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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Larsen
abgeheftet sein musste. Mamma Carlotta sah sich um und fand ihn sofort: Er
stand auf einem schmalen Sideboard neben dem Fenster, wo auch Prospekte lagen
und einige Entwürfe des Mittagsmenüs.
    Während Carolin eine Melodie vor sich hinsummte und mit kleinen
Gesten dazu dirigierte, arbeitete Mamma Carlotta sich unauffällig zu dem Ordner
vor und schlug ihn auf. Zuoberst war die Bewerbung eines Kochs mit dem Namen
Dennis Landmann abgeheftet, weiter ging es mit Ben Mehring und Gaby Mensing.
Die Bewerbung von Susanna Larsen fehlte.
    Â»Hoffentlich denke ich daran, dem Bass rechtzeitig die Einsätze zu
geben«, sagte Carolin, ohne den Blick von den Noten zu nehmen. »Vera sieht die
drei immer schon zwei Takte vorher scharf an, damit sie aufpassen und nicht von
ihrem Einsatz überrascht werden. Ob ich das auch schaffe?«
    Â»Naturalmente«, gab Mamma Carlotta unkonzentriert zurück.
    Carolin sah auf und bemerkte, dass ihre Großmutter die Schublade von
Veras Schreibtisch aufzog. »Nonna, was machst du da? Du kannst doch nicht in
Veras Schreibtisch herumschnüffeln.«
    Â»Ich schnüffle nicht, ich ermittle!« Mamma Carlotta sah mit einem
Blick, dass ihr Gefühl sie nicht getäuscht hatte. In der Schublade lag Susanna
Larsens Bewerbung, als hätte Vera Ingwersen sie noch vor Kurzem angesehen.
    Â»Das Ermitteln ist Papas Sache, nicht deine!«
    Â»Ich helfe ihm eben, wo ich kann.« Mamma Carlotta zog die Bewerbung
hervor und schlug sie auf.
    Â»Leg das sofort wieder zurück!« Carolin machte Anstalten, ihrer
Nonna den Hefter aus der Hand zu reißen. »Das geht dich nichts an.«
    Mamma Carlotta gab sich einsichtig und schlug die Bewerbungsmappe
wieder zu. »Ist ja schon gut.«
    Beruhigt wandte Carolin sich ab und widmete sich erneut den Noten.
Sie griff nach einem Bleistift und fügte Zeichen ein, damit sie während der
Probe nichts vergaß. »Gut, dass ich schon mal dirigiert habe«, murmelte sie.
»Das ist nämlich gar nicht so einfach.«
    Diesmal nahm sie die Zustimmung ihrer Großmutter zur Kenntnis, ohne
aufzublicken, daher sah sie nicht, dass Mamma Carlotta die Bewerbung ein
zweites Mal aufgeschlagen hatte. Carolin wurde erst wieder aufmerksam, als sie
einen erstickten Schrei hörte.
    Â»O Dio! Com’è possibile?«
    Erik beugte sich tief über seinen Kaffee, Sören machte es
genauso. Und beide kehrten sie dabei der Brot- und Kuchentheke den Rücken zu,
wo ein Mann stand und nach einem belegten Brötchen verlangte. »Eine Hälfte mit
Käse, die andere mit Leberwurst.«
    Käsebrötchen waren vorrätig, aber die zweite Brötchenhälfte musste
erst zubereitet werden. Währenddessen sah sich der Mann in der Bäckerei um … und
erkannte die beiden Polizeibeamten trotz ihrer Bemühungen, sich unsichtbar zu
machen.
    Sören bemerkte als Erster, dass ihre Tarnung aufgeflogen war. Er
richtete sich auf und sagte: »Ich fahre dann mal nach Wenningstedt in die
Jesse-Stuben.«
    Menno Koopmann, der Chefredakteur des Inselblattes, stellte sich
prompt an seinen Platz. »Hallo, Wolf! Prima, dass ich Sie hier treffe. Sonst
wäre ich in einer Viertelstunde zu Ihnen ins Revier gekommen!«
    Dort hätte ich dich rauswerfen können, hier nicht, dachte
Erik grimmig und trank seine Tasse leer, um zu zeigen, dass sein Aufenthalt in
dieser Bäckerei beendet war.
    Â»Was ist eigentlich mit den beiden Raubmorden?«, fragte Menno Koopmann.
»Man hört nichts, man sieht nichts, die Staatsanwältin gibt keine
Pressemitteilungen raus …«
    Dass Menno Koopmann einen guten Draht zu Frau Dr. Speck hatte,
machte ihn für Erik keineswegs sympathischer. In diesem Fall jedoch schien es
ein Vorteil zu sein. Dass der Chefredakteur die Sylter Polizei noch nicht mit
Fragen zu den Todesfällen Jesse und Ingwersen bestürmt hatte, konnte nur daran
liegen, dass die Staatsanwältin ihn zurückgehalten hatte. Und anscheinend
wusste er auch nichts von Francesco Corrados Tod. Erstaunlich, dass diese
Neuigkeit noch nicht zu ihm durchgesickert war.
    Erik entschloss sich, auf jegliche Wahrheitsliebe zu pfeifen. »Wir
stehen kurz vor einer Festnahme«, behauptete er.
    Koopmann überhörte den Ruf der Verkäuferin, die ihm seine zweite
Brötchenhälfte geschmiert hatte. »Was meinen Sie mit ›kurz davor‹? Sie wissen
also, wer es war? Aber Sie haben den Kerl noch nicht

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