherlei Spielen konnten sich die beiden stundenlang beschäftigen. Der Medicus war ausgegangen. Erfreut über die ungewohnte Ruhe im Haus, machte Adelina sich daran, das Essen vorzubereiten. Der Wind rüttelte an den Fensterrahmen, und sie beeilte sich, die Läden zu schließen und Lichter anzuzünden.
    «Baust du uns eine Höhle?»
    Sie drehte sich um. Vitus hatte das Wollknäuel fortgeworfen und die Katze auf den Arm genommen. Adelina erwiderte sein breites Lächeln.
    «Du hast Recht, man fühlt sich wie in einer warmen Höhle. Hoffentlich fegt der Sturm keine Schindeln vom Dach.»
    «Macht nichts. Neklas kann sie heil machen. Er kann alles heil machen, hat er gesagt.» Er nickte heftig, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Adelina hob die Brauen.
    «Du meinst den Medicus? Du musst ihn Magister Burka nennen.»
    «Muss ich nicht. Er hat gesagt, ich kann Neklas zu ihm sagen,

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