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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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als Ludowig vorgestellt hatte, wieder heruntergepoltert kam. Er trug gleich zwei Kisten auf einmal, die er mit einer Leichtigkeit auf seinen Handkarren lud, als seien sie leer. Adelina wusste indes, dass beide Kisten bis oben hin mit Büchern und Papieren gefüllt waren.
    Ludowig wirkte bei aller Poltrigkeit rechtschaffen und freundlich auf sie. Burka schien ein gutes Händchen für die Auswahl von Dienstboten zu haben.
    ***
    Am folgenden Morgen ging es Adelina körperlich etwas besser, sodass sie sich ihren Pflichten wieder gewachsen fühlte. Sie hatte gut und lange geschlafen, jedoch nur, weil sie sich heimlich etwas vom Schlafmohn in der Apotheke genommen hatte. Ihre Gedanken kreisten aber noch immer abwechselnd um die Todesfälle im Hospital und den für den morgigen Tag bevorstehenden Besuch Ludolf Beichgards. Was ihr schwerer auf dem Magen lag, wusste sie nicht.
    Gegen Mittag holte sie ihr Kleid bei der Schneiderin ab und machte auf dem Rückweg einen Schlenker über den Neumarkt. Sie tauchte ein in die Menge aus Marktschreiern, Bürgern, Handwerkern, Kaufleuten und Bauern, die ihren täglichen Geschäften nachgingen, und ließ sich von ihr treiben. Dabei ging ihr die Frage nicht aus dem Sinn, wer so kaltblütig gewesen war und einganzes Hospital voller Menschen vergiftet hatte. Gewiss, Reese war sich sicher, dass Hilger Quattermart dafür verantwortlich war. Doch wer hatte diese schauerlichen Verbrechen ausgeführt? Sie kannte Hilger nicht, hatte ihn nur hin und wieder in der Stadt gesehen. Ein blonder, vierschrötiger Mann mittleren Alters, arrogant und herrisch. Er mischte sich nicht oft unter die Bürger der Stadt, sondern zeigte ganz deutlich, dass er von altem Adel und damit allen, auch den reichsten Patriziern, überlegen war. So gebärdete er sich wohl auch auf den Ratssitzungen und schnitt den wenigen Kaufleuten, die dort vertreten waren, das Wort ab, wie es ihm passte.
    «Adelina Merten?», rief plötzlich eine raue Stimme hinter ihr.
    Sie erschrak, als sie einen Reiter auf sich zukommen sah. Es war Tilmann Greverode, heute ohne seine gewalttätigen Begleiter. Er zog einen gesiegelten Brief unter seinem Mantel hervor und hielt ihn ihr unter die Nase. «Eine Nachricht für Euch, vom Rat der Stadt Köln.» Adelina nahm das Schriftstück überrascht entgegen. Er grinste. «Ihr steckt Eure Nase wohl noch immer in anderer Leute Angelegenheiten, was? Wird Euch nicht gut bekommen, das sag ich Euch. Ich wundere mich, dass Ihr überhaupt noch so allein herumlauft. Geht mich aber nichts an, was?» Er lachte, wendete sein Pferd und trabte davon.
    Hastig trat sie in eine Seitengasse, erbrach das Siegel und entfaltete den Brief. Er enthielt nur zwei Sätze:

    Sonntag früh beim Narrenturm. Wir hatten mehr Glück als Verstand. G. Reese

    Ihr Herz begann zu klopfen. Reese hatte es also tatsächlichgeschafft, den Erzbischof zu überzeugen! Sie konnte sich nicht vorstellen, wie er das angestellt hatte, aber es war ihm gelungen. Burka durfte die Sektion durchführen.
    Sie atmete scharf ein, denn schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie mit ihm noch nicht darüber gesprochen hatte. Und Sonntag war schon morgen! Morgen! Sie rieb sich mit der Hand über die Stirn, wobei ihr verstauchtes Handgelenk unangenehm schmerzte. Morgen wollte Beichgard zu Besuch kommen.
    Kopfschüttelnd ging sie weiter. Darüber musste sie später nachdenken. Wichtiger war, mit Burka zu sprechen, ganz gleich, was zwischen ihnen stand.
    Sie war so in Gedanken, dass sie gerade noch hörte, wie eine weibliche Stimme aus dem Haus neben ihr «Vorsicht, Unrat!» rief. Im nächsten Moment platschte der Inhalt eines Fäkalieneimers aus dem ersten Stock in den Rinnstein. Adelina sprang erschrocken zur Seite und rutschte dabei auf dem feucht-schlammigen Untergrund aus. Mit dem linken Fuß glitt sie in den Spalt zwischen zwei Steinen und knickte um. Ein brennender Schmerz schoss durch ihren Knöchel, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. Fluchend humpelte sie zur Häuserwand, um sich abzustützen. Wie hatte sie nur so unachtsam sein können? Und das schon zum zweiten Mal! Vorsichtig trat sie mit dem verletzten Fuß auf. Er schmerzte stark, schien jedoch nicht gebrochen zu sein. Aber der Weg nach Hause war lang. In die Brückenstraße war es allerdings nicht so weit. Sie klemmte sich das unhandliche Paket mit dem Kleid fest unter den Arm, biss die Zähne zusammen und ging, Schritt für Schritt, weiter. Dabei bemühte sie sich, den schmerzenden Knöchel so

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