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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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»Incredibile!«
    Derart brodelte es in ihr, dass sie wusste, sie würde keine Ruhe
ertragen. Im Haus am Süder Wung war es auch still, wenn Felix seine Musik so
laut drehte, dass die Wände vibrierten, wenn Carolin sang und Erik seine Pfeife
ausklopfte. Stille hatte für Mamma Carlotta nichts mit Lautlosigkeit zu tun,
sondern mit fehlender Kommunikation. Und diese Art von Stille hielt sie nicht
lange aus. Was für ein Glück, dass es einen Ort gab, wo ein Mann am Zapfhahn stand,
dem nichts anderes übrig blieb, als ihr zuzuhören, und ein anderer über seinem
Jever hockte und dankbar war für jeden, der das Wort an ihn richtete, und für
alles, was er zu hören bekam.
    Dass sie Carolin ganz und gar vergessen hatte, fiel Mamma Carlotta
erst ein, als sie vor Käptens Kajüte vom Fahrrad stieg. Sie wollte doch
eigentlich in der Muschel II nach ihr
sehen! Aber nach Keitum zurückradeln? Fünf Kilometer? Nein, daran war nicht zu
denken. Auch nicht bei Rückenwind! Und was sollte sie Carolin erklären, die ihr
vermutlich auf der Braderuper Straße entgegenkommen würde? Die Kontrolle
pubertierender Kinder hielt Mamma Carlotta zwar für unerlässlich, aber
natürlich musste sie unauffällig vor sich gehen. Sonst erreichte man das genaue
Gegenteil von dem, was beabsichtigt war.
    Seufzend stieß sie die Tür zur Imbiss-Stube auf und stellte erfreut
fest, dass Tove Griess gelangweilt neben seinen Bratwürsten stand und dafür
sorgte, dass sie nicht verkohlten, und Fietje Tiensch so tief in sein Jever
starrte, dass außer seiner Bommelmütze nicht viel von ihm zu sehen war.
Natürlich änderte sich alles durch Carlottas Erscheinen. Tove waren die
Bratwürste prompt egal, und Fietje hob den Kopf, schob die Mütze in den Nacken
und grinste vergnügt.
    Â»Buongiorno!«, rief Carlotta.
    Â»Moin, Signora!« Tove Griess war nicht weniger erfreut, wenn sich
das bei ihm auch anders äußerte. Er holte einfach ohne viele Worte die
Rotweinflasche hervor und kredenzte seinem Stammgast den Wein aus Montepulciano
mit den Worten: »Geht aufs Haus!« Dass er mit dieser schlichten Geste geradezu
unbändige Freude an den Tag legte, wusste Mamma Carlotta inzwischen genau.
Entsprechend zufrieden schob sie sich auf einen Barhocker, rutschte eine Weile
hin und her, stellte die bequemen Sneaker fest auf die Fußleiste und legte die
Unterarme auf die Theke.
    Â»Gibt’s was Neues?«, fragte Tove überflüssigerweise.
    Â»Sì!« Mamma Carlotta nahm einen Schluck Rotwein, dann erfuhr Tove
alles, was sie wusste und was bisher ein Geheimnis gewesen war. Vorsichtshalber
schloss sie dennoch mit der Ermahnung: »Aber zu keinem ein Wort!«, doch im
Grunde fühlte sie sich berechtigt, einem armen Mann, dem Geld abgepresst worden
war, zu verraten, dass es damit ein Ende hatte. Was Susanna Larsen erfahren
durfte, konnte auch Tove Griess ruhig wissen!
    Â»Der Kerl ist wirklich tot?« Darauf brauchte Tove erst mal einen
Genever. »Aber wieso stand nichts davon in der Zeitung?«
    Â»Weil die Sylter Bevölkerung nicht beunruhigt werden soll«, gab
Carlotta zurück. »Sie haben doch selbst erlebt, wie das ist, wenn man plötzlich
der Mafia gegenübersteht. Ein Kerl wie Sie hätte doch unter anderen Umständen
niemals gezahlt!«
    Das konnte Tove nur bestätigen. »Aber allein gegen die Mafia? So
dumm ist doch keiner!« Tove hatte sich also klug und umsichtig verhalten, als
er auf die Erpressungen eingegangen war. Dieser Satz, den Mamma Carlotta ihm
vorsprach, gefiel ihm außerordentlich. »Nun ist der ganze Spuk vorbei.«Carlotta
wurde unterbrochen, als ein Gast eintrat, der nach einer Currywurst verlangte.
Tove suchte unter seinen Bratwürsten ein Exemplar heraus, das sich unter viel
roter Soße noch ganz manierlich ausnehmen würde, und im Nu war der Kunde
abgefertigt. Danach hatte Toves Erleichterung derart überhandgenommen, dass er
einen weiteren Genever brauchte, um sie hinunterzuspülen. Sogar Fietje bekam
einen neben sein Jever gestellt, der Beweis, dass Tove geradezu strahlender
Laune war. »Und es ist ganz sicher, dass der Kerl mit der Mafia nichts zu tun
hatte?«, fragte er vorsichtshalber noch einmal.
    Mamma Carlotta dachte an den Pakt, den sie mit dem Meer geschlossen
hatte, und nickte. »Ganz sicher!«
    Â»Ich muss also nicht befürchten, dass in Kürze die nächsten Mafiosi
vor

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