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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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ich auch nicht. Vielleicht hat er Angst, jemand könnte ihn doch erkannt haben. Oder …»
    «Oder?» Reese zog die Brauen hoch.
    «Oder er hat sich in der Giftmenge einfach verschätzt und kann jetzt nichts mehr dagegen tun.»
    «Ihr meint, ihm könnte ein Fehler unterlaufen sein?» Nachdenklich setzte sich Reese wieder auf seinen Stuhl und bot auch Adelina einen Sitzplatz an. Seufzend verschob er ein paar Papiere auf seinem Schreibpult. «Das hilft uns leider nicht im Geringsten weiter. Um Hilger Quattermart auszuschalten oder zumindest den Erzbischof auf unsere Seite zu bringen, benötige ich Beweise. Nicht einmal die Vergiftung an sich kann ich nachweisen, geschweige denn einen Täter.»
    «Habt Ihr die Küchenmägde befragt und die anderen Dienstboten des Hospitals?»
    Reese nickte müde.
    «Natürlich. Aber wir konnten nichts herausfinden, was wir nicht schon wussten. Und nach Gift konnten wir selbstverständlich gar nicht fragen. Das hätte womöglich eine Panik ausgelöst.» Er hielt einen Moment inne, dann runzelte er plötzlich die Stirn. «Wisst Ihr, was mich schon eine geraume Weile beschäftigt? Ihr sagtet neulich, dass die ersten Toten wahrscheinlich durch Schierling umkamen. Heute redet Ihr von verfaultem Roggen.»
    «Ich weiß.» Adelina senkte den Blick, hob ihn aber gleich wieder. Sie war hier schließlich nicht die Angeklagte.
    «Die Symptome sind bei beiden Giften ähnlich. Mag sein, dass ich mich zu Anfang geirrt habe. Vielleicht ist der Mörder aber von dem ursprünglichen Gift abgewichen.»
    «Und aus welchem Grund?»
    «Wahrscheinlich weil wir, Magister Burka und ich, davon gesprochen haben. Der Mörder hat das mitbekommen und wollte kein Risiko eingehen.»
    «Kein Risiko, tja.» Reese kratzte sich am Kinn. «Er hat wohl nicht damit gerechnet, dass die schlaue Jungfer Apothekerin auch dem zweiten Gift auf die Schliche kommen würde.» Er seufzte und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. «So kommen wir nicht weiter. Wenn wir keinen Beweis für das Gift erbringen können, müssen wir einen anderen Weg finden, Hilger dingfest zu machen.»
    Unbehaglich sah Adelina ihn an.
    «Und den Mörder ungeschoren davonkommen lassen?»
    «Was bleibt uns übrig, wenn es weder Zeugen noch Beweise gibt? Nicht einmal einen konkreten Verdacht haben wir.»
    Sollte es das gewesen sein? Adelina presste die Lippen zusammen. Das durfte einfach nicht sein.
    «Warum nehmt Ihr nicht ein paar der schwarzen Körner und befragt die Dienstboten noch einmal? Einer von ihnen erkennt das Mutterkorn vielleicht wieder.»
    «Wie sollte ich vor dem Rat eine erneute Befragung durchsetzen? Ich müsste zunächst einmal nachweisen, dass die Toten diese Körner überhaupt zu sich genommen haben. Und wie sollte ich das wohl anstellen?» Reese schüttelte den Kopf. «Nein, Adelina, vergesst das wieder. Es gibt keinen Weg. Ihr solltet jetzt gehen und die Toten ruhen lassen.»
    Bedrückt stand Adelina auf und wandte sich zum Gehen. Vor der Tür blieb sie stehen.
    «Es gäbe einen Weg», sagte sie und drehte sich wieder zu Reese um.
    «Und der wäre?» Skeptisch blickte er zu ihr auf. Sie zögerte. War es recht, Burka in diese Sache hineinzuziehen? Reese hatte ihn verdächtigt. Und durfte sie einfach dreist das Geheimnis preisgeben, welches der Medicus aus gutem Grund sorgsam hütete?
    «Nun?» Reese nickte ihr ungeduldig zu. Sie atmete tief ein, dann sprach sie das Ungeheuerliche aus.
    «Man könnte einen der Toten sezieren.» Sie hielt die Luft an. Reese ebenfalls. Er starrte sie derart verblüfft an, dass sie beinahe gegrinst hätte.
    «Sezieren? Aufschneiden, meint Ihr?» Er klang mehr neugierig als verärgert, doch auf seiner Stirn bildete sich eine steile Falte. «Das wird Euch niemand erlauben.» Er schüttelte immer heftiger den Kopf. Offenbar begriff ererst nach und nach das Ausmaß ihres Vorschlags. «Nie und nimmer! Wie stellt Ihr Euch das vor? Wollt Ihr uns alle ins Gefängnis bringen? Eine Leiche aufschneiden bedeutet, die Heilige Inquisition wachrütteln.» Nun wurde er doch böse. «Ich glaube, Ihr seid selbst des Wahnsinns, Adelina. Macht, dass Ihr hinauskommt!» Er donnerte mit seiner Faust auf die Tischplatte. Adelina zuckte erschrocken zusammen und wich bis zur Tür zurück.
    «Es ist der einzige Weg, zu beweisen, dass die Toten das Gift im Körper haben», wagte sie noch einzuwenden. Reese funkelte sie zornig an.
    «Es ist der sicherste Weg, uns alle zu vernichten. Wenn der Erzbischof davon erfährt, ist es aus, nicht nur

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