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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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gern wissen», kam es von der Tür her, die sich in diesem Augenblick öffnete. Adelina wurde aschfahl, als sie Magister Burka sah. Er blickte sich kurz in der Hütte um und funkelte erst Ludmilla, dann Adelina mit grimmiger Miene an. «Was um alles in der Welt führt Euch in dieses Rattenloch?»
    «Oho, dem feinen Herrn passt meine gute Stube nicht», krächzte Ludmilla mit hochgezogenen Brauen, doch sie hatte nicht mit dem Zorn ihres ungebetenen Besuchers gerechnet.
    «Halt den Mund, alte Hexe», fuhr er sie an. «Ich weiß nicht, was Adelina mit dir zu schaffen hat, aber ich dulde es nicht einen Moment länger, dass sie hier bleibt.»
    «Ihr duldet es nicht?» Adelina sprang erbost von der Bank auf. «Was fällt Euch ein, mir zu folgen?»
    «Ihr habt Euren Vater schamlos belogen! Von wegen, Ihr geht zur Schneiderin. Wenn er nicht so verwirrt wäre, hätte er es sofort bemerkt und Euch übers Knie gelegt für diese Unverschämtheit», donnerte Burka. «Habt Ihr noch nicht genug Ärger am Hals? Wollt Ihr Euch nun auch noch mit Quacksalberinnen abgeben?»
    «Diese Frau ist keine Quacksalberin», zischte Adelina. «Wenn sie nicht gewesen wäre, wäre Vitus jetzt tot. Sie hat ihm das Leben gerettet … und mir ebenfalls.» Kaum waren die Worte heraus, da schoss Adelina das Blut in den Kopf. Sie hatte sich verraten.
    Burka sah sie aus schmalen Augen prüfend an.
    «Dann sagt mir, warum sie nicht unter anderen Menschen wohnt, wie es sich für eine ehrbare Frau gehört.» Er schüttelte den Kopf und trat auf Ludmilla zu, die ihn aus dunklen Augen anblitzte. «Wer bist du, Weib?»
    «Ich bin Ludmilla. Sie nennen mich die Weise Frau. Manchmal aber auch die Kräuterhexe.» Adelina stockte der Atem. Hatte Ludmilla keine Angst, sich mit solchen Reden in Teufels Küche zu bringen?
    Burka zog die Stirn kraus und trat einen Schritt zurück.
    «Frauen wie dich kenne ich. Was bist du, eine entsprungeneNonne?» Als Ludmilla nicht sofort antwortete, nickte er. «Das also. Und laut Adelina eine Hebamme. Womit du deinen Lebensunterhalt sonst noch verdienst, will ich gar nicht wissen.» Er fuhr zu Adelina herum und fasste sie am Arm, noch bevor sie reagieren konnte. «Und nun, verdammt, sagt mir endlich, was Ihr hier zu suchen habt.»
    «Antworten», sagte sie. «Ich suche nach Antworten.»
    «Antworten worauf?»
    «Auf das hier.» Sie zog die in ein Tüchlein geschnürten schwarzen Körner aus ihrem Kleiderärmel, wickelte sie aus und hielt sie ihm unter die Nase. Verwirrt nahm er eines der Körner, legte es auf die Handfläche und betrachtete es. «Was soll das sein?» Im Halbdunkel der Hütte musste er die Augen zusammenkneifen, um etwas zu erkennen.
    «Mutterkorn!»
    Ludmilla hatte nur dieses eine Wort geflüstert. Mit einer blitzschnellen Bewegung nahm sie Burka das Korn aus der Hand und hielt es ins Licht des Feuers. Doch dann wich sie plötzlich in den hintersten Zimmerwinkel zurück. «Warum bringst du das zu mir? Was willst du?» Noch immer klang ihre Stimme mehr ärgerlich als angstvoll, doch Adelina wusste, was in der Weisen Frau vorging. Es war besser, sie schaffte den Medicus hinaus, so schnell es ging. Aber die Antworten, derentwegen sie hergekommen war, musste sie vorher noch haben.
    «Die Körner habe ich heute in meinem Mehlsack gefunden. Als ich das Getreide gekauft habe, waren sie noch nicht drin», erklärte Adelina der Alten.
    «Was soll das heißen, Ihr habt die Körner gefunden? Und wegen so etwas kommt Ihr hierher?», rief Burka, noch immer aufgebracht. Adelina warf ihm einen eisigenBlick zu, der ihn tatsächlich zum Schweigen brachte.
    Ludmilla war indes wieder näher gekommen und betrachtete die restlichen Körner in Adelinas Hand.
    «In deinem Mehl, sagst du? Bist du sicher, dass der Müller dir nicht das Mahlgut eines anderen angedreht hat?»
    «Ganz sicher», sagte Adelina. «Meine Magd war dabei, als er es gemahlen hat.»
    «Dann, liebe Adelina, hast du einen ziemlich gefährlichen Feind.»
    «Feind? Wieso Feind?», fuhr Burka dazwischen, doch die beiden Frauen antworteten ihm nicht. Ludmilla wandte sich um und zog einen hölzernen Pflock aus einem Balken. Sie griff in das Loch, und als sie die Hand wieder hervorzog, hielt sie weitere schwarze Körner darin. Sie sahen aus wie die von Adelina. «Mutterkorn», erklärte Ludmilla und blickte nun auch Burka wieder an, «ist ein böses Gift. Nicht viele kennen seine Wirkungen.» Er öffnete den Mund, doch sie schnitt ihm das Wort ab: «Ihr fragt Euch nun sicher,

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