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Tod im Herbst

Tod im Herbst

Titel: Tod im Herbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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gibt, nehme ich an, daß Sie nicht interessiert sind.«
    »Nein, nein.«
    »Wenn Ihnen der Geruch zuviel wird, können Sie eine Maske bekommen.«
    Der Professor selbst war offensichtlich immun.
    »Ist nicht so wichtig«, sagte der Wachtmeister. Er war s o i n Gedanke n verloren , da ß e r de n widerliche n Käsege ruch ohnehin nicht merkte. Er starrte angestrengt auf die Überreste des Jungen, sah die verräterischen Einstiche auf den dreckig-gelben Armen.
    »Er ist sehr dünn«, murmelte er nach einer Weile.
    »Das sind die meisten Rauschgiftsüchtigen. Obwohl de r hie r vermutlic h noc h nich t s o lang e dabe i war . E s gibt kein e Einstich e a n de n Schenkeln . Ic h werd e woh l morgen damit anfangen, wenn in der Zwischenzeit nichts Dringendes kommt. Das Problem bei einem verseiften Körper ist, daß er, sobald er trocken geworden ist, sehr zerbrech lic h ist , wi e Kreide . J e frühe r ic h als o anfange , dest o besser. Aber ich kann Ihnen schon jetzt sagen, daß er innendrin ziemlich schlimm aussehen wird und daß ich Ihnen wohl nicht viel werde erzählen können.«
    »Wenn er aber so gut erhalten ist...«
    »De r Proze ß wirk t vo n auße n nac h innen , wa s eine m bei Einstichen an der Oberfläche wie diesen hier weiterhilft, abe r e s nütz t eine m ga r nichts , wen n ma n wisse n will , was er zuletzt gegessen hat, in welchem gesundheitlichen Zustand er war und so weiter.«
    »Und die Todesursache?«
    »Glückssache.« Der Professor zuckte mit den Schultern. »Hier in diesem Fall haben wir den Beweis vor uns, daß es sich um einen Rauschgiftsüchtigen handelt. Dazu kommt, daß der Fundort, ein überaus beliebter Treffpunkt vo n Fixern , sowi e da s Fehle n vo n Papiere n au f ein e Übe r dosis schließen lassen. Seine Freunde dürften die Leiche liegengelassen haben. Beweisen kann ich es Ihnen nicht. Von seiner Leber wird nichts Analysierbares mehr vor hande n sein , un d auc h da s Blu t wir d i n Verwesun g überge gangen sein. Es gibt kein bißchen Fleisch an Hals und Gesicht, beispielsweise. Was, wenn jemand ihn erwürgt hat, wie die Frau im Pelzmantel? Es ist unwahrscheinlich, abe r ic h wil l nu r sagen , da ß ic h da s Gegentei l nich t bewei se n kann.«
    »Jaa... « War dies der Moment, in dem sich der Gedanke ihm aufgedrängt hatte oder ihm zu Bewußtsein gekommen war, als wäre er schon immer dort vorhanden gewesen? Nicht daß er annahm, der Junge sei erwürgt worden , obwoh l vielleich t auc h da s ein e Möglichkei t war, die man prüfen sollte.
    Jetzt sah er den Hauptmann an, beobachtete ihn scharf, während jener darauf wartete, daß er zur Sache käme. Er konnt e noc h imme r di e ganz e Sach e al s vie l zu vage abbr e chen, doch vorsichtig fuhr er fort: »Der Autopsiebericht im Fall Vogel...«
    »Ja?«
    »Haben Sie noch ein Exemplar hier?«
    »Es liegt beim Staatsanwalt.«
    Das war dumm gewesen, dachte der Wachtmeister. Im Gerichtsmedizinischen Institut lag bestimmt noch ein Exemplar, er hätte den Professor befragen können. Dann hätt e e r sic h di e ganz e Sach e noc h einma l durc h de n Kopf gehen lassen können, ehe er mit dieser waghalsigen Theorie ankam.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte er bedächtig. »Sie haben mir zwar eine Zusammenfassung gegeben, aber Sie haben nicht erwähnt... Ich habe mich gefragt, ob sie wohl ein Kin d zu r Wel t gebrach t hat.«
    »Ja«, sagte der Hauptmann, »hat sie.«
    »Wann war das? Stand da etwas drin?«
    »Wenn ich mich recht erinnere, war von einer fünfzehn bis zwanzig Jahre alten Narbe die Rede.«
    Der Wachtmeister war offenkundig erleichtert, es machte ihm nichts aus, die Bilder, so wie sie kamen, heraussprudeln zu lassen.
    »Die Sache ist die – als ich mit der Frau sprach, die Signor a Voge l i n diese m Restauran t zusamme n mi t einem jungen Mann, einem Kind fast, gesehen hatte... na ja, irgendwie hatte ich im Hinterkopf die Vorstellung, wenn diese Frau dort mit ihrem Sohn war, warum sollte Signora Vogel dann nicht mit ihre m Soh n dor t sein.. . Ic h wußte eben nur nicht, daß sie einen hatte. Und überhaupt, diese Frau war nicht dumm, und man erkennt meistens, wenn man es mit Mutter und Sohn zu tun hat. Aber Signora Vogel hat fünfzehn Jahre in Italien gelebt. Worauf ich hinau s will : Wen n e s ih r Soh n war , dan n ha t si e ih n kaum gekannt. Diese Art Beziehung konnte sie nicht gehabt haben... Ich weiß nicht, ob ich mich klar ausdrücke.«
    »Fahren Sie fort!«
    »Diese Jungs in der Villa... Ich bin noch immer der

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