Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
Vom Netzwerk:
veranlasst Euch zu der Vermutung?»
    «Beide hatten Krämpfe bis zum Erbrechen und Lähmungserscheinungen, die sich von den Beinen her über den Körper ausgebreitet haben, bis das Herz stehen geblieben ist. Und beide waren bis zum Schluss bei klarem Bewusstsein.»
    Die Miene des Medicus wurde ernst.
    «Wollt Ihr etwa andeuten …?»
    «Schierling ist ein Gift, das Krämpfe und Lähmungen hervorruft.»
    «Und wie soll wohl dieses Kraut den zwei Geisteskranken ins Essen gelangt sein?»
    Adelina verschränkte die Arme vor der Brust.
    «Ich habe keine Ahnung. Vielleicht haben sie versehentlichdraußen etwas davon gegessen. Oder aber jemand hat es ihnen absichtlich ins Essen gemischt. Die Samenkapseln des Schierlings sind klein und unscheinbar. In Grütze oder Gerstenbrei würden sie nicht auffallen.»
    «Schierling im Gerstenbrei?» Der Magister schüttelte den Kopf. «Ich gebe Euch einen Rat: Quält Euch nicht mit derartigen Mutmaßungen.»
    «Aber warum denn? Wenn tatsächlich jemand Schierlingssamen ins Essen gemischt hat, muss man doch etwas unternehmen! Ich werde das herausfinden.» Entrüstet griff sie wieder nach dem Buch und wollte gehen, doch Burka hielt sie am Arm fest.
    «Nichts werdet Ihr. Das sind doch alles haltlose Vermutungen!»
    Wütend riss sie sich los.
    «Und wenn es wieder passiert?» Sie raffte ihren Rock und trat auf die Treppe. Erst, als sie unten angekommen war, hörte sie das Klappen der Kammertür oben.
    ***
    Schon am frühen Morgen stand sie in der Apotheke und füllte die leeren Medizinbehälter auf. Auf ihren Vater konnte sie sich ja nicht verlassen. Vor allem die Kräutermischungen gegen Erkältung mussten immer vorrätig sein, gerade um diese Jahreszeit. In einem der Regale fand sie ein Stück Papier mit einer Liste von Malerfarben. Entgeistert überflog sie die Bestellung. Sie war von Jakob Grunert, einem Meister der Maler- und Färberzunft. Hatte ihr Vater etwa …?
    Eilig lief sie zu Alberts Kammer und trat ein, ohne zu klopfen. Ihr Vater hatte sich unter einem Berg Decken vergraben und schnarchte. Ungeduldig rüttelte sie anseiner Schulter, bis er erwachte und sie erstaunt anblinzelte.
    «Vater, was ist das hier für eine Bestellung? Meister Grunert war doch schon vor drei oder vier Tagen bei uns. Hast du ihm die Farben ausgeliefert?»
    «Farben für Grunert? Lass sehen.» Albert nahm den Zettel und studierte ihn mit zusammengekniffenen Augen. «Wo hast du diese Liste her?»
    «Sie lag in einem der Regale.» Adelina seufzte. «Vater, so kann es nicht weitergehen. Du vergisst Bestellungen, du füllst die Arzneibehälter nicht auf … Wann bist du vergangene Nacht zu Bett gegangen?»
    «Es ist ziemlich spät geworden, du hast ja Recht. Aber Lina, ich bin dem Geheimnis des roten Pulvers ein gutes Stück näher gekommen! Stell dir nur vor, wenn ich es finde, brauchen wir unsere Apotheke nicht mehr. Dann können wir uns ein schönes Leben machen ohne harte Arbeit. Ich kaufe dir ein Kleid aus Goldbrokat!»
    Adelina stemmte die Hände in die Hüften.
    «Vater, ich will kein Kleid aus Goldbrokat. Ich wünschte … ach», sie schüttelte den Kopf und wandte sich ab. «Ich mache uns jetzt Frühstück.»
    In der Küche lehnte sie sich an den steinernen Ausguss und schloss die Augen. Wie sollte sie ihrem Vater nur verständlich machen, dass er sein Geschäft gefährdete? Wenn er seine Kunden vergraulte, würden sie bald auf der Straße sitzen. Immerhin gab es in Köln noch mehr Apotheker. Die meisten hatten ihre Geschäfte ebenfalls am Alter Markt. Doch Adelina hatte nicht vor, ihre Kunden kampflos an die anderen zu verlieren. Dennoch war sie es satt, sich um alles kümmern zu müssen. Sie presste ihre Lider fest zusammen, trotzdem rannen ein paar Tränen über ihre Wangen. Rasch wischte sie siefort, doch es war schon zu spät. Der harte Kloß in ihrer Kehle ließ sich nicht hinunterschlucken. Sie schluchzte unterdrückt und spürte, fast mit Erleichterung, wie weitere Tränen über ihr Gesicht rannen. Hinter ihr klappte die Tür.
    «Adelina, Ihr solltet besser nach Vitus sehen. Seine Tür steht offen, und er hat sein Wams verkehrt herum …» Als der Medicus ihr Gesicht sah, verstummte er. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und murmelte: «Ich kümmere mich darum.»
    Schniefend wischte sie mit dem Ärmel ihres Kleides über die Wangen und ihre Nase. Sie atmete ein paar Mal tief durch, um sich zu beruhigen, dann holte sie das Brot vom Vortag und ein Fässchen mit Pflaumenkompott hervor.
    Als

Weitere Kostenlose Bücher