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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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gesehen hatten, wie und von wem den Menschen das Gift eingegeben worden war. Um einen Zufall konnte es sich indes unmöglich handeln. Denn ihr eigenes Mehl war vergiftet worden. Von wem? Spielte einer von Reeses Männern ein falsches Spiel? Greverode vielleicht?
    So lag sie schlaflos da, bis das erste Licht des fahlen Wintermorgens durch die Ritzen der Fensterläden sickerte.
    ***
    Es war nicht einfach für sie, Burka im Hause aus dem Weg zu gehen und gleichzeitig vor ihrem Vater den Anschein von Normalität aufrechtzuerhalten.
    Nichts wünschte sich Adelina mehr, als dass er endlich auszöge; aber gleichzeitig fürchtete sie sich davor. Burka schien ihre ablehnende Haltung einfach hinzunehmen, und er sprach von sich aus nicht mehr mit ihr als unbedingt nötig. Immer mehr zog er sich aus dem Familienkreis zurück; er verließ morgens schon in der Dämmerung das Haus und kam abends erst spät zurück.
    Adelina ging derweil stoisch ihren Pflichten nach. Doch in ihrem Herzen tobte ein Sturm. Nur noch wenige Tage trennten sie von Beichgards Heiratsantrag. Mit Albert war überhaupt nicht mehr zu sprechen; ihr Vater regte sich schon bei der kleinsten Bemerkung zu diesem Thema so sehr auf, dass sie um seine Gesundheit fürchtete.
    Gleichzeitig fühlte sie sich kalt und einsam. Ihr war bewusst, dass sie allein die Schuld am Lauf der Dinge trug. Doch wie hätte sie anders handeln, anders leben sollen? Um die Leere zu füllen, richtete sie ihre Gedanken auf das Hospital und die Kranken, die man in den Turm gesperrt hatte. Seither drangen kaum noch Nachrichten zu ihr, nur noch Gerüchte. Und die verhießen nichts Gutes. Anscheinend hatte das Antoniusfeuer bereits etliche neue Opfer gefordert. Der Mörder lief also noch immer frei herum. Adelina schauderte bei dem Gedanken, dass all die Toten womöglich nur die Tat eines größenwahnsinnigen Aristokraten waren, der den Erzbischof ausschalten und so die ganze Stadt Köln in seine Gewalt bringen wollte.
    Doch wenn nicht Reinhild Hilger Quattermarts Mittelspersongewesen war, wer dann? Soweit Adelina wusste, stand keine der Beginen mit ihm in verwandtschaftlicher oder sonstwie gearteter Beziehung. Blieben noch die Knechte und Mägde sowie das Küchenpersonal. Doch von diesen Leuten war keiner mehr in der Nähe der in den Turm Gesperrten, denn nach der Schließung des Hospitals hatten die Beginen keine Verwendung mehr für die Dienstboten gehabt.
    Es blieb ihr also nichts anderes übrig, als tatsächlich noch einmal mit Reese zu sprechen. Am Freitagvormittag bot sich eine Gelegenheit, die Apotheke zu verlassen. Als Ausrede diente ihr das Kleid, das sie inzwischen doch bei der Schneiderin bestellt hatte und für das noch eine Anprobe vonnöten war. Albert freute sich über ihre scheinbare Einsicht und ließ sie ziehen.
    ***
    Der Kaufmann reagierte unerwartet auf ihr Erscheinen. Als sie sein Kontor betrat, war Reese gerade dabei, Geld in eine metallene Schatulle zu zählen. Er blickte zu ihr auf, und sogleich verfinsterte sich seine Miene.
    «Was sucht Ihr denn hier?», herrschte er sie an, sprang von seinem Stuhl auf und stürzte zur Tür, um sie hinter ihr zu verschließen. «Ich dachte, Ihr habet begriffen, dass ich keinerlei Verbindung zu Euch wünsche. Was wollt Ihr?»
    Adelina bemühte sich um einen ruhigen Ton.
    «Ich wollte Euch mitteilen, dass Reinhild mit ziemlicher Sicherheit unschuldig ist.»
    «Unschuldig? Was redet Ihr denn da?» Verblüfft starrte er sie an und vergaß darüber, sie weiter anzubrüllen. Sie nickte. «Ihr glaubt, ebenso wie ich, dass es nur einen, nicht zwei Mörder gibt. Die müsste es aber geben,wenn Eure Gemahlin Balthasar und Adrian vergiftet hätte.»
    «Ihr redet irre!», begann Reese sich nun doch wieder aufzuregen. «Ich verstehe kein Wort.»
    «Das werdet Ihr noch», erwiderte sie. «Wenn Ihr mir nur zuhört.» Sie erzählte ihm von dem Antoniusfeuer und den schwarzen Körnern, die sie für den Ausbruch der Krankheit verantwortlich machte. Von Ludmilla sprach sie gar nicht. Das schuldete sie der Weisen Frau.
    Nachdem sie ihren Bericht beendet hatte, blieb Reese eine geraume Weile still.
    «Dann glaubt Ihr also, der Mörder treibt weiter sein Unwesen? Wie könnte er? Die Kranken sind allesamt im Turm. Kaum jemand hat noch Zutritt zu ihnen.»
    «Das muss auch nicht sein. Wenn die Dosis der Körner hoch genug war, kann der Mörder in Ruhe abwarten, bis alle tot sind.»
    «Und zu welchem Zweck?»
    Adelina zuckte ratlos mit den Schultern.
    «Das weiß

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