Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)
Apfelweinkellner Semmler.
Bertha: „Und Euros schon mal gar net. Die sind ja doppelt so viel wert.“
Herr Schweitzer: „Ach, Berthachen, sei doch nicht so. Vielleicht fangen wir die Mafia ja, aber dazu müssen wir alle an einem Strang ziehen.“
Bertha: „Red net so mit mir. Ich überleg’s mir.“
Dreieinhalb Sekunden später: „Okay, ist gebongt, ich mach’s.“
Semmler: „Genau. Befreien wir uns von den Ketten der Sklaverei.“
Maria: „Seit wann redest du so geschwollen?“
Semmler: „Ich will doch Buddha von Sachsenhausen werden.“
Maria: „Ach so.“
Herr Schweitzer: „Vielleicht könnten wir den Spieß umdrehen und unsererseits die Mafia überwachen.“ Der Hintergedanke dabei war, einiges an belastendem Material zu sammeln, so daß er die anderen zu einem späteren Zeitpunkt davon überzeugen konnte, daß es vielleicht doch geschickter wäre, der Polizei die Angelegenheit zu überlassen.
Kaum daß er ausgeredet hatte, klopfte es laut am Rolladen.
Allen fuhr ein gehöriger Schrecken in die Glieder. Die Mafia.
Kurz darauf tat es Schläge, als wollte sich jemand gewaltsam Zutritt ins Weinfaß verschaffen. Ein stygischer Nebel hatte sich über die Gästeschaft gelegt. Bertha fing an, die Kerzen auszublasen. Vielleicht wollte sie den Mafiosi das bald stattfindende Scheibenschießen damit versauen.
Beim dritten Mal wurden die Schläge von einer nicht mehr ganz sicheren Stimme begleitet. „Bertha, mach auf, ich bin’s, ich weiß, daß du noch drin bist, es brennt ja noch Licht, ich hab Durst.“
Weizenwetter.
Die Erleichterung war greifbar.
Bertha: „Was willst du denn schon wieder? Kriegt der denn nie genug?“
Sie zog den Rolladen hoch.
Aber es war nicht nur Weizenwetter, auch Uschi war dabei.
Bertha ließ sie rein, bevor noch die ganze Nachbarschaft aufwachte. Es wäre nicht die erste Anzeige wegen Ruhestörung gewesen.
Uschi trug ihr neuerdings blond gefärbtes Haar nach Mode des Mauerfalljahres, allerdings von dribbdemauer, also nach DDR-Art. Die hellblaue Viskosehose harmonierte prächtig mit der froschgrünen Viskosebluse. Ein fesches pinkfarbenes Stirnband mit einem Hauch von Baumwolle setzte dem Ganzen die Krone auf. Da taten selbst Herrn Schweitzer, in Modefragen nicht immer auf Höhe der Zeit, die Augen weh. Außerdem hatte sie einen im Tee, die letzte Stufe zum Weinfaß wurde stolpernd genommen.
Kommentarlos versorgte Bertha die beiden mit Wein und Schnaps.
René zu Herrn Schweitzer: „Wie hast du das gemeint, die Mafia überwachen?“
Uschi, immer auf der Lauer, einen intelligenten Redebeitrag zu liefern: „Die Mafia? Da hast du keine Schangse.“ Nicht Chance. Schangse.
Er überging sie einfach: „Wir müssen auch an die Hintermänner rankommen. Die anderen, die die hier waren, sind doch bloß austauschbare Figuren. Die Hintermänner, die sind wichtig.“
Uschi. „Keine Schangse.“
Weizenwetter: „Jetzt halt doch mal die Klappe, du hast doch von Tuten und Blasen keine Ahnung.“
Eine eingeschnappte Uschi: „Vom Blasen schon.“
Niemand ging auf ihren Beitrag ein. Herr Schweitzer stöhnte.
Maria: „Wie stellst du dir das vor?“
Herr Schweitzer: „Wir verfolgen sie, wenn sie wieder abkassieren kommen. Außerdem würde ich hier ein Mikrophon installieren, dann hören wir, was sie zu bereden haben. Könnte aufschlußreich sein.“
René: „Und woher willst du das Mikro nehmen?“
Herr Schweitzer: „Hagedorn, mein Schwager, braucht die Dinger für die Arbeit. Ich frag ihn gleich morgen.“
René: „Detektivbüro Hagedorn, dein Schwager?“
Herr Schweitzer: „Genau.“
René: „Wußt ich gar nicht. Ist ja ein Ding.“
Semmler: „Und ich könnte Günther überwachen. Oh ja, das mache ich.“
Herr Schweitzer, im Überwachungswesen bewandert, wollte einwenden, daß man dazu aber ausgebildet sein müsse und er wegen seiner weitreichenden Erfahrung als Aushilfsdetektiv dafür besser geeignet sei, ließ es aber sein, da er erstens ja die Mafiosi vom Weinfaß aufs Korn nehmen sollte und man zweitens jeden Mann, der willens war, gebrauchen konnte. „Gute Idee, Buddha.“
René: „Um meine Abkassierer kümmere ich mich selbst. Meine Connections von früher funktionieren noch.“
Das glaubte Herr Schweitzer gerne. So viel er wußte, hatten die Hells Angels in der ein oder anderen Geschichte noch immer ihre Finger im Spiel. Zudem war er sehr mit sich zufrieden. Die Angelegenheit würde zeitaufwendig sein und die Zeit dem einen oder anderen sein
Weitere Kostenlose Bücher