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Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)

Titel: Tod im Ebbelwei-Express (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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auf und war fortan ohne jedes Bewußtsein. Die Aktion verursachte eine Bewegung auf der nach oben offenen Richterskala. Herr Schweitzer rappelte sich sofort wieder auf, um sich auf den zweiten Gefängniswärter zu stürzen, allein, dieser war absent. Vorsichtig lugte er in den Kellergang. Nichts.
    Damit hatte er nicht gerechnet. Einerseits froh, daß ihm bis dato alles so leicht von der Hand gegangen war, andererseits verunsichert, weil ja irgendwo noch Lebensgefahr lauerte, nahm Herr Schweitzer sein Handy und schlich in den Gang hinaus. Er mußte weiterhin auf alles gefaßt sein, denn er hielt nicht viel von dem Samurai-Ideal, das besagte, das Schönste sei zu sterben wie eine Kirschblüte, die auf dem Höhepunkt ihrer Schönheit fällt.
    Eher hielt er es mit dem Sinnspruch der Aufklärung: Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.
    Genau das tat er. Herr Schweitzer ging, obgleich sein Herz wie wild hämmerte, zurück, durchsuchte den friedlich Schlummernden und nahm ihm die Waffe ab, die im Hosenbund steckte. Noch nie hatte er so ein Ding in den Fingern gehabt. Es fühlte sich kalt und gut an, strömte etwas Beruhigendes aus. Hätte der Waffenlaie Schweitzer die Browning auch noch entsichert, hätte man ohne weiteres noch das Attribut
zweckdienlich
hinzufügen können. So aber war sie bestenfalls als Hammer zu gebrauchen, aber das wußte er nicht. Also begab er sich wieder in den Gang und löschte das Licht.
    Als er eine Minute später versuchte, die Haustür zu öffnen, fand er diese verschlossen vor. Idiot. Wieder schlich er zurück und bemächtigte sich des Schlüssels, der noch immer im Schloß der schäbigen Eisentür steckte. Als er zum zweiten Mal die Treppe hinaufpirschte, entdeckte er an der Wand ein Graffiti, das forderte: Schily out statt Chillout. Auch nicht schlecht, dachte Herr Schweitzer, galt doch dieser Politiker, vornamentlich Otto, als Synonym für den Rechtsruck in diesem Lande. Just als er die letzte Stufe erreicht hatte, hörte er, wie die Haustür geöffnet wurde. Das körpereigene Adrenalin tanzte Tango. Er hielt den Atem an. Langsam zog er die Tür zu sich heran, bis sie zu quietschen anfing und er den Vorgang abbrechen mußte. Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet. Er hob die Waffe, um sie sofort abzudrücken, sollte der zweite Mafioso auf den Plan treten. Der Zweck heiligt halt die Mittel. Die Freiheit vor Augen, wollte er nicht zu guter Letzt noch als Kanonenfutter dienen. Herr Schweitzer hörte, wie die Haustür wieder abgeschlossen wurde und dann das Geräusch treppensteigender Männerschuhe. Als die Hausflurbeleuchtung sich wieder abgeschaltet hatte, bewegte er sich leise und behende wie ein indianischer Spurenleser den Korridor entlang.
    Kurz darauf hatte die Geschichte eine neue Färbung bekommen, Herr Schweitzer weilte nicht weiter unter den Unfreien. Er nahm seine Füße in die Hände und rannte. Der Taxiplatz war leer, ergo rannte er weiter. Drei Minuten und zweiundzwanzig Sekunden später verdrückte er sich in ein Gebüsch neben dem Portal der katholischen Kirche in der Pfingstbrunnenstraße und bemerkte, daß er die ganze Zeit mit der Pistole in der Hand herumgeirrt war, was aber egal war, da sich ohnenhin keine Menschenseele mehr auf den Straßen befand. Als sein Puls sich halbwegs normalisiert hatte, zückte er sein Handy und wählte.
    Wieder einmal hatte Herr Schweitzer für Furore gesorgt.
    Da für die meisen Leute Brad Pitt beziehungsweise Claudia Schiffer, je nach Geschlecht oder Neigung, unerreichbare Bettillusionen bleiben, bildet die Ziehung der Lottozahlen am Wochenende oft den Höhepunkt einer entbehrungsreichen Woche. Und man stelle sich vor, es würden tatsächlich diejenigen Zahlen gezogen, die auf dem Tippschein stehen. Exakt dieses Gefühl ward Maria zuteil, als endlich ihr Handy klingelte und sich ihr Liebster am anderen Ende der Leitung meldete.
    „Si-Si-Simon. Du lebst ja. Gott sei Dank.“ Dabei war sie gar nicht gläubig, hatte es auch gar nicht nötig, denn sie glaubte an sich, was vollauf ausreichte. „Haben sie dich geschnappt? Wollen sie Lösegeld? Wieviel?“
    An dieser Stelle gelang es Herrn Schweitzer endlich, ihren Redefluß, ihre überschäumende Freude zu unterbrechen. Männer haben mitunter das starke Bedürfnis, den Helden herauszukehren. Sensible mitteleuropäische Frauen führen das auf Zeiten zurück, als der Mann noch ein Mann war und sich beweisen mußte, indem er wilde, hochgefährliche Tiere zum Zwecke der

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