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Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
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Anzahl von Herzinfarkten und Kreislaufkollapsen einstellten.
    Anne und Frank erwachten früh in zerwühlten, verschwitzten Laken, die nicht das Resultat einer feurigen Liebesnacht, sondern quälender Gedanken, böser Träume und drückender Hitze waren.
    »Hast du auch so schlecht geschlafen?«, fragte Anne und tastete nach seiner Hand. »Sowie ich die Augen zugemacht habe, war ich wieder in diesem Gewächshaus, und die Lianen haben sich um mich geschlungen. Einfach schrecklich.«
    »Und ich habe mich von einer Seite auf die andere gewälzt und musste die halbe Nacht über einen Satz von Kierkegaard nachdenken: Wir haben zu viel zu wissen bekommen und fangen zu wenig damit an .«
    »So etwas Ähnliches habe ich auch gedacht«, erwiderte Anne und stützte ihren Kopf auf den Ellbogen. »Natürlich waren meine Gedanken nicht so elegant formuliert wie deine. Ich hab mir dauernd gesagt: Wir müssen diesen verdammten Kerl endlich erwischen. Vielleicht hocken wir ja schon auf der Lösung und haben sie nur noch nicht erkannt.«
    Beaufort strich Anne eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich werde heute alles, was wir bis jetzt an Spuren, Indizien undTheorien haben, aufschreiben und aufmalen. Vielleicht komme ich weiter, wenn ich mir das Ganze bildhaft vor Augen halte.«
    »Also ich kann besser nachdenken, wenn ich mich bewege. Und genau das werde ich jetzt tun.« Anne erhob sich und ging ins Ankleidezimmer, wo sie ein Regal mit ein paar Kleidungsstücken belegt hatte. Beaufort hörte sie dort rumoren.
    »Du willst doch nicht bei dieser Bullenhitze joggen?«
    »Nein, das ist selbst mir zu heiß heute«, kam ihre Antwort, und dann posierte Anne in der Tür in einem kanariengelben, knapp geschnittenen Bikini.
    »Wow«, entfuhr es Beaufort. »Neu?«
    »Hab ich gestern in Würzburg gekauft. Ich gehe jetzt ins Westbad schwimmen. Du kannst ja mitkommen.«
    »Zu laut. Zu nass. Zu anstrengend. Zu heiß. Vier gute Gründe, um das Haus nicht zu verlassen.«
    Als Anne gegangen war, duschte Frank lauwarm, kochte sich einen Milchkaffee – der Appetit war ihm seit dem Mord gestern Nachmittag ziemlich abhanden gekommen –, legte eine Platte von Mísia auf, da portugiesischer Fado haargenau zu seiner deprimierten Gemütsverfassung passte, und setzte sich an den Schreibtisch. Zuerst fischte er sich das Blatt von Neudecker heraus, auf dem geschrieben stand, wie sich die beiden Kuratoren die einzelnen Sammlungen aufgeteilt hatten. Außer der Geologischen Sammlung, in die man derzeit nicht hineinkam, hatte er alle Bereiche angeschaut, für die Tom Schifferli zuständig gewesen war. Er ging im Geiste noch einmal seine Visiten in den Sammlungen durch und machte sich Notizen zu jedem einzelnen Besuch. Allein das dauerte länger als eine Stunde.
    Danach schrieb er eine Liste mit Verdächtigen. Wenn van der Veldts Alibi für Neudecker während des Blasrohrattentats stimmte und die Frauen nicht unter einer Decke steckten, dann waren beide aus dem Schneider. Aber dieses Alibi musste er erst noch überprüfen. Professor Gäbelein und derOberpräparator Ciseaux galten ihm beide weiterhin als verdächtig. Sie waren entweder beim Einbruch in der Anatomie vor Ort gewesen oder kannten sich dort gut aus. Libor Paschek aus der Informatik, den alten Professor Adler aus der Zoologie und Sixtus Degen von der Antikensammlung hielt Beaufort eher für unbedenklich. Doch wie stand es mit Professor Corrodi? Wer in großem Stile Bücher klaute, war womöglich noch zu anderen Taten fähig. Hatte Schifferli Corrodis Diebstähle ebenfalls herausbekommen und war als unliebsamer Zeuge beseitigt worden? Auch auf die Leiterin der Universitätsbibliothek und seinen Doktorvater musste er wohl oder übel einen kritischen Blick werfen – selbst wenn ihm das bei Harsdörffer immer noch absurd vorkam. Doch Unvoreingenommenheit war in diesem Fall zielführender als persönliche Bindung.
    Außerdem gab es da noch die Abschrift von Schifferlis Terminen, die er zusammen mit Anne vor einer Woche aus dem elektronischen Terminkalender im Smartphone geholt hatte. Beaufort machte sich daran, die kryptischen Kürzel zu entziffern und schrieb die Namen dahinter, wenn er sie herausbekommen hatte. Es war wie bei einem Silbenrätsel. Wenn man erst mal bestimmte Teile erkannt hatte, wurde es zunehmend einfacher, auch die noch fehlenden herauszufinden. Selbst der für vergangenen Donnerstag eingetragene und nicht mehr wahrgenommene Termin KWmA ließ sich entschlüsseln und nach einem Anruf bei

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