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Tod im Frühling

Tod im Frühling

Titel: Tod im Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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u m f ür ihn zu k o chen – aber ich eß nicht m it ihm zusam m en, ich hock m ich in die kleine Küche da – können S i e sich vorstellen, was ich für ein Leben führe? Aber m ein Anwalt sagt m ir, tun Sie nichts, weil wenn ich diese Wohnung verliere, wo soll ich dann hingehen? Er ist böse, jawohl, und nie m and weiß, wie sehr ich leide. Wenn ' s v ors Gericht ko mm t, können Sie beide m eine Zeugen sein. Ich hab Sie reingelassen. Ich war hier, und von ihm keine Spur – Sie können für m ich aussagen – «
    »Wacht m eister… «
    Der Capitano wich zurück .
    »In Ordnung . «
    Der Wach tm eister set z te sich in dem trüben Licht an den Plüschtisch, auf dem eine Schale m i t Plastik o bst stand, und wandte s i ch der tränenüberströ m ten Frau zu. Ihr zusam m engeknülltes Taschentuch war schon ganz durchnäßt, aber sie wickelte es immer noch um die Finger und betupfte sich das nasse Gesicht .
    Die Männer des Capitano, denen der alte Aufzug zu langsam war, ka m en m i t dröhnenden Schr i tten die breite Steintreppe herunter. Als er sich u m wandte, um sich ihnen anzuschließen, hörte er in der Wohnung des Mädchens das Telefon klingeln. Die Wohnungstür hatte m an offengelassen, in der Annah m e, daß die Portiersfrau sie später abschließen würde. Der Capitano rannte den Flur ent l ang in das Wohnzim m er und nahm den Hörer ab. Er sagte nichts. Am andern Ende der Leitung fragte eine Männersti mm e auf Italienisch: » Bist du ' s ? «
    Es hatte kei n en Sinn, nicht zu antworten, also sagte er: » Wollen Sie Miss Maxwell sprechen ? « Der Anrufer legte auf .

7
    » U m wieviel Uhr soll das gewesen sein ? «
    » So zwischen acht und halb neun. «
    » U m die Zeit bring ich normale r weise die Kinder in die Schule. «
    »Ich wei ß « , sagte der Wacht m ei s ter geduldig, » deswegen dachte ich, daß Sie vielleicht irgendwas gesehen haben. «
    Die Frau grübelte und schob den Kinderwagen gedankenverloren hin und her .
    » Das ist schon so lange her… «
    » Fast drei W ochen. «
    »Wenn Sie m ich früher gefragt hätten… «
    » S ie waren nicht da. Wir haben jeden an der Piazza schon einmal befragt . «
    Und was hatte es gebrach t ? Jedes m al die gleiche Geschichte: erst überhaupt nichts, bis endlich die Bedeutung des Datu m s erkannt wurde – » Aber das war doch der Tag, an dem es geschneit hat. Erinnern Sie sich nich t ? « – » Doch, ich erinnere m ich . « – » E s stand sogar in der Zeitung. Angeb l ich verschiebt sich die Erde auf ihrer Achse, und wo m öglich gibt es eine neue Eiszeit . « – »Aber ist Ihnen denn nicht aufgefallen… ? «
    Es war bei allen das gleiche. Nur der Schnee war ihnen aufgefallen. Jetzt war gerade Signora Rosi an der Reihe .
    » M o m ent mal! Der erste März, haben Sie gesag t ? Aber das war doch der Tag, an dem es geschneit hat. Jetzt erinnere ich m i ch wieder! «
    Es hatte kei n en Zweck, wütend zu werden. Denn an was konn t e der Wachtmeister selbst sich noch er i nnern, außer an den Schnee? Im m er wieder hatte er die Szene in sei n er Erinnerung vorbeiziehen lassen. Das war so eine Spezialität v on ih m . W e nn ihn je m and fragte, was zu einem bestim m ten Zeitpunkt passiert war, konnte er es nicht sofort sagen, weil er seine Erinnerungen nie in Worte faßte. Doch wenn m an ihm Zeit ließ, konnte er jede beliebige Szene wie einen Film zurückspulen und sie noch ein m al betrachten, er konnte die Bilder nach Belieben anhalten und weiterlaufen lassen, um Bereiche und E inzelheiten zu untersuchen, die ihm da m als nicht aufgefallen waren. E s war natürlich ein langsa m er Prozeß. Er hatte den Ruf, etwas schwer von Begriff zu sein, aber das beunruhigte ihn nicht im geringsten. Er war seit seiner Schulzeit daran gewöhnt, da dieses Erinnerungssystem auf gestreßte Lehrer oder ungeduldige Prüfer keinen guten Eindruck machte, zu m al es bei Büchern überhaupt nicht funktionierte .
    Signora Rosi durfte ihren unterbrochenen Gang fortsetzen. Sie schob ihren Kinderwagen über den Hof des Pa l azzo Pitti in die Boboli-Gärten, um zusam m en m it den anderen Müttern und Kleinkindern des Viertels die Nach m ittagsluft zu genießen .
    Der stechend grelle Sonnenschein, der von kalten Winden begleitet u nd m it langanhaltenden, schweren Regenfällen durchsetzt war, wich endlich richtigem Frühlingswetter: war m e Sonne und federleichte Schauer. Der Wacht m eister überquerte den sonnigen Vorhof und trat in den Schatten des Steintorbogens. In seinem

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