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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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weil das feinfacher ist.»
    «Fein …? Einfacher, meinst du? Das mag sein, aber ich finde es ungehörig.»
    «Was ist unhörig?» Vitus stand umständlich vom Boden auf, ohne die Katze dabei loszulassen. Adelina zuckte mit den Schultern.
    «Ist nicht so wichtig. Hat er gesagt, wann er zurückkommt? Das Essen ist gleich fertig.» Doch diesmal schüttelte der Junge nur den Kopf. «Also gut, dann geh Vater holen, er sitzt in der Apotheke.» Sie trug die aufgewärmte Grütze zum Tisch und schnitt das letzte Brot in dicke Scheiben. Morgen würde sie backen müssen. Als die Küchentür klappte, drehte sie sich um und sah ihrem Vater lächelnd entgegen. «Hast du die Ladentür verschlossen? Ich glaube nicht, dass heute noch Kunden kommen. Der Sturm wird immer stärker.»
    Albert nickte und ließ sich ächzend am Tisch nieder.
    «Ist der Magister nicht da? Wird wohl Krankenbesuche machen. Um diese Jahreszeit ist alle Welt krank. Ich habe heute Morgen die Vorratsdosen aufgefüllt. Wir müssen neues Auripigment und Alaun besorgen. Vor Weihnachten kommen die Maler und brauchen Nachschub.»
    «Ich kümmere mich morgen darum.»
    «Magister Arnoldus ist hier gewesen, während du unterwegs warst. Er wollte wissen, ob du mit dem Buch zurechtkommst. Was für ein Buch meint er denn?»
    «Seine Aufzeichnungen über Krankheiten und deren Ursachen. Ich habe dir doch von der Krankheit erzählt, die im Beginenhospital ausgebrochen ist.»
    Albert runzelte besorgt die Stirn. «Du solltest dich nicht zu oft dort herumtreiben, Lina. Stell dir vor, du wirst ebenfalls krank. Was sollten wir dann tun?»
    Adelina senkte bekümmert den Kopf, hob ihn aber sogleich wieder.
    «Vater, ich glaube eben gerade nicht, dass es nur eine Krankheit ist. Deshalb habe ich mir auch das Buch von Magister Arnoldus geliehen. Ich glaube, die Leute haben ein giftiges Kraut gegessen.»
    «Ein giftiges Kraut? Wie kommst du denn darauf?»
    «Sie hatten alle die gleichen Anzeichen wie bei einer Vergiftung durch Schierling», erklärte sie mit fester Stimme.
    «Schierling?» Albert ließ den hölzernen Löffel mit einem dumpfen Schlag auf den Tisch fallen. «Lina, weißt du, was du da behauptest? Wie sollten wohl ein paar arme Seelen in einem Narrenhaus an Schierling gelangen?»
    «Jemand könnte es ihnen ins Essen gemischt haben.»
    Der Vater schüttelte vehement den Kopf, als sie noch etwas hinzufügen wollte.
    «Ich habe dich immer für ein vernünftiges Mädchen gehalten. Und ich habe auch nichts dagegen, wenn du deine Zeit in diesem Beginenhaus zubringst, wenn ich es auch nicht verstehe. Aber solche Hirngespinste kannich nicht gutheißen.» Seine Stimme war lauter geworden und er bekam rote Flecken auf den Wangen.
    «Es sind keine Hirngespinste», widersprach Adelina verärgert. «Wenn du gesehen hättest …»
    «Wenn ich was gesehen hätte? Dass meine Tochter sich mit Leuten abgibt, die von einer gefährlichen Krankheit befallen sind? Und wenn sie nun tatsächlich vergiftet wurden, solltest du dich dann nicht erst recht von dort fern halten?»
    Als hätte er mit diesem Ausbruch alle Kraft verbraucht, sank Albert in sich zusammen und starrte betrübt auf die Tischplatte. «Schierling!» Er rieb sich die Stirn. «Ich mache mir wirklich Sorgen um dich. Du hättest heiraten sollen.» Adelina hob ruckartig den Kopf.
    «Was meinst du damit?»
    «Das, was ich gesagt habe», antwortete der Vater müde. «Ich hätte dafür Sorge tragen sollen, dass du einen guten Mann heiratest. Aber nachdem dich dieser Hundsfott so schändlich hat sitzen lassen, dachte ich, du bräuchtest Zeit, um darüber hinwegzukommen. Dabei gab es genug ehrenwerte Männer, die dich gern genommen hätten. Die gibt es noch immer.» Er blickte Adelina hoffnungsvoll in die Augen, doch sie wehrte erschrocken ab.
    «Auf keinen Fall werde ich heiraten, Vater. Verlang das nicht von mir!»
    «Aber es wäre besser für dich, mein Kind.» Resigniert zuckte er mit den Schultern. «Ich verstehe dich nicht. Versprich mir wenigstens, dich von diesem Hospital fern zu halten, solange dort eine Seuche umgeht, oder was es auch sein mag. Ich würde sonst umkommen vor Sorge.»
    Adelina ging nicht darauf ein, sondern schöpfteihrem Vater noch eine zweite Portion Grütze auf den Teller. Vitus hielt ihr seinen Teller ebenfalls hin. Ihm schien die Auseinandersetzung nichts ausgemacht zu haben. Wahrscheinlich hatte er sie auch gar nicht verstanden. Ein plötzliches Knarren an der Küchentür ließ Adelina aufhorchen. Im

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