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Tod im Frühling

Tod im Frühling

Titel: Tod im Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Anscheinend wurde der Tisch eher für Hausaufgaben als für Mahlzei t en benutzt. In der Küche hatten sie einen winzigen Tisch m it Mar m orplatte gesehen, der gerade groß genug für eine Person war, zur Not vielleicht auch für zwei. Im Kühlschrank hatte m a n die verschi mm elnden Reste einer Delikatessen-Mahlzeit in Alu- Behältern gefunden sow i e eine Flasche Bier und zwei Flaschen Orangensaftkonzentrat .
    Als die Männer m i t der Durchsuchung des Schlafzimmers fertig waren, gingen der Capi t ano und der Wacht m eister hinein. Der gleiche mattgrüne Teppich, zwei Betten m it gesch n itztem und mit grüner Seide bespanntem Kopfteil, das Licht von der beleb t en Straße wurde durch einen dicken weißen Musselinvorhang gedä m pft. Trotz des Verkehrslär m s draußen auf der Piazza ging von dem Zim m er eine friedliche, inti m e At m o sphäre aus, die vielleicht etwas m it den großen, niedrigen Betten und den sanften Grün- und Weißtönen zu tun hatte. Der Capitano öffnete e i nige Schubladen des Frisiertischs. Die unterste enthielt Bettwäsche und Handtücher, die m i ttlere Pullover und Blusen, die oberste Unterwäsche. In einer der Miniaturschubladen an beiden Seiten des Spiegels fand er einen in New York abgeste m pelten Brief vom Vater d es Mädchens. Die Norwegerin hatte g esagt, daß sie in Michigan wohnten. Er steckte den Brief in seine Tasche. Die andere kleine Schublade enthielt eine Sa m mlung von Sch m uck- und Erinnerungsstücken. Einige, wie etwa der Perlenanhänger an einem Goldkettchen, waren wertvoll, andere, zum Beispiel ein abgewetzter alter Micke y -Mouse-Bleistiftanspitzer, m uß t en irgendeinen Erinnerungswert haben .
    Der grüne, blu m enbe m alte Wandschrank öffnete s i ch m i t einem Quietschen. Der Pelz m a ntel hing unter einer Bau m wollschutzhülle. Es gab auch ein paar Kleider. Sie waren elegant, teuer und wirk t en m erkwürdig alt m odisch neben dem Stapel von Jeans und Latzhosen auf dem Boden des Kleiderschranks. Der Capitano strich m it einem Finger leicht an einem sc h warzen Seidenär m el entlang. »Würde m i ch interessieren, wo sie in solchen Kleidern hingeht… «
    Der Wach tm eister bet r achtete eine Fotografie, die auf einem Gebetshocker aus dem 1 4 . Jahrhundert aufgestellt war, der neben dem Bett stand. Darauf war ein großer, beleibter Mann zu sehen, m i t beginnender Glatze, doch m it einem rosi g en, kindlichen Gesicht. Neben ih m , den Arm um ihn gelegt, stand ein Mädchen. Sie hatte langes braunes Haar, und auch sie war z i e m lich kräftig gebaut. Sie hatte das gleiche kindliche Gesicht, das bei ihr jedoch hübsch aussah .
    » Das sollten Sie m al lieb e r m itne h m e n «, sagte der Capitano m i t einem Blick über die Schulter .
    Sie schauten beide kurz ins Badezim m er. Eine alt m odische, grüngestrichene Badewanne auf Krallenfüßen, eine Menge Flaschen auf dem Glasregal vor einem vergoldeten, leicht fleckigen Spiegel, alles sauber und aufgeräu m t bis auf einen benutzten Wattebausch auf dem Rand des Waschbeckens .
    »Capitano ? «
    » S ind Sie fertig? Das Geld… ? «
    » Nichts. Etwas über hunderttausend in Scheinen zu zehntausend in der Schublade neben dem Telefon, ein bißchen Kleingeld auf dem Kühlschrank in der Küche. Das Geld ist nicht hier . «
    » Dann hat sie ' s ausgegeben, und ich würde gerne wissen wofür. Unter U m ständen lohnt es sich, m it der Frau des Portiers zu sprechen, die uns reingelassen hat. Es ist zie m lich wahrscheinl i ch, daß sie hier sauber m acht… «
    »Wir m üssen noch die Küche aufräu m en, Capitano. «
    » Machen Sie weiter. Wir gehen schon runter zur Portiersloge . « Die Portiers l oge war ein über m öblierter, fensterloser Ort, der ebenso depri m ierend wirkte wie die Frau des Port i ers. Kaum hatte der Capitano den Mund aufge m acht, um zu sagen: »Ihr Mann ist nicht da… ? «, als sie ein zerknülltes Taschentuch hervorzog und riesige Tränen ihre dicken Wangen herunterkullerten .
    » Hören Sie m ir bloß m it dem auf ! «
    »Wir wollten nur wissen, ob – «
    » Er ist hier der Portier, nicht ich. Er kriegt das Gehalt dafür, und ich krieg keine einzige Lira, nicht ein m al, um m ir ein P aar Strü m pfe zu kaufen. Jeden Tag m uß ich hier in diesem dunklen Loch sitzen – und er geht arbeiten. Er geht arbeiten, wo er das laut Vertrag gar nicht darf. Ich sollte es dürfen, nicht er. Ich will die Scheidung, jawohl, aber er rührt sich nicht, solange er zwei Gehälter bezieht und ich da bin,

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