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Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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spätabendlichen Freizeitgestaltung, war noch nicht viel los. Die normalerweise auf Herrn Schweitzers Gemüt positiv wirkende, anheimelnde Atmosphäre verfehlte heute allerdings ihre Wirkung, obwohl etliche Kerzen auf dem Tresen und den Weinfässern brannten. Sie gingen an die Theke. Barhocker gab es keine. Eine Tafel kündigte einen Juniper Crossing Semillon Sauvignon Blanc als Wein der Woche an.
    „Na, ihr zwei, was darf’s denn sein?“ wurden sie von Bertha begrüßt.
    Maria entschied sich für den Sauvignon Blanc und Herr Schweitzer: „Ein Wasser, erstmal.“
    Das war ein Novum und dementsprechend erntete er zwei ungläubige Blicke. Herr Schweitzer und Wasser. Das war wie ein geplatzter Scheck von Gott.
    „Wenn du dich an diesem Getränk jetzt zwei Stunden festhältst, weiß ich, daß du die Seiten gewechselt hast“, versuchte Bertha diese außergewöhnliche Situation auf ihre Weise zu verarbeiten.
    Kaum hatte Herr Schweitzer an seinem Glas genippt, betraten drei finster dreinblickende Männer in teuren Anzügen und Kreuzen wie Kleiderschränke die Kneipe. Bei ihrem Anblick dachte nicht nur Herr Schweitzer an Sizilien, die Heimat so vieler Mafiosi.
    Entgegen aller Spekulationen bestellten die Drei eine Flasche Champagner vom Feinsten. Herrn Schweitzers Herz sank in die Hose, Maria blieb gelassen und Bertha funkelte böse mit den Augen.
    „Das sieht nach Ärger aus“, flüsterte Herr Schweitzer.
    Warum sprichst du eigentlich so leise?“ wollte Maria wissen.
    Keinen Ton lauter: „Ich?“
    „Ja, du.“
    „Die sind bestimmt von der Mafia.“
    „Na und, wir sind bestimmt aus Sachsenhausen.“
    Das klang, als sei Sachsenhausen eine militärische Weltmacht, die schon mit ganz anderen Widersachern fertig geworden war. Herr Schweitzer beschloß, vorübergehend die Klappe zu halten. Blickt außer mir überhaupt keiner mehr, was hier läuft?
    Im Laufe der nächsten Stunde schwieg Herr Schweitzer beharrlich, und Maria und Bertha unterhielten sich über die Weltwirtschaftskrise, die völlige Unfähigkeit deutscher Politiker, einen Ausweg zu finden und landeten schließlich und folgerichtig bei der diesjährigen Ebbelweikönigin, die einen neuen Freund habe.
    Gerade als Herr Schweitzer sein drittes Glas Wasser in Auftrag geben wollte, wurde Bertha von den vermeintlichen Mafiosi an den Tisch gerufen.
    In nicht akzentfreiem Deutsch fragte derjenige, der als einziger einen Oberlippenbart trug: „Kann ich auch mit Scheck bezahlen?“
    „Wenn er nicht gefälscht ist“, witzelte Bertha.
    Kurz darauf kam einer von ihnen an den Tresen und übergab Bertha einen Umschlag. Gemeinsam verließen sie das Weinfaß.

Bertha, die gerade am Gläserspülen war, trocknete ihre Hände und öffnete das Kuvert. Dann legte sie den Zettel beiseite und ging energischen Schrittes nach draußen.
    Wenig später kehrte sie zurück. Die Zornesröte ließ ihr Gesicht leuchten wie einen defekten Reaktor. „Wenn ich die erwische, gibt’s eins uffs Dach.“
    Zur Veranschaulichung schlug sie auf die Spüle, so daß ein Glas zu Bruch ging.
    Herr Schweitzer nahm den Zettel und las:
    350 Euro Mai – 65 Euro Getränk = 275 Euro Rest.
    Also bestellte Herr Schweitzer statt des Wassers ein Glas Rotwein, der sedativen Wirkung wegen. Es drängte ihn zu sagen, daß ihm das alles klar war, daß Frauen null Ahnung von der Mafiaproblematik haben und daß man außerdem sofort die Polizei benachrichtigen müsse, das sei kein Spiel mehr. Da er aber beschlossen hatte zu schmollen, schmollte er weiter. Soll der Rest der Welt doch zusehen, wie er ohne seinen fachkundigen Verstand zurechtkommt.
    „Nicht mal rechnen können die“, erklärte Maria und überreichte Bertha den Zettel.
    „Stimmt, selbst dazu sind die zu doof.“
    Dafür können die ganz prächtig Füße in Beton gießen und diese samt zugehörigem Restkörper im Main versenken, dachte Herr Schweitzer, seinem Schweigegelübde treu bleibend.
    „Was machst du, wenn die wiederkommen?“ fragte Maria von der Heide.
    „Rausschmeißen. Glaubst du vielleicht, so Penner bedien ich noch mal?“
    Leichtes Augenverdrehen bei Herrn Schweitzer.
    „Schatz, was meinst du dazu?“
    Der so Angesprochene dachte vermotzt, warum man ihn denn dazu überhaupt anspreche, die Damen seien doch kriminalistisch aufs Hervorragendste ausgebildet. Bestimmt habe Maria ihn nur deshalb gefragt, um ihm vorzugaukeln, er könne ein vollwertiges Gesellschaftsmitglied werden, doch vorerst gelte es, ihn behutsam ans Erwachsenwerden

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