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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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mit uns, sondern auch mit den Plänen der Freunde. Und Hilger lacht sich ins Fäustchen.»
    Adelina griff nach der Türklinke, als ihr plötzlich ein Gedanke kam.
    «Und was wäre, wenn der Erzbischof sein Einverständnis gäbe? Er will doch ebenso wenig wie Ihr, dass Hilger seine Macht ausweitet. Wenn Ihr ihm den Vorschlag unterbreitet, begreift er vielleicht die Wichtigkeit dieser Angelegenheit und gibt ausnahmsweise seine Einwilligung zu der Sektion.»
    «Wenn der Stadtrat ihn um Hilfe bittet, meint Ihr?»
    Erleichtert nahm sie wahr, dass Reese nachzudenken begann. «Damit würde der Rat eindeutig Stellung beziehen. Das Verhältnis der Stadt zu Erzbischof Friedrich ist seit langem nicht gerade das beste. Es würde ihn möglicherweise versöhnlich stimmen.» Die Idee schien dem Ratsherrn immer mehr zuzusagen. «Friedrich ist sogar gerade in der Stadt. Die Unruhen um von Staves Bannlöschung haben ihn hergelockt. Das ist vielleichtgenau der richtige Augenblick.» Reese stand wieder auf und ging um den Tisch herum. «Nun gut, ich werde das mit der Partei der Freunde besprechen und im Falle ihrer Zustimmung mit einer Abordnung bei Friedrich vorsprechen. Aber erwartet Euch nicht zu viel davon. Wir bewegen uns auf sehr dünnem Eis und könnten uns selbst den größten Schaden zufügen.»
    «Ich danke Euch», sagte Adelina und lächelte erleichtert. Reese nickte nur, dann räusperte er sich.
    «Wer soll diese Sektion eigentlich durchführen?»
    Sie zuckte zusammen.
    «Magister Burka», murmelte sie. Reese nickte.
    «Natürlich. Wer sonst?» Er musterte sie argwöhnisch. «Was verbindet Euch mit dem Magister?»
    Sie spürte die Röte in ihr Gesicht steigen. Doch antworten musste sie.
    «Er ist unser Untermieter», formulierte sie vorsichtig. «Und ein Freund.»
    «Freund, so, so. Ihr vertraut ihm?»
    Sie zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde, und selbst dafür hasste sie sich.
    «Ja.»
    «Warum sollte er sich für ein so riskantes Unterfangen hergeben?» Reese durchbohrte sie noch immer mit seinen Blicken. Dass er so misstrauisch war, konnte sie ihm nicht verdenken.
    «Er ist ein Freund», wiederholte sie. «Er wird uns helfen.»
    Mit einem Nicken verabschiedete sie sich.
    Auf dem Heimweg fror sie erbärmlich, doch daran war nicht die klare kalte Luft schuld. Wie hatte sie Reese nur diesen Vorschlag machen können? Nun steckte sie in einer argen Klemme. Und noch dazu hatte sie vielleichtdie Unwahrheit gesagt. Denn wie konnte sie, nach allem, was geschehen war, noch hoffen, dass Burka ihr helfen würde?

15
    Nachdem Adelina noch bei der Schneiderin hereingeschaut und die Anprobe des neuen Kleides über sich ergehen lassen hatte, trottete sie lustlos weiter. Ihr Magen und ihr Herz fühlten sich roh und wund an. Sie wurde langsam schwermütig, und das durfte nicht sein. Sie war es schon einmal gewesen, damals, und nur ihr starker Wille und ihr Pflichtgefühl hatten sie vor Schlimmerem bewahrt. Sie durfte es nicht zulassen. Ihre Familie brauchte sie.
    Und ganz gleich, wie Burka auf ihr Ansinnen reagieren würde, sie musste einen Weg finden, ihn zu überzeugen. Er musste einfach helfen. Danach würden sich ihre Wege trennen. Wahrscheinlich war das die beste Lösung. Vor der Apotheke straffte sie die Schultern, öffnete schwungvoll die Tür und wäre um ein Haar mit Burka zusammengestoßen. Erschrocken prallte sie zurück. Er trug eine seiner Bücherkisten auf dem Arm und sah sie mit unergründlichem Blick an. Erst jetzt bemerkte sie die kleine Kutsche mit dem Grauschimmel davor, die vor dem Haus stand. Burka warf die Kiste mit Schwung auf die Ladefläche.
    «Was hat …?» Erschrocken blickte sie zwischen ihm und dem Gefährt hin und her.
    «Ich ziehe aus», erklärte er ruhig. «Natürlich bezahle ich die Miete für diesen Monat noch vollständig. Aber es dürfte Euch ja nicht schwer fallen, einen neuen Mieter zu finden … bei Euren Kochkünsten.»
    «Natürlich wird sie das», sagte Albert, der ebenfalls auf die Straße getreten war. «Das Zimmer ist eine schöne zusätzliche Einnahmequelle für meine brave Lina. Aber ich werde Eure treffliche Gesellschaft bei Tisch vermissen. Ihr kommt doch hin und wieder zu Besuch? Und helft mir bei meinen Experimenten?»
    «Das werde ich sicherlich tun.» Burka lächelte Albert freundlich zu. Natürlich würde er nicht mehr kommen. Adelina spürte, wie ihr der Boden unter den Füßen weggezogen wurde.
    «Ihr reist sehr überstürzt ab», quetschte sie heraus, doch er bedachte sie nur

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