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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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warum ich so ein Gift versteckt im Hause habe. Mutterkorn ist, wenn man es zur rechten Zeit anwendet, ein Segen für Gebärende, bei denen die Wehen zu lange dauern. Gewiss, es gibt auch andere Mittel, die weniger gefährlich sind. Aber dieses wirkt immer, solange man nicht zu viel davon gibt.»
    «Und», Burka räusperte sich unbehaglich, «was würde passieren, wenn man zu viel gibt?»
    Ludmilla packte ihre Körner wieder in das Geheimfach und wischte sich sorgfältig die Hände ab, bevor sie antwortete.
    «Krämpfe, zuweilen Lähmungen. Rote Wundmale, die sich entzünden und brandig werden. Man sagt, inschlimmen Fällen fallen dem Betroffenen die Gliedmaßen ab, ohne zu bluten. Und Wahnvorstellungen. Ein Mensch, dem man zu viel Mutterkorn gegeben hat, wird wahnsinnig. Manchmal eine Zeit lang, manchmal auch für immer.»
    «Antoniusfeuer!» Burka starrte sie fassungslos an, dann drehte er sich langsam zu Adelina, die mit tonloser Stimme fragte: «Ludmilla, hast du eine Ahnung, wie man einen Kranken heilen kann?»
    «Heilen?» Ludmilla stieß ihr krächzendes Lachen aus. «Da gibt es keine Heilung. Das Gift muss aus dem Körper, und das dauert. Wahrscheinlich stirbst du eher vorher. Da muss der Allmächtige schon ein großes Einsehen haben, wenn er einen Menschen rettet, der mit Mutterkorn vergiftet wurde.»
    «Dann hast du also noch nie eine Heilung erlebt?», hakte Adelina nach. Doch Ludmillas Gesicht wurde verschlossen.
    «Ich hab ja auch noch nie jemanden damit vergiftet. Und es ist besser, wenn du jetzt gehst. Und Ihr auch, Herr. Ich kann dir nicht helfen, Adelina.»
    «Du hast mir schon geholfen», entgegnete Adelina ruhig. «Damals … da hast du mir schon einmal vom Mutterkorn erzählt. Ich wollte nur sicher sein, dass ich mich recht erinnere. Und keine Angst, wir gehen jetzt. Ich werde jemanden zu dir schicken, der dir ein neues Kleid und eine Wolldecke bringt.» Sie nickte Ludmilla noch einmal zu, stieß die Tür auf und verließ die Hütte, gefolgt von Burka. Hinter ihnen klappte die Hüttentür mit einem Knall zu, und ein Ratschen verriet, dass Ludmilla den Riegel vorgeschoben hatte.
    «Was soll das bedeuten? Adelina!» Er lief wutschnaubend neben ihr her, doch sie ging stur weiter. «Bleibtstehen! Ich rede mit Euch!» Als sie noch immer nicht reagierte, packte er sie am Arm und zog sie so grob an sich heran, dass sie stolperte und sich an ihm festhalten musste, um nicht zu stürzen. In rasender Wut riss sie sich von ihm los.
    «Habt Ihr es etwa nicht verstanden?», schrie sie ihm ins Gesicht. «In meinem Mehl war Gift. Und im Hospital leiden die Menschen an der Krankheit, die durch ebendieses Gift ausgelöst wird! Jemand wollte, dass ich, dass wir alle genauso krank werden, vielleicht sogar daran sterben. Der Mörder von Reinhild, Adrian und Balthasar war in meinem Haus!» Sie lachte hysterisch auf. «In meinem Haus! Vitus hätte vergiftet werden können, oder Vater, oder …»
    «Oder ich», ergänzte Burka und wollte wieder nach ihr greifen, doch sie stieß ihn grob von sich und stapfte weiter durch den Schnee. Abschütteln konnte sie ihn freilich nicht. Schon nach wenigen Schritten war er wieder neben ihr.
    «Adelina, glaubt Ihr, ich wäre so töricht, das Risiko einzugehen, mich selbst zu vergiften?»
    «Und wer bleibt übrig, wenn Ihr es nicht wart?», zischte sie. Der schnelle Schritt ließ sie außer Atem geraten, und die kalte Luft schmerzte in Hals und Lungen. Doch das war ihr gleich.
    «Reese», schlug er vor. Sie lachte verächtlich.
    «Nein, nicht nach dem Vorfall in seinem Haus.» Sie keuchte und musste nun doch Halt machen. Feindselig blickte sie Burka an. «Er will in den engen Rat der Stadt. Glaubt Ihr, da würde er es wagen, so einfach jemanden zu vergiften?»
    Burka verschränkte die Arme vor der Brust.
    «Warum nicht? Ihr wisst selbst, dass kaum jemanddie Ursache für Antoniusfeuer kennt. Nicht einmal ich wusste es, und ich habe einen Magistertitel. Was, wenn Ihr erkrankt wäret, und Eure Familie mit Euch? Jedermann weiß, dass Ihr fast all Eure Zeit im Beginenhospital verbracht habt. Und dort grassiert die Krankheit. Man würde annehmen, Ihr hättet Euch dort angesteckt. Vielleicht, im übelsten Falle, hätte man mir unterstellt, ich hätte die Krankheit eingeschleppt. Doch wen interessiert das am Ende, wenn wir alle tot sind? Niemanden. Eine bedauerliche Geschichte, die niemand im Entferntesten mit Reese in Verbindung bringen würde.»
    Adelina schluckte. Er hatte Recht. So

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